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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gesehen und wie darauf reagiert…?«
    »Ich habe ›Ist da jemand?‹ gerufen, Herr.«
    »Ach? Und wenn du darauf ein Nein gehört hättest? Schon gut.
    Du brauchst, diese Frage nicht zu beantworten. Was geschah
    dann?«
    »Äh… ich hörte, wie noch mehr Glas zerbrach, und als ich nach
    vorn zurückkam, stand die Tür offen, und die Einbrecher waren
    fort. Ich bin zur Wache gelaufen und habe Hauptmann Karotte
    Bescheid gegeben. Immerhin liegt ihm dieser Ort sehr am Her-
    zen.«
    »Danke… Ping, nicht wahr?«
    »Ja, Herr.« Zwar war die entsprechende Frage nicht gestellt wor-
    den, aber Ping zögerte nicht, sie trotzdem zu beantworten. »Das
    Wort stammt aus einem Dialekt und bedeutet ›Rieselwiese‹, Herr.«
    »Na schön. Du kannst gehen.«
    Der Obergefreite verbarg seine Erleichterung nicht und eilte
    fort.
    Mumm ließ seine Gedanken treiben. Er mochte diese Augenbli-
    cke, die kleine Schale aus Zeit, wenn das Verbrechen direkt vor
    ihm lag und er glaubte, dass die Welt verstanden werden konnte.
    Zu diesem Zeitpunkt sah man richtig hin, um zu erkennen, was da war, und manchmal erwiesen sich die nicht vorhandenen Dinge als
    besonders interessant.
    Ein etwa neunzig Zentimeter hoher Sockel hatte die Steinsem-
    mel getragen und der Glaskasten mit dem Ausstel ungsstück war
    fest damit verschraubt gewesen.
    »Die Diebe haben das Glas nicht absichtlich zerbrochen«, sagte
    Mumm nach einer Weile.
    »Wie kommst du darauf, Herr?«
    »Hier, sieh nur.« Mumm deutete auf drei nebeneinander liegende
    gelöste Schrauben. »Sie haben versucht, den Kasten auseinander zu
    nehmen. Dabei muss etwas schief gegangen sein.«
    »Aber was hat dies al es für einen Sinn ?«, fragte Karotte. »Es ist doch nur eine Nachbildung, Herr! Selbst wenn sich dafür ein Käufer findet – ihr Wert beträgt höchstens einige Dol ar.«
    »Eine gute Nachbildung könnte man gegen das echte Exemplar
    austauschen«, sagte Mumm.
    »Sicher, ein solcher Versuch wäre zumindest denkbar«, räumte
    Karotte ein. »Allerdings gibt es dabei ein Problem.«
    »Welches?«
    »Zwerge sind nicht dumm, Herr. Ein großes Kreuz ist in die Un-
    terseite der Nachbildung geritzt. Außerdem besteht sie nur aus
    Gips.«
    »Oh.«
    »Aber es war eine gute Idee, Herr«, sagte Karotte aufmunternd.
    »Du konntest es nicht besser wissen.«
    »Ich frage mich, ob die Diebe darüber informiert sind.«
    »Selbst wenn sie nichts wussten – sie konnten wohl kaum hof-
    fen, damit durchzukommen.«
    »Die echte Steinsemmel wird streng bewacht«, erklärte Grinsi.
    »Die meisten Zwerge haben fast nie die Chance, sie zu sehen.«
    »Und die Leute würden Verdacht schöpfen, wenn jemand einen
    großen Stein unter dem Pul over versteckt«, sagte Mumm mehr zu
    sich selbst. »Es handelt sich also um ein dummes Verbrechen. An-
    dererseits fühlt es sich nicht dumm an. Ich meine, warum sol te
    sich jemand so viel Mühe machen? Das Schloss der Tür ist ein
    Witz. Man könnte es einfach aus dem Holz treten. Wenn es meine
    Absicht wäre, ein solches Ding zu drehen… ich hätte mir das Ding
    einfach geschnappt und mich dann aus dem Staub gemacht, noch
    während das Glas klirrte. Warum hat jemand um diese Zeit in der
    Nacht solchen Wert darauf gelegt, leise zu sein?«
    Grinsi suchte unter einer anderen Vitrine und fand einen
    Schraubenzieher, an dem ein wenig Blut klebte.
    »Seht ihr?«, fragte Mumm. »Etwas ist ins Rutschen geraten, und
    jemand hat sich in die Hand geschnitten. Was hat das alles für ei-
    nen Sinn, Karotte? Katzenpisse und Schwefel und Schraubenzieher… Ich hasse es, wenn es zu viele Spuren gibt. Das macht die
    Lösung des Falls viel schwieriger.«
    Er ließ den Schraubenzieher fallen. Der Zufall wollte es, dass er
    sich mit der Spitze in den Boden bohrte und zitternd stecken blieb.
    »Ich gehe heim«, sagte Mumm. »Bestimmt finden wir mehr her-
    aus, wenn die Sache zu stinken beginnt.«

    Den folgenden Morgen verbrachte Mumm mit dem Versuch,
    mehr über zwei fremde Länder herauszufinden. Eins davon stel te
    sich als Ankh-Morpork heraus.
    Überwald war nicht weiter schwer. Die Region war etwa fünf-
    oder sechsmal größer als die ganze Sto-Ebene und erstreckte sich
    bis zur Mitte. Dort gab es so viele Wälder, kleine Bergketten und
    Flüsse, dass es bisher niemandem gelungen war, eine Karte mit
    al en Einzelheiten zu zeichnen. Überwald war auch nicht er-
    forscht.* Die dort Lebenden hatten Besseres zu tun, und wer von
    außerhalb kam, um al es zu erkunden, verschwand für immer

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