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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zu
    beginnen und sich anderen vernünftigen Dingen zu widmen.

    Korporal Grinsi Kleinpo war eine Sie und somit eine seltene Blu-
    me in Ankh-Morpork.
    Man konnte keineswegs behaupten, dass sich Zwerge nicht für
    Sex interessierten. Sie erkannten durchaus die Notwendigkeit neu-
    er Zwerge, denen man sein Eigentum vererben konnte und die die
    Arbeit in den Bergwerken fortsetzten. Al erdings sahen sie nur
    privat einen Sinn darin, zwischen den Geschlechtern zu unter-
    scheiden. In der Zwergensprache gab es kein weibliches Prono-
    men, und auch keine allein für Frauen bestimmte Arbeit, sobald
    die Kinder feste Nahrung zu sich nahmen.
    Dann kam Grinsi Kleinpo nach Ankh-Morpork und sah zum
    ersten Mal Männer, die keine Kettenhemden oder Unterwäsche aus Leder* trugen, sich stattdessen mit interessanten Farben und aufre-gendem Make-up schmückten, und diese Männer hießen »Frau-
    en«**. Daraufhin keimte eine Frage in ihrem kugeligen Kopf: »Wa-
    rum nicht auch ich?«
    Inzwischen schimpfte man sie in Kellern und Zwergenkneipen
    überal in der Stadt den ersten Zwerg von Ankh-Morpork, der
    einen Rock trug. Er bestand aus strapazierfähigem braunen Leder
    und war so objektiv erotisch wie ein Stück Holz, doch manche
    ältere Zwerge deuteten darauf hin, dass sich irgendwo darunter
    seine Knie befanden.***
    Schlimmer noch: Sie mussten nun erkennen, dass unter ihren
    Söhnen auch – sie erstickten fast an dem Wort – »Töchter« waren.
    Grinsi bildete nur die Schaumkrone ganz oben auf der Wel e. Ei-
    nige jüngere Zwerge begannen vorsichtig damit, Lidschatten auf-
    zutragen, und sie behaupteten sogar, kein Bier zu mögen. Der
    Strom der Veränderung spülte durch die Gesel schaft der Zwerge.
    Die Zwergengesellschaft verbot es nicht, Steine nach denen zu
    werfen, die in einem solchen Strom schwammen, aber Hauptmann
    Karotte hatte keine Zweifel daran gelassen, dass er ein solches
    Verhalten als Angriff auf einen Angehörigen der Wache interpre-
    tieren musste, was Konsequenzen nach sich ziehen würde: Ganz gleich, wie klein die Übeltäter sein mochten – sie konnten nicht damit rechnen, dass ihre Füße den Boden berührten.
    Natürlich hatte Grinsi Bart und Helm behalten. Es war eine Sa-
    che, sich als Frau zu erklären. Etwas ganz anderes war es, auf die
    Identität als Zwerg zu verzichten.
    »Klarer Fall von Einbruch, Herr«, sagte sie, als Mumm herein-
    kam. »Die Unbekannten haben das Fenster des Hinterzimmers
    geöffnet und dabei sehr saubere Arbeit geleistet. Als sie das Muse-
    um verließen, verzichteten sie darauf, die Tür zu schließen. Die

    * Beziehungsweise von der Art, wie sie selbst sie trug.
    ** Und seit kurzer Zeit auch Korporal Nobbs.
    *** Sie brachten es nicht fertig, von ihren Knien zu sprechen.
    Vitrine mit der Steinsemmel wurde zertrümmert. Es liegt überal
    Glas um den Sockel. Andere Dinge sind offenbar nicht gestohlen
    worden. Es gibt viele Fußabdrücke im Staub. Ich habe einige Bil-
    der angefertigt, aber die Spuren bilden ein ziemliches Durcheinan-
    der. Eigentlich lässt sich damit kaum etwas anfangen. Das wär’s im
    Großen und Ganzen.«
    »Keine fal en gelassenen Zigarettenstummel?«, fragte Mumm.
    »Und keine Brieftaschen oder Zettel mit notierten Adressen?«
    »Nein, leider. Es waren keine besonders hilfsbereiten Diebe.«
    »Das kann man wohl sagen«, murmelte Karotte.
    »Mir ist da etwas aufgefallen«, ließ sich Mumm vernehmen. »Wa-
    rum riecht es jetzt noch stärker nach Katzenpisse?«
    »Ein ziemlich strenger Geruch, nicht wahr?«, erwiderte Grinsi.
    »Schwefel scheint ebenfalls mit drin zu sein. Obergefreiter Ping
    meint, er hätte al es so vorgefunden, als er hier eintraf. Aber es
    fehlen Katzenspuren.«
    Mumm ging in die Hocke und betrachtete die Glassplitter. »Wie
    wurden wir auf diesen Fal aufmerksam?«, fragte er und berührte
    einige Bruchstücke.
    »Obergefreiter Ping hörte das Klirren, Herr. Er ging zur Rücksei-
    te des Museums und entdeckte das offene Fenster. Dann ver-
    schwanden die Täter durch die Vordertür.«
    »Was ich sehr bedauere, Herr.« Ping trat vor und salutierte. Er
    war ein achtsam wirkender junger Mann, der ständig den Eindruck
    erweckte, eine Frage stellen zu wol en.
    »Wir alle machen Fehler«, sagte Mumm. »Du hast gehört, wie
    Glas zerbrach?«
    »Ja, Herr. Und jemand fluchte.«
    »Tatsächlich? Wonach klang es?«
    »Äh… nach ›verdammter Mist‹, Herr.«
    »Und dann bist du zur Rückseite des Museums gegangen, hast
    das aufgebrochene Fenster

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