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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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müssen,
    deshalb sol ten wir genügend Spezialitäten aus Ankh-Morpork
    mitnehmen. Um ein Zeichen zu setzen. Was hältst du davon, wenn
    wir uns von einem Koch begleiten lassen?«
    »Ja, Schatz. Das wäre eine gute Idee. Außerhalb von Ankh-
    Morpork weiß niemand, wie man ein ordentliches Hachsenbröt-
    chen macht.«
    Sybil war beeindruckt. Vollständig im automatischen Modus
    funktionierende Ohren hatten den Mund veranlasst, einen kleinen,
    aber durchaus relevanten Diskussionsbeitrag zu leisten.
    »Glaubst du, wir sollten den Alligator mitnehmen?«, fragte sie.
    »Ja, das könnte ratsam sein.«
    Sybil beobachtete Sams Gesicht. Kleine Furchen bildeten sich
    auf seiner Stirn, als die Ohren das Gehirn anstießen. Er blinzelte.
    »Welchen Alligator?«
    »Du warst meilenweit entfernt, Sam. In Überwald, nehme ich
    an.«
    »Entschuldige.«
    »Gibt es ein Problem?«
    »Warum schickt er mich, Sybil?«
    »Bestimmt teilt Havelock meine Ansicht, dass es verborgene Tie-
    fen in dir gibt, Sam.«
    Mumm sank etwas tiefer in den Sessel, und ein Schatten fiel auf
    sein Gesicht. Sybil war sehr praktisch und einfühlsam, doch in
    ihrem Wesen gab es einen hartnäckigen Fehler: Sie bestand darauf,
    ihn für einen Mann mit vielen Talenten zu halten. Er wusste, dass es verborgene Tiefen in ihm gab, doch sie enthielten nichts, was er an
    die Oberfläche bringen wol te. Gewisse Dinge ließ man besser
    ruhen.
    Darüber hinaus wuchs in seinem Innern ein Unbehagen, das ihm
    keine Ruhe gönnte. Wäre er in der Lage gewesen, die richtigen
    Worte zu finden, hätte er es viel eicht so beschrieben: Polizisten
    fuhren nicht in Urlaub. Der Patrizier hatte einmal selbst darauf
    hingewiesen, dass sich überal dort Verbrechen ereigneten, wo sich
    Polizisten aufhielten. Woraus folgte: Wenn er nach Bums reiste –
    oder wie auch immer der verdammte Ort hieß –, würde es dort zu
    einem Verbrechen kommen. Solche »Überraschungen« hielt die
    Welt ständig für Angehörige der Polizei bereit.
    »Es wäre nett, Serafine wieder zu sehen«, sagte Sybil.
    »Ja, in der Tat«, erwiderte Mumm.
    In Bums war er natürlich kein Polizist, zumindest nicht offiziell.
    Je länger er darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihm die ganze
    Sache. Sie gefiel ihm noch weniger als al die anderen Dinge.
    Mumm hatte sich nur selten außerhalb von Ankh-Morpork auf-
    gehalten. Bei diesen wenigen Gelegenheiten hatte er entweder an-
    dere Städte besucht, wo man einer Dienstmarke aus Ankh-
    Morpork mit großen Respekt begegnete, oder irgendwelche Ver-
    brecher verfolgt – die älteste und ehrenvollste Aktivität eines jeden Polizisten. Karottes Auskünfte deuteten darauf hin, dass Mumms
    Dienstmarke in Bums nicht mehr war als Bal aststoff auf irgendei-
    ner Speisekarte.
    Erneut bildeten sich dünne Falten auf seiner Stirn. »Serafine?«
    »Lady Serafine von Überwald«, sagte Sybil. »Feldwebel Anguas
    Mutter. Im vergangenen Jahr habe ich dir von ihr erzählt, weißt du
    noch? Wir haben zusammen das Mädchenpensionat besucht. Na-
    türlich wussten wir alle, dass sie ein Werwolf war, aber damals
    hätte es niemand auch nur im Traum gewagt, über solche Dinge zu
    reden. Es gehörte sich einfach nicht. Natürlich gab es da den Zwischenfal mit dem Skilehrer, aber ich bin sicher, dass er in eine
    Gletscherspalte gestürzt ist oder so. Serafine hat den Baron gehei-
    ratet, und sie wohnen außerhalb von Burums. Ich nehme jedes
    Silvesterfest zum Anlass, ihr zu schreiben und von Neuigkeiten zu
    berichten. Sie stammt aus einer sehr alten Werwolffamilie.«
    »Reinrassig«, kommentierte Mumm geistesabwesend.
    »Es würde Angua bestimmt nicht gefal en, das zu hören, Sam.
    Mach dir keine Sorgen. Du bekommst bestimmt Gelegenheit, dich zu entspannen. Die Abwechselung wird dir gut tun.«
    »Ja, Schatz.«
    »Es könnten zweite Flitterwochen für uns sein«, sagte Sybil.
    »Ja, stimmt«, entgegnete Mumm und dachte daran, dass sie aus
    dem einen oder anderen Grund nie erste Flitterwochen gehabt
    hatten.
    »Da wir gerade bei dem, äh, Thema sind…«, sagte Sybil und zö-
    gerte kurz. »Erinnerst du dich daran, dass ich die alte Frau Zufrie-
    den besuchen wol te?«
    »Oh, ja, wie geht es ihr?« Mumm starrte erneut zum Kamin. Es
    waren nicht nur alte Schulfreunde. Manchmal hatte er den Ein-
    druck, dass Sybil zu allen Leuten Kontakt hielt, die sie jemals ken-
    nen gelernt hatte. Ihre Adressenliste für die Silvesterkarten bean-
    spruchte so viel Platz, dass sie ein zweites Buch beginnen

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