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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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grollte der Troll. »Herr Keinesorge
    immer meinte, sie gratis sind für die Wache.«
    »Das war sehr freundlich von ihm«, sagte Hauptmann Colon.
    »Ja, er immer meinte, wir auf keinen Fall wol en noch mehr ver-
    dammte Polizisten in der Stadt.«
    Eine Taube wählte diesen diplomatischen Augenblick, um in die
    Fabrik zu fliegen, auf Colons Schulter zu landen und ihn dort zu
    befördern. Colon hob die Hand, griff nach der Nachrichtenkapsel
    und entfaltete ihren Inhalt.
    »Eine Mitteilung von Besuch«, sagte er. »Es gibt eine Spur,
    schreibt er.«
    »Und wohin führt sie?«
    »Zu keinem bestimmten Ort, Nobby. Es ist einfach nur eine
    Spur.« Colon nahm den Helm ab und wischte sich Schweiß von
    der Stirn. Er hatte gehofft, dass er genau dies vermeiden konnte.
    Tief in seinem lädierten Herzen ahnte er, dass es Mumm und Ka-
    rotte gut verstanden, Spuren miteinander in Verbindung zu brin-
    gen und über sie nachzudenken. Das war ihr Talent. Er hatte ande-
    re: Er konnte gut mit Leuten umgehen, und er verfügte über einen
    glänzenden Brustharnisch. Außerdem konnte er selbst im Schlaf
    feldwebeln.
    »Na schön, schreib deinen Bericht«, sagte er. »Gute Arbeit. Wir
    kehren jetzt zur Wache zurück.«
    »Mir wächst diese Sache über den Kopf«, meinte Colon, als sie
    fortgingen. »Und dann der Papierkram. Du weißt ja, was ich von
    Papierkram halte, Nobby.«
    »Du bist nur ein gründlicher Leser, das ist alles, Fred«, erwiderte
    Nobby. »Ich habe beobachtet, wie du eine ganze Ewigkeit lang
    eine einzelne Seite gelesen hast. ›Er verarbeitet den Text meister-
    haft‹, dachte ich.«
    Colons Miene erhel te sich ein wenig. »Ja, darum geht’s mir. Um
    Gründlichkeit beim Lesen.«
    »Selbst wenn es nur die Speisekarte im klatschianischen Imbiss
    ist… Ich habe gesehen, wie du dir für jede Zeile eine Minute Zeit
    genommen hast.«
    »Ich möchte beim Essen eben keine Überraschungen erleben.«
    Colon schob die Brust vor. Besser gesagt: Er drückte sie ein wenig
    nach oben.
    »Du brauchst einen Adjutanten«, sagte Nobby und hob sein
    Kleid, als er über eine Pfütze hinwegtrat.
    »Tatsächlich?«
    »Na klar«, bestätigte Nobby. »Weil du die Verantwortung trägst
    und deinen Männern ein Beispiel geben musst.«
    »Oh. Ja«, sagte Colon und freundete sich vol er Erleichterung mit
    dieser Vorstel ung an. »Man kann schließlich nicht von mir erwar-
    ten, dass ich all diese Pflichten erfülle und lange Worte lese.«
    »Natürlich nicht«, bekräftigte Nobby. »Außerdem fehlt in der
    Wache jetzt ein Feldwebel.«
    »Guter Hinweis, Nobby. Es gibt bestimmt viel zu tun.«
    Eine Zeit lang gingen sie schweigend weiter.
    »Du könntest jemanden befördern«, sagte Nobby.
    »Tatsächlich?«
    »Was hat’s für einen Sinn, der Boss zu sein, wenn das nicht mög-
    lich sein sollte?«
    »Stimmt. Außerdem haben wir es mit einer Art Notfal zu tun.
    Hmm… irgendwelche Vorschläge, Nobby?«
    Nobby seufzte innerlich. Durch Zement fiel der sprichwörtliche
    Groschen schneller als bei Fred Colon.
    »Mir fäl t da ein ganz bestimmter Name ein«, sagte er.
    »Ah, ja. Reg Schuh, nicht wahr? Schreibt gut. Denkt klar. Be-
    wahrt immer einen kühlen Kopf.« Colon zögerte kurz. »Ist über-
    haupt recht kalt.«
    »Und ein wenig tot«, fügte Nobby hinzu.
    »Ja, ich schätze, das könnte man gegen ihn anführen.«
    »Außerdem fallen ihm immer wieder Körperteile ab«, meinte
    Nobby.
    »Stimmt«, erwiderte Hauptmann Colon. »Es ist nicht gerade an-
    genehm, jemandem die Hand zu schütteln und dann mehr Finger
    zu haben als vorher.«
    »Vielleicht solltest du nach jemandem Ausschau halten, den man
    bisher ungerechtfertigterweise übersehen hat«, sagte Nobby; er
    ging jetzt aufs Ganze. »Nach jemandem, dessen Gesicht gewissen
    Leuten nicht gefäl t. Dessen Erfahrungen bei der Wache im Al -
    gemeinen und bei der Verkehrskontrolle im Besonderen der Stadt
    von großem Nutzen wären, wenn gewisse Leute nicht immer wie-
    der auf ein oder zwei Verfehlungen hinweisen würden, die ohne-
    hin erfunden sind.«
    Das Morgengrauen der Intelligenz brachte ein wenig Licht in die
    weiten Regionen von Colons Gesicht.
    »Ah«, sagte er. »Ich verstehe. Warum hast du das nicht gleich gesagt, Nobby?«
    »Nun, es ist deine Entscheidung, Fred… ich meine Hauptmann «, erwiderte Nobby ernst.
    »Aber angenommen, Herr Mumm ist nicht einverstanden? Er
    kommt in einigen Wochen zurück.«
    »Das dürfte Zeit genug sein«, erwiderte Nobby.
    »Und es macht dir nichts

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