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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weil er ihnen den Blick versperrte. Und wie viele zu groß
    geratene Personen war er von sanftem, schüchternem Wesen. Er
    neigte dazu, sich von anderen sagen zu lassen, was er tun sol te.
    Hätte ihn das Schicksal zu einem Bandenmitglied gemacht, wäre er
    zweifellos der »Gorilla« gewesen. In der Wache diente er als
    Schutzschild. Andere Wächter spähten hinter ihm hervor.
    »Offenbar begann der Aufruhr in Gimlets Feinkostbude«, sagte
    Mumm, als sich der Rest der Wache näherte. »Lass Gimlet aussa-
    gen.«
    »Das ist keine gute Idee, Herr«, sagte Karotte mit fester Stimme.
    »Er hat nichts gesehen.«
    »Woher willst du wissen, dass er nichts gesehen hat? Du hast ihn
    doch noch gar nicht gefragt.«
    »Ich bin ganz sicher, Herr. Er hat nichts gesehen und auch nichts
    gehört.«
    »Obwohl wütende Zwerge sein Restaurant verwüstet haben und
    draußen übereinander hergefal en sind?«
    »Ja, Herr.«
    »Ah. Verstehe. Niemand ist so taub wie derjenige, der nicht hö-
    ren will.«
    »Etwas in der Art, Herr, ja. Jetzt ist alles vorbei, Herr. Bestimmt
    wurde niemand ernsthaft verletzt. Es wäre sicher besser, wenn wir
    die Sache einfach vergessen, Herr.«
    »Ist es eine dieser privaten Zwergenangelegenheiten, Haupt-
    mann?«
    »Ja, Herr…«
    »Nun, wir sind hier in Ankh-Morpork, Hauptmann, nicht in ir-
    gendeinem Bergwerk, und meine Aufgabe besteht darin, für Ord-
    nung zu sorgen. Dies hier sieht mir nicht nach Ordnung aus, Hauptmann. Was sol en die Leute von Krawal en in den Straßen
    halten?«
    »Sie würden sagen: Dies ist ein weiterer Tag im Leben einer gro-
    ßen Stadt«, erwiderte Karotte steif.
    »Ja, ich nehme an, da hast du Recht. Allerdings…« Mumm hob
    einen stöhnenden Zwerg hoch. »Wer hat dich so zugerichtet?«,
    fragte er. »Und komm mir bloß nicht mit irgendwelchen Ausflüch-
    ten. Einen Namen will ich von dir hören!«
    »Agi Hammerklau«, brummte der Zwerg und zappelte.
    »Na schön.« Mumm ließ ihn los. »Schreib den Namen auf, Ka-
    rotte.«
    »Nein, Herr«, sagte Karotte.
    »Wie bitte?«
    »Es gibt keinen Agi Hammerklau in der Stadt, Herr.«
    »Kennst du jeden Zwerg?«
    »Ich kenne viele von ihnen, Herr. Einem gewissen Agi Hammer-
    klau kann man nur in Bergwerken begegnen, Herr. Er ist eine Art
    boshafter Geist, Herr. Wenn zum Beispiel jemand sagt ›Steck es
    dorthin, wo Agi seine Kohle aufbewahrt‹, so meint er damit…«
    »Ja, ich verstehe«, sagte Mumm. »Soll das heißen, ein Phantom
    hat den Krawal begonnen?« Der Zwerg war klugerweise hinter der
    nächsten Ecke verschwunden.
    »Mehr oder weniger, Herr. Bitte entschuldige.« Karotte trat über
    die Straße und zog zwei weiße Paddel hinter dem Gürtel hervor.
    »Von hier aus kann man den Turm sehen. Ich schicke besser eine
    Nachricht.«
    »Warum?«
    »Weil wir einen Termin beim Patrizier haben und ihm mitteilen
    sollten, dass wir uns ein wenig verspäten.«
    Mumm holte seine Uhr hervor und starrte darauf hinab. Allem
    Anschein nach war es wieder einer von diesen Tagen… so wie
    man sie in letzter Zeit jeden Tag erlebte.

    Das ist die Natur des Universums: Eine Person, die einen stets
    zehn Minuten warten lässt, ist an jenem Tag, an dem man sich
    verspätet, zehn Minuten früher zugegen – und vermeidet dann jeden Hinweis darauf.
    »Bitte entschuldige die Verspätung, Herr«, sagte Mumm, als sie
    das Rechteckige Büro betraten.
    »Oh, ihr seid zu spät?«, fragte Lord Vetinari und blickte von di-
    versen Dokumenten auf. »Ich habe es gar nicht bemerkt. Der
    Grund ist hoffentlich nichts Ernstes?«
    »Ein Brand im Gebäude der Narrengilde, Herr«, sagte Karotte.
    »Viele Opfer?«
    »Nein, Herr.«
    »Nun, das freut mich«, entgegnete der Patrizier vorsichtig und
    legte seinen Stift beiseite.
    »Was gibt es zu besprechen…?« Er zog ein weiteres Dokument
    heran und las es rasch.
    »Ah, wie ich sehe, haben die Verkehrskontrollen den gewünsch-
    ten Effekt.« Er deutete auf einen großen Stapel Papier. »Die Gilde
    der Fuhrleute und Kutscher beschwert sich dauernd. Gute Arbeit.
    Bitte richtet Feldwebel Colon und seinen Mitarbeitern meinen
    Dank aus.«
    »Ja, Herr.«
    »An nur einem Tag wurden Klammern an siebzehn Karren, zehn
    Pferden, achtzehn Ochsen und einer Ente angebracht.«
    »Sie parkte an einer verbotenen Stelle.«
    »Zweifellos. Das lässt ein sonderbares Muster erkennen.«
    »Herr?«
    »Viele der Fuhrleute sagten aus, sie hätten nicht in dem Sinne
    geparkt, sondern nur angehalten, während eine sehr alte und sehr
    hässliche

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