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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gab.
    Sicher dauerte es nicht mehr lange, bis Karotte den großen Wolf
    bemerkte, der al ein am Feuer saß. Und dann würden die Fetzen
    fliegen. Tja, Menschen…
    Über seine eigene Abstammung wusste Gaspode nichts Genau-
    es. Er hatte etwas von einem Terrier und viel eicht auch von einem
    Spaniel. Dazu kamen ziemlich viele Promenadenmischungen und
    möglicherweise auch irgendein Bein. Doch er hielt mit unerschüt-
    terlicher Entschlossenheit an dem Glauben fest, dass in jedem
    Hund etwas von einem Wolf steckte, und der Wolf in Gaspode
    verkündete folgende warnende Botschaft: Man sol te es vermeiden,
    den Wolf am Feuer auch nur direkt anzusehen.
    Er wirkte nicht in dem Sinne gemein oder boshaft. Das war auch
    gar nicht nötig. Er blieb selbst dann in eine Aura kompetenter
    Macht gehüllt, wenn er ganz still saß. Gasode hatte viele Straßen-
    kämpfe zwar nicht gewonnen, aber überlebt, und deshalb wusste
    er: Gegen ein solches Geschöpf würde er nicht einmal dann antre-
    ten, wenn er auf die Hilfe von zwei Löwen und eines Mannes mit
    einer Axt zurückgreifen könnte.
    Er näherte sich einer Wölfin, die hochnäsig ins Feuer blickte.
    »Hallo, Süße«, grüßte er.
    » Was hast du gesagt?«
    Gaspode dachte noch einmal über seine Strategie nach. »Hal o,
    Teuerste… äh… Wolfsdame«, brachte er hervor.
    Die emotionale Temperatur sank noch weiter und stellte klar,
    dass er auch auf diese Weise keinen Erfolg erzielen würde.
    »Äh, Fräulein?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Die Wölfin drehte den Kopf und richtete ihre Schnauze auf ihn.
    »Was bist du?« Eis glitt von jeder einzelnen Silbe.
    »Ich heiße Gaspode«, bel te Gaspode mit irrer Fröhlichkeit. »Ich
    bin ein Hund. Das ist eine Art Wolf, in gewisser Weise. Und wie
    heißt du?«
    »Verschwinde.«
    »Nichts für ungut. Äh, wie ich hörte, wählen Wölfe einen Partner
    fürs ganze Leben.«
    »Und?«
    »Ich würde mich gern zur Verfügung stellen…«
    Gaspode erstarrte, als die Schnauze der Wölfin nur wenige Zen-
    timeter vor seiner eigenen zuschnappte.
    »In meiner Heimat fressen wir Dinge wie dich«, sagte sie.
    »Schon gut, schon gut«, brummte Gaspode und wich zurück.
    »Da versucht man, freundlich zu sein, und das ist das Ergebnis…«
    Näher am Feuer wurden die Menschen kompliziert. Gaspode
    schlich zurück und legte sich hin.
    »Warum hast du mir nichts gesagt?«, fragte Karotte.
    »Es hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen. Du möchtest
    immer alles verstehen. Und außerdem geht dich dies hier nichts an.
    Es ist eine Familienangelegenheit .«
    Karotte deutete zu dem großen Wolf. »Ist er ein Verwandter?«
    »Nein. Er ist… ein Freund.«
    Gaspode wackelte mit den Ohren und dachte: Jetzt geht’s gleich
    rund.
    »Ein ziemlich großer Wolf«, sagte Karotte so langsam, als legte er
    neue Informationen zu den Akten.
    »Ja, er ist ziemlich groß«, bestätigte Angua.
    »Ein weiterer Werwolf?«
    »Nein.«
    »Nur ein Wolf?«
    »Ja«, erwiderte Angua sarkastisch. » Nur ein Wolf.«
    »Und sein Name lautet…«
    »Er hätte nichts dagegen, Gavin genannt zu werden.«
    »Gavin?«
    »Er hat einmal jemanden gefressen, der so hieß.«
    »Was, den ganzen Mann?«
    »Natürlich nicht. Nur genug von ihm, dass er keine Wolfsfallen
    mehr aufstel en konnte.« Angua lächelte. »Gavin ist recht… unge-
    wöhnlich.«
    Karotte sah zu dem Wolf, lächelte, nahm ein Stück Holz und
    warf es. Der Wolf schnappte wie ein Hund danach und hielt es in
    der Schnauze.
    »Wir werden bestimmt Freunde«, sagte Karotte.
    Angua seufzte. »Wart’s ab.«
    Niemand schenkte Gaspode Beachtung, als er beobachtete, wie
    Gavin das Stück Holz langsam durchbiss, ohne dabei den Blick
    von Karotte abzuwenden.
    »Karotte?«, fragte Angua betont freundlich. »Mach so etwas nie
    wieder. Gavin gehört nicht einmal zum selben Clan wie diese Wöl-
    fe, und er hat das Rudel übernommen, ohne dass jemand jaulte. Er
    ist kein Hund, sondern jemand, der tötet. Sieh mich nicht so an. Er stürzt sich nicht auf Kinder, die durch den Wald wandern, und er
    frisst auch keine Großmütter. Ich meine, wenn er glaubt, dass ein
    Mensch sterben sol te, so ist der Betreffende bereits tot. Er wird in jedem Fall kämpfen. In dieser Beziehung könnte er kaum unkomplizierter sein.«
    »Ist er ein alter Freund?«, fragte Karotte.
    »Ja.«
    »Ein… Freund.«
    »Ja.« Angua rollte mit den Augen und fuhr in sarkastischem Sing-
    sang fort: »Eines Tages war ich im Wald unterwegs und fiel in eine
    Grube, die unterm

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