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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gefahr. Und du hast die
    Stimme des Mannes gehört. Solche Stimmen höre ich oft. Er wol -
    te nicht zu früh schießen und sich dadurch den Spaß verderben.
    Darf ich annehmen, dass du keinen Kontrakt für mich hast?«
    »Das stimmt.«
    »Bist du bereit, es zu beschwören?«
    »Bei meiner Ehre als Assassine.«
    »Ja«, sagte Mumm. »Genau mit dieser Stelle habe ich gewisse
    Schwierigkeiten. Und da wäre noch etwas. Ich weiß nicht, wie ich
    es ausdrücken sol , Inigo, aber du verhältst dich nicht wie ein typischer Assassine. Lord oder Sir Soundso… Die Gilde ist eine Schule für Gentlemen, aber du – und die Götter wissen, dass ich dich
    nicht beleidigen möchte – bist nicht unbedingt…«
    Inigo berührte seine Stirnlocke. »Ich bin ein Stipendiat, Herr«,
    sagte er.
    Meine Güte, ja, dachte Mumm. Gewöhnliche Amateurkiller kann man auf jeder Straße finden. Sie sind geistesgestört oder betrunken
    oder eine arme Frau, die einen schweren Tag hinter sich hat und
    deren Mann einmal zu oft zugeschlagen hat, und plötzlich schaffen
    sich zwanzig Jahre Frustration ein Ventil. Einen Fremden ohne Bosheit oder Genugtuung zu töten, dabei nur auf die gute Arbeit
    stolz zu sein… Das ist ein so einzigartiges Talent, dass Streitkräfte Monate aufwenden, um es in ihren jungen Soldaten zu wecken.
    Die meisten Leute scheuen davor zurück, jemanden zu töten, dem
    sie nicht vorgestellt wurden.
    In der Gilde musste es einen oder zwei Assassinen wie Inigo ge-
    ben. Hatte irgendein philosophischer Mistkerl nicht einmal darauf
    hingewiesen, dass eine Regierung Fleischer ebenso brauchte wie
    Hirten? Mumm deutete auf die kleine Armbrust. »Na schön, nimm
    sie«, sagte er. »Aber du sol test deine Kol egen auf Folgendes hin-
    weisen: Wenn ich ein solches Ding jemals auf der Straße entdecke,
    findet es der Eigentümer dort wieder, wo die Sonne nicht scheint.«
    »Ah«, sagte Inigo. »Du meinst den Ort mit dem lustigen Namen
    in Lancre, nicht wahr? Ich glaube, er ist nur etwa fünfzig Meilen
    von hier entfernt. Mhm, mhm.«
    »Du kannst sicher sein, dass ich eine Abkürzung kenne.«

    Gaspode versuchte noch einmal, in Karottes Ohr zu pusten.
    »Wach endlich auf «, knurrte er.
    Karotte hob die Lider und versuchte sich zu bewegen.
    »Bleib einfach still liegen«, sagte Gaspode. »Wenn’s dir was nützt:
    Stell sie dir als eine sehr schwere Daunendecke vor.«
    Karotte bewegte sich mühsam. Die auf ihm liegenden Wölfe
    rutschten ein wenig zur Seite.
    »Wärmen erstaunlich gut«, meinte Gaspode und lächelte nervös.
    »Eine Wolfsdecke. Natürlich müssen wir damit rechnen, dass wir
    eine Zeit lang streng riechen, aber selbst wenn’s juckt – wenigstens sind wir nicht tot.« Mit einem Hinterbein kratzte er sich hinge-bungsvoll am Ohr. Ein Wolf starrte ihn an und knurrte leise. »Ent-
    schuldige. Bald gibt’s was zu beißen.«
    »Meinst du etwas zu essen ?«, murmelte Karotte.
    Angua erschien in seinem Blickfeld, gekleidet in ein Lederhemd
    und hohe Gamaschen. Sie sah zu ihm herab, stützte die Hände
    dabei in die Hüften. Gaspode beobachtete überrascht, dass es Ka-
    rotte tatsächlich gelang, sich ein wenig in die Höhe zu stemmen,
    wodurch einige Wölfe ihren Platz verloren.
    » Du hast uns verfolgt?«, fragte er.
    »Nein, diese Wölfe hier«, erwiderte Angua. »Sie hielten dich für
    einen verdammten Narren. Ich hab’s an ihrem Heulen gehört. Und
    sie hatten Recht! Seit drei Tagen hast du nichts gegessen! Und hier
    oben kündigt sich der Winter nicht einen Monat im Voraus mit
    vorsichtigen Hinweisen an. Er kommt über Nacht! Warum bist du
    nur so dumm gewesen?«
    Gaspode blickte sich auf der Lichtung um. Angua hatte das Feu-
    er wieder angezündet. Gaspode hätte es nicht einmal dann ge-
    glaubt, wenn er es mit eigenen Augen gesehen hätte: Die Wölfe
    schienen Holz herangeschleppt zu haben. Einer von ihnen war
    sogar mit einem Reh gekommen, das nach dem Herbst noch nicht
    abgemagert war. Speichel tropfte Gaspode von der Schnauze, als
    er herrlichen Bratenduft wahrnahm.
    Etwas Menschliches und Kompliziertes geschah zwischen Ka-
    rotte und Angua. Es klang nach einem Streit, aber es roch nicht danach. Wie dem auch sei: Die jüngsten Ereignisse ergaben für
    Gaspode durchaus einen Sinn. Das Weibchen lief fort, und das
    Männchen folgte ihr. So war’s oft. Für gewöhnlich machten sich
    etwa zwanzig Männchen verschiedener Größe auf den Weg, aber
    Gaspode musste zugeben, dass es bei Menschen gewisse Unter-
    schiede

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