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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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meinte Inigo.
    »Nein. Die meisten Waffen werden konstruiert, um nicht damit töten zu müssen. Ihr Zweck besteht vor al em darin, gesehen zu werden. Sie dienen der Abschreckung. Bei dieser Vorrichtung liegt der Fal ganz anders. Man versteckt sie und holt sie nur hervor, um
    jemanden im Dunkeln umzubringen. Und wo ist das andere
    Ding?«
    »Euer Gnaden?«
    »Versuch nicht, mir was vorzumachen. Ich meine den versteck-
    ten Dolch.«
    Inigo zuckte mit den Schultern, und bei dieser Bewegung sauste
    ein silbern glänzender Gegenstand aus seinem Ärmel: eine sorgfäl-
    tig gestaltete Klinge, auf der einen Seite gepolstert. Sie glitt dem Assassinen in die Hand, und irgendwo in der Jacke klickte es.
    »Bei den Göttern«, hauchte Mumm. »Weißt du, wie oft Leute
    versucht haben, mich umzubringen?«
    »Ja, Euer Gnaden. Neun Mal. Die Gilde hat das Honorar für
    dich auf 600 000 Ankh-Morpork-Dollar festgesetzt. Als sich das
    letzte Mal ein Interessent an uns wandte, war kein Gildemitglied
    bereit, den Auftrag zu übernehmen. Mhm, mhm.«
    »Ha!«
    »Übrigens, und natürlich ganz inoffiziell… Wir wären dir sehr
    dankbar für Informationen über den gegenwärtigen Aufenthaltsort
    des Ehrenwerten Eustachius Bassinglan-Gohr, mhm, mhm.«
    Mumm kratzte sich an der Nase. »Meinst du den Assassinen, der
    versucht hat, meine Rasiercreme zu vergiften?«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    »Nun, wenn er nicht zufäl igerweise ein außergewöhnlich guter
    Schwimmer ist, befindet er sich noch immer an Bord eines Schif-
    fes, das nach Ghat unterwegs ist, und zwar auf einer Route, die
    ums Kap Schrecken führt«, sagte Mumm. »Ich habe dem Kapitän
    tausend Dollar dafür bezahlt, die Ketten nicht vor Zambingo zu
    lösen. Eurem Eustachius steht ein netter Spaziergang durch die
    Dschungel von Klatsch bevor, wo ihm seine Kenntnisse über Gift
    sicher sehr nützlich sind, wenn auch nicht ganz so nützlich wie das
    Wissen um entsprechende Gegenmittel.«
    »Tausend Dollar!«
    »Nun, er hatte zwölfhundert Dollar bei sich. Den Rest habe ich
    dem Sonnenscheinheim für kranke Drachen gestiftet. Da fällt mir
    ein: Ich habe eine Quittung dafür bekommen. Ihr Burschen seid
    doch immer ganz scharf auf Quittungen.«
    »Du hast sein Geld gestohlen? Mhm, mhm.«
    Mumm atmete tief durch. Als er sprach, klang seine Stimme ganz
    ruhig. »Ich wol te nicht mein eigenes Geld vergeuden. Und er hat versucht, mich umzubringen. Sieh es als Investition, die seiner
    Gesundheit dient. Wenn er irgendwann nach Ankh-Morpork zu-
    rückkehrt und beschließt, mich zu besuchen, wird er von mir na-
    türlich bekommen, was er verdient.«
    »Ich bin… erstaunt, Euer Gnaden. Mhm, mhm. Eustachius Bas-
    singlan-Gohr konnte ausgezeichnet mit dem Schwert umgehen.«
    »Tatsächlich? Normalerweise warte ich nicht lange genug, um so
    etwas herauszufinden.«
    Inigo lächelte dünn. »Und vor zwei Monaten fand man Sir Ri-
    chard Klainlich auf dem Hiergibt’sal es-Platz, an einen Spring-
    brunnen gefesselt. Jemand hatte ihn mit rosaroter Farbe übergos-
    sen und ihm eine kleine Fahne…«
    »Ein Anfall von Großzügigkeit«, sagte Mumm. »Tut mir Leid,
    aber ich halte nichts von euren Spielchen.«
    »Die Tätigkeit eines Assassinen ist kein Spiel, Euer Gnaden.«
    »Ihr macht eins daraus.«
    »Es muss Regeln geben, sonst würde Anarchie herrschen. Mhm,
    mhm. Du hast deine Regeln, wir haben unsere.«
    »Und du bist damit beauftragt, mich zu schützen?«
    »Ja. Obwohl ich auch über andere Fähigkeiten verfüge.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich dich brauche?«
    »Nun, Euer Gnaden, hier gibt es keine Regeln. Mhm, mhm.«
    »Ich habe den größten Teil meines Lebens mit Leuten verbracht,
    die keine Regeln kennen!«
    »Ja, natürlich. Aber wenn du sie tötest, stehen sie nicht wieder auf.«
    »Ich habe nie jemanden getötet!«, erwiderte Mumm.
    »Du hast dem Räuber in den Hals geschossen.«
    »Eigentlich wollte ich die Schulter treffen.«
    »Ja, das Ding zieht nach links«, sagte Inigo. »Du meinst, du hast
    nie versucht, jemanden zu töten. Im Gegensatz zu mir. Und hier sollte man besser nicht zögern. Mmph.«
    »Ich habe nicht gezögert!«
    Inigo seufzte. »In der Gilde verzichten wir auf große Auftritte,
    Euer Gnaden.«
    »Große Auftritte?«
    »Die Sache mit der Zigarre…«
    »Du meinst, als ich die Augen schloss und alle anderen die
    Flamme in der Dunkelheit sahen?«
    »Ah…« Inigo zögerte. »Aber man hätte dich einfach erschießen
    können.«
    »Nein. Sie hielten mich nicht für eine

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