Der Fünfte Elefant
Pflicht des vorgesetzten Offiziers, die Soldzettel zu unterschreiben und…«
Colon stand auf, stützte die Fingerknöchel auf den Schreibtisch
und beugte sich vor. »Ach, es ist meine Pflicht, wie? Ich muss irgendwelche Zettel unterschreiben? Was für eine Frechheit. Die
meisten von euch können froh sein, dass ihnen jemand einen Job
gibt! Zombies, Irre, Rasenschmuck und Felsen – solch ein Haufen
seid ihr! Mir reicht’s jetzt endgültig mit euch!«
Schuh wich ein wenig zurück, um nicht vom Speichelregen ge-
troffen zu werden. »Ich fürchte, dann muss ich mich in dieser Sa-
che an die Wächtergilde wenden, Herr.«
»Die Wächtergilde? Ha! Und seit wann gibt es eine Wächtergil-
de?«
»Keine Ahnung. Wie spät ist es jetzt?«, fragte Korporal Nobbs
und schlenderte herein. »Es müssen mindestens zwei Stunden ver-
gangen sein. Morgen, Hauptmann.«
»Was machst du hier, Nobby?«
»Für dich heißt es Herr Nobbs, Hauptmann. Und ich bin Präsi-
dent der Wächtergilde, wenn du’s genau wissen wil st.«
»So eine verdammte Gilde gibt es überhaupt nicht!«
»Damit ist alles in Ordnung, Hauptmann. Beim Palast registriert
und so. Und die Wächter hatten es erstaunlich eilig, Mitglied zu
werden.« Er hob sein schmutziges Notizbuch hervor. »Ich möchte
einige Dinge mit dir klären, wenn du ein wenig Zeit hast. Nun, ich
spreche von einigen Dingen, aber…«
»Das brauche ich mir nicht bieten zu lassen!«, donnerte Colon.
Sein Gesicht glühte scharlachrot. »Das ist Hochverrat! Ihr seid alle gefeuert! Ihr…«
»Wir streiken«, sagte Nobby ruhig.
»Ihr könnt nicht streiken, während ich euch entlasse!«
»Unsere Streikzentrale befindet sich im Hinterzimmer des Eimers
in der Schimmerstraße«, sagte Nobby.
»He, das ist meine Kneipe! Ich verbiete euch, in meiner Stamm-
kneipe zu streiken!«
»Du findest uns dort, wenn du mit Verhandlungen beginnen
willst. Kommt, Brüder. Wir sind jetzt ganz offiziell im Ausstand.«
Sie marschierten hinaus.
»Kommt bloß nicht zurück!«, rief Colon ihnen nach.
Bums entsprach nicht Mumms Erwartungen. Eigentlich wusste er
gar nicht, was er erwartet hatte, aber dies war es gewiss nicht.
Der Ort lag in einem schmalen Tal mit einem Fluss, der sich
weißschäumend hindurchwand. Die Wehrwäl e konnte man nicht
mit denen von Ankh-Morpork vergleichen, die zuerst zu einem
Hindernis für das Wachstum der Stadt wurden und dann zu einer
Quelle für Baumaterial. Diese Wehrwälle hatten eine Innen- und
eine Außenseite. Schlösser erhoben sich auf den Bergen. In dieser
Gegend konnte man praktisch auf jedem Berg ein Schloss vorfin-
den. Und Tore bildeten Barrieren auf den Straßen.
Detritus klopfte an die Seite der Kutsche. Mumm sah aus dem
Fenster.
»Da Leute sind auf der Straße«, sagte der Troll. »Sie spitze Din-
ger haben.«
Mumm blickte nach vorn und bemerkte sechs mit Hel ebarden
bewaffnete Wächter.
»Was wollen die denn?«, fragte er.
»Vermutlich möchten sie ebenfal s unsere Papiere überprüfen
und die Kutsche durchsuchen«, sagte Inigo.
»Das mit den Papieren ist eine Sache«, brummte Mumm und
stieg aus. »Aber niemand schnüffelt in unseren Sachen herum. Ich
weiß, worum es den Burschen wirklich geht. Sie suchen nichts, sie
wollen uns nur zeigen, wer hier der Boss ist. Du kommst mit und
übersetzt für mich.« Er fügte hinzu: »Keine Sorge, ich werde mir
alle Mühe geben, diplomatisch zu sein.«
Zwei Männer versperrten ihnen den Weg. Sie trugen Helme und
hatten Waffen, aber ihre Uniformen entsprachen nicht dem, was
Mumm für normal hielt. Seiner Ansicht nach sol ten Wächter nicht
in Rot, Blau und Gelb gekleidet sein. Solche Leute sah man schon
von weitem. Mumm zog eine Uniform vor, in der man sich verste-
cken konnte.
Er holte seine Dienstmarke aus der Tasche, zeigte sie und trat
den Männern mit einem freundlichen Lächeln entgegen.
»Wiederhole einfach nur, was ich sage, Herr Schaumlöffel.«
Mumm hob die Stimme. »Hallo, Wächterkollegen, ich bin, wie ihr
seht, Kommandeur M…«
Eine Klinge schwang herum. Sie hätte Mumm getroffen, wenn er
nicht stehen geblieben wäre.
Inigo trat vor, den Lederkoffer bereits geöffnet. In der einen
Hand hielt er mehrere beeindruckend aussehende Dokumente, die
er mit mehreren sorgfältig formulierten Sätzen vorzeigte. Einer der
Wächter nahm ein Dokument entgegen und starrte darauf hinab.
»Es ist eine bewusste Beleidigung«, sagte Inigo. Es gelang ihm,
aus dem Mundwinkel
Weitere Kostenlose Bücher