Der Fünfte Elefant
Äh… die einzigen Trolle in Bums
sind Kriegsgefangene. Sie müssen sich irgendwie identifizieren
können.«
»Detritus ist ein Bürger von Ankh-Morpork und mein Feldwe-
bel«, sagte Mumm.
»Und er ist auch ein Troll. Vielleicht solltest du um der Diplomatie willen eine kurze Notiz schreiben…«
»Brauche ich Pisse?«
»Einen Pass… nein, Euer Gnaden.«
»Dann braucht er ebenfal s keinen.«
»Trotzdem, Euer Gnaden…«
»In diesem Fal gibt es kein Trotzdem.«
»Aber es wäre ratsam…«
»Es gibt auch nichts Ratsameres.«
Einige weitere Wächter und Zivilisten näherten sich. Mumm
fühlte die Blicke von Beobachtern.
»Er könnte mit Gewalt weggebracht werden«, warnte Inigo.
»Nun, das Experiment möchte ich auf keinen Fall versäumen«, erwiderte Mumm.
Detritus grollte. »Ich nichts dagegen habe umzukehren…«
»Sei still, Feldwebel. Du bist ein freier Troll. Das ist ein Befehl.«
Mumm sah kurz zu dem wachsenden, stummen Publikum. Und
er bemerkte die Furcht in den Augen der Männer mit den Hel e-
barden. Ihnen widerstrebte diese Sache ebenso wie zuvor dem
Hauptmann.
»Inigo«, begann er, »sag den Wächtern, dass der Botschafter von
Ankh-Morpork ihren Eifer lobt, ihnen zu ihrem guten Kleidungs-
geschmack gratuliert und dafür sorgen wird, dass ihre Anweisun-
gen unverzüglich befolgt werden. Damit sollte die Sache geregelt
sein.«
»Gewiss, Euer Gnaden.«
»Und jetz dreh die Kutsche, Detritus. Kommst du, Inigo?«
Inigos Gesichtsausdruck veränderte sich schnell.
»Vor etwa zehn Meilen sind wir an einem Gasthof vorbeige-
kommen«, fuhr Mumm vor. »Bis zum Einbruch der Dunkelheit
sol ten wir ihn erreichen können.«
»Aber das darfst du nicht, Euer Gnaden!«
Mumm drehte sich ganz langsam um. »Würdest du das bitte wie-
derholen, Herr Schaumlöffel?«
»Ich meine…«
»Wir verlassen die Stadt, Herr Schaumlöffel. Es liegt natürlich ganz bei dir, ob du uns begleitest oder nicht.«
Mumm nahm wieder in der Kutsche Platz. Die ihm gegenüber
sitzende Sybil ballte eine Faust. »Bravo!«
»Es tut mir Leid, Schatz«, sagte Mumm, als die Kutsche drehte.
»Der Gasthof wirkte nicht besonders einladend.«
»Geschah ihnen ganz recht, den kleinen Rüpeln«, meinte Sybil.
»Du hast es ihnen gezeigt.«
Mumm blickte nach draußen und bemerkte am Rand der Menge
eine schwarze Kutsche mit dunklen Fenstern. In ihrem düsteren
Innern zeichneten sich die Konturen einer Gestalt ab. Die verunsi-
cherten Wächter sahen dorthin und schienen neue Anweisungen
zu erwarten. Eine Hand winkte träge.
Mumm zählte stumm. Nach elf Sekunden erschien ein rennender
Inigo neben der Kutsche und sprang aufs Trittbrett.
»Euer Gnaden, die Wächter handelten offenbar auf eigene Faust
und werden bestraft…«
»Nein, das stimmt nicht«, widersprach Mumm. »Ich habe ihnen
in die Augen gesehen. Jemand hat ihnen einen Befehl gegeben.«
»Dennoch wäre es in diplomatischer Hinsicht eine gute Idee, die
Erklärung zu akzep…«
»Damit die armen Burschen an ihren Daumen aufgehängt wer-
den?«, fragte Mumm. »Nein. Kehr zurück und teil demjenigen, der
die Befehle erteilt, Folgendes mit: Meine Leute können sich frei in
dieser Stadt bewegen, und dabei spielt es nicht die geringste Rol e, wer sie sind und welche Gestalt sie haben.«
»Ich glaube nicht, dass du das verlangen kannst, Herr…«
»Die Wächter trugen Waffen von Burlich-und-Starkimarm, Herr
Schaumlöffel. In Ankh-Morpork hergestellt. Das gilt auch für die
Soldaten am Tor. Handel, Herr Schaumlöffel. Darum geht es doch
bei der Diplomatie, oder? Geh jetzt zurück und sprich mit der
Person in der schwarzen Kutsche. Anschließend sol test du dir ein
schnel es Pferd leihen, denn bis dahin haben wir sicher schon eine
gute Strecke zurückgelegt.«
»Vielleicht könntest du warten…«
»Käme mir nicht in den Sinn.«
Die Kutsche befand sich bereits außerhalb der Stadttore, als
Schaumlöffel erneut zu ihr aufschloss.
»Deine Forderungen werden erfül t, Herr«, schnaufte er, und für
eine Sekunde zeigte sich in seinem Gesicht so etwas wie Bewunde-
rung.
»Gut. Sag Detritus, er sol die Kutsche erneut drehen.«
»Du lächelst, Sam«, sagte Sybil, als sich Mumm zurücklehnte.
»Ich habe gerade gedacht, dass ich mich an das diplomatische
Leben gewöhnen könnte«, erwiderte Mumm.
»Es gibt da noch eine andere Sache«, sagte Inigo und stieg ein.
»Sie betrifft ein… historisches Artefakt, das den Zwergen gehört.
Nach einem
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