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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gerücht…«
    »Wann wurde die Steinsemmel gestohlen?«
    Inigos Mund blieb offen. Nach einigen Sekunden schloss er ihn
    und kniff die Augen zusammen.
    »Woher in aller Welt weißt du davon, Euer Gnaden? Mmph?«
    »Ich habe es am Kribbeln in meinen Daumen gemerkt«, antwor-
    tete Mumm mit ausdrucksloser Miene. »Ich habe sehr seltsame
    Daumen.«
    »Tatsächlich?«
    »Oh, ja.«

    Hunde hatten ein viel leichteres Sexleben als Menschen, fand
    Gaspode. Darüber konnte er sich freuen, wenn es ihm jemals ge-
    lang, eins zu bekommen.
    Hier würden sich derartige Hoffnungen bestimmt nicht erfül en,
    so viel stand fest. Die Wölfinnen schnappten nach ihm, wenn er
    ihnen zu nahe kam, und das waren nicht nur Warnungen. Er muss-
    te sehr vorsichtig sein.
    Einer der seltsamsten Aspekte des menschlichen Sex bestand
    darin, dass er auch dann eine große Rol e spielte, wenn die Leute
    vol angezogen waren und sich an einem Feuer gegenübersaßen.
    Der Sex kam in dem zum Ausdruck, was die betreffenden Perso-
    nen sagten und worüber sie schwiegen, wie sie sich ansahen und
    wann sie den Blick abwandten.
    Im Verlauf der Nacht hatten die Rudel gewechselt. Die Berge
    waren jetzt höher, der Schnee frischer. Die meisten Wölfe wahrten
    einen gewissen Abstand zu dem Feuer, das Karotte angezündet
    hatte. Sie hielten sich fern genug, um zu betonen, dass sie sehr
    stolze und wilde Geschöpfe waren, die so etwas nicht nötig hatten.
    Gleichzeitig blieben sie den Flammen nahe genug, um ihre Wärme
    zu spüren.
    Gavin saß abseits der anderen. Sein aufmerksamer Blick wander-
    te zwischen Angua und Karotte hin und her.
    »Gavins Verwandte hassen meine Familie«, sagte Angua. »Ich ha-be bereits betont, dass die Wölfe immer leiden, wenn Werwölfe zu
    mächtig werden. Werwölfe können Jägern leichter entkommen.
    Deshalb sind Wölfen Vampire lieber. Vampire lassen sie in Ruhe.
    Manchmal machen Werwölfe auf Wölfe Jagd .«
    »Das wundert mich«, erwiderte Karotte.
    Angua zuckte mit den Schultern. »Warum? Sie jagen auch Men-
    schen. Wir sind keine netten Leute, Karotte. Ganz im Gegenteil:
    Wir sind schrecklich. Doch mein Bruder Wolfgang ist etwas Beson-
    deres. Vater hat Angst vor ihm, und Mutter ebenfal s, obwohl sie es nicht zugibt. Aber sie glaubt, er gibt dem Clan zusätzliche Macht,
    und deshalb ist sie nachsichtig mit ihm. Er hat meinen anderen
    Bruder vertrieben und meine Schwester umgebracht.«
    »Wie…?«
    »Er behauptet, es sei ein Unfal gewesen. Arme kleine Elsa. Sie war ein Yennork, so wie auch Andrei. So nennt man einen Werwolf,
    der seine Gestalt nicht wechseln kann. Bestimmt habe ich das
    schon einmal erwähnt. Meine Familie bringt gelegentlich Yennorks
    hervor. Nur Wolfgang und ich sind Werwölfe im klassischen Sin-
    ne. Elsa wirkte die ganze Zeit über wie ein Mensch, selbst bei
    Vollmond, und Andrei blieb immer ein Wolf.«
    »Du meinst, du hattest eine menschliche Schwester und einen
    Wolfsbruder?«
    » Nein, Karotte. Beide waren Werwölfe. Aber der… nun, der kleine Schalter in ihnen funktionierte nicht. Verstehst du? Sie blieben in
    einer Gestalt gefangen. Früher hat der Clan einen Yennork sofort
    getötet, und Wolfgang hält an den Traditionen fest, wenn sie gräss-
    liche Dinge betreffen. Er meint, ihm ginge es um die Reinheit des
    Blutes. Weißt du, Yennorks leben als vermeintliche Menschen
    oder Wölfe, aber es steckt nach wie vor ein Werwolf in ihnen, und
    irgendwann heiraten sie und haben Kinder, oder Junge, und…
    Nun, auf solche Geschöpfe gehen die Ungeheuer aus Märchen
    zurück. Menschen, in denen ein Wolf auf der Lauer liegt. Und
    Wölfe mit einem für Menschen typischen Hang zu Gewalt und
    Grausamkeit.« Angua seufzte und blickte kurz zu Gavin. »Aber
    Elsa war harmlos. Danach wartete Andrei nicht darauf, dass es ihm
    ebenso erging. Er arbeitet jetzt als Schäferhund drüben in Bo-
    rograwien. Es geht ihm gut, soweit ich weiß. Gewinnt Meister-
    schaften und so«, fügte sie verdrießlich hinzu.
    Einige Sekunden stocherte sie ziel os im Feuer. »Wolfgang muss
    aufgehalten werden. Er heckt irgendetwas aus, zusammen mit eini-
    gen Zwergen. Sie treffen sich heimlich im Wald, meint Gavin.«
    »Für einen Wolf scheint er sehr gut informiert zu sein«, kom-
    mentierte Karotte.
    Angua knurrte fast. »Er ist alles andere als dumm«, sagte sie.
    »Mehr als achthundert Worte versteht er. Viele Menschen be-
    schränken sich auf weitaus weniger! Und er hat einen Geruchssinn, der fast so gut ist wie meiner! Die Wölfe

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