Der Fünfte Elefant
es darum ging, Ärger
zum Ausdruck zu bringen.
»Das Gelehrte von der Tafel tilgen, nachdem es gelernt worden
war!« Dee musste rufen, um sich verständlich zu machen.
»Äh, ja!«
»Eine Aufgabe, wie sie nur von Personen wahrgenommen wer-
den kann, die besonderes Vertrauen genießen!«
»Könnte sein, ja!«
Dee faltete den Brief zusammen, gab ihn zurück und blickte kurz
zu Grinsi.
»Nun, damit scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte er. »Möch-
test du etwas trinken, bevor du zurückkehrst?«
»Wie bitte? Ich dachte, ich muss mich eurem König vorstel en.«
Die Flüche auf der anderen Seite der Tür drohten, sich durch das
ganze Holz zu brennen.
»Oh, das ist nicht nötig«, sagte Dee. »Derzeit sol te er sich nicht
mit…«
»… trivialen Angelegenheiten abgeben müssen?«, vervollständig-
te Mumm den Satz. »Ich dachte, diese Angelegenheiten sol ten so
geregelt werden. Ich dachte, ihr Zwerge regelt die Dinge immer,
wie sie geregelt werden sol ten.«
»Zur Zeit wäre das nicht… besonders ratsam«, sagte Dee und
hob erneut die Stimme, um den Lärm zu übertönen. »Das ver-
stehst du sicher.«
»Gehen wir einmal davon aus, dass ich sehr dumm bin«, erwider-
te Mumm.
»Ich versichere dir, Euer Exzellenz: Was ich sehe, sieht auch der
König. Und was ich höre, hört er ebenfalls.«
»Im Moment ist das gewiss der Fall.«
Dee trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. »Euer Ex-
zel enz, ich war nur lange genug in deiner… Stadt, um einen al -
gemeinen Eindruck von eurer Kultur zu gewinnen. Derzeit habe
ich das Gefühl, dass du dich über mich lustig machst.«
»Darf ich ganz offen sein?«
»Nach dem, was ich über dich hörte, Euer Tafelwart, nimmst du
nie ein Blatt vor den Mund.«
»Habt ihr die Steinsemmel inzwischen gefunden?«
Dees Gesichtsausdruck teilte Mumm mit, dass er ins Schwarze
getroffen hatte und die nächsten Worte des Zwergs mit Sicherheit
eine Lüge sein würden.
»Was für eine seltsame Frage, die überhaupt nichts mit der Wirk-
lichkeit zu tun hat! Niemand hat die Steinsemmel gestohlen! Das
ist eindeutig! Wir möchten nicht, dass jemand eine solche Lüge
wiederholt!«
»Du hast mir gesagt, ich…«, begann Mumm. Nach den Geräu-
schen zu urteilen, fand auf der anderen Seite der Tür inzwischen
ein Kampf statt.
»Bei der Krönung werden al e die Steinsemmel sehen können!
Dies ist keine Angelegenheit, die Ankh-Morpork oder sonst je-
manden etwas angeht! Ich protestiere gegen eine Einmischung in
unsere privaten Dinge!«
»Ich habe doch nur…«
»Wir müssen die Steinsemmel auch keinen neugierigen Unruhe-
stiftern zeigen! Es ist ein heiliges Objekt, das streng bewacht wird!«
Mumm schwieg. Dee war noch besser als der Schuldige Schuft.
»Jeder, der die Semmelhöhle verlässt, wird kontrolliert! Die
Steinsemmel kann nicht gestohlen werden! Sie ist absolut sicher!«
Dee schrie fast.
»Ah, ich verstehe«, sagte Mumm ruhig.
»Gut!«
»Ihr habt sie also noch nicht wieder gefunden.«
Dee öffnete den Mund, klappte ihn zu und sackte in sich zu-
sammen. »Euer Gnaden, ich glaube, du solltest besser…«
Die Tür am anderen Ende des Raums glitt beiseite. Ein anderer
Zwerg mit kegelförmigem Erscheinungsbild stapfte ins Vorzim-
mer, blieb stehen, starrte wütend, ging zurück, rief noch einige
Worte und beschloss dann, den Raum zu verlassen. Vor Mumm
verharrte er, um eine Kollision zu vermeiden.
Der Zwerg neigte den Kopf nach hinten und blickte empor. Ein
Gesicht in dem Sinne war nicht zu sehen, nur die Andeutung zor-
nig blitzender Augen zwischen den Lederklappen.
»Arnak-Morporak?«
»Ja.«
Die folgenden Worte verstand Mumm nicht, aber der Tonfall
verlieh ihnen eine unmissverständliche Bedeutung. Die Diplomatie
verlangte, weiterhin zu lächeln.
»Oh, danke«, erwiderte er. »Und wenn du gestattest…«
Der Zwerg brummte – er hatte Grinsi bemerkt!
»Ha’ak!«, rief er.
Mumm hörte, wie jemand nach Luft schnappte. Weitere Zwerge
drängten sich an der Tür zusammen. Er sah auf Grinsi hinab. Sie
hatte die Augen geschlossen und bebte am ganzen Leib.
»Wer ist dieser Zwerg?«, wandte er sich an Dee.
»Er heißt Albrecht Albrechtson«, antwortete der Ideenschme-
cker.
»Der Zweitplazierte?«
»Ja«, bestätigte Dee heiser.
»Sag dem Burschen, wenn er dieses Wort noch einmal in meiner
Gegenwart oder gegenüber meinen Mitarbeitern benutzt, wird das
ein Nachspiel haben, wie wir Diplomaten sagen. Wickel das
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