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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Fuhrmänner.
    »Unter einem recht großen Teil von Überwald«, sagte Grinsi.
    »Dies ist nur der nächste Zugang, Herr. Vermutlich müssen wir
    gleich anhalten, weil die Pferde… Ah.«
    Die Kutsche hielt erneut, und der Kutscher klopfte gegen die
    Seite, um darauf hinzuweisen, dass sie die Endstation erreicht hat-
    ten. Die Karrenkolonne bewegte sich durch einen anderen Tunnel
    weiter in die Tiefe, doch die Kutsche hatte in einer kleinen Höhle
    mit einer großen Tür angehalten. Zwei Zwerge warteten dort. Sie
    trugen Äxte auf dem Rücken, doch unter Zwergen galt dies als
    »fein angezogen« und nicht als »schwer bewaffnet«. Ihre Einstel-
    lung hingegen entsprach der von Leuten, die Türen und Tore be-
    wachten – das machte die internationale Körpersprache deutlich.
    »Kommandeur Sam Mumm, Stadtwache von… Botschafter von
    Ankh-Morpork«, sagte Mumm und reichte einem von ihnen seine
    Papiere. Zwergen gegenüber war es wenigstens nicht schwer, groß-
    spurig aufzutreten.
    Überrascht stellte er fest, dass das Dokument sorgfältig gelesen
    wurde. Der andere Zwerg sah dem ersten über die Schulter und
    zeigte auf interessante Unterabschnitte. Beide überprüften mit
    großer Sorgfalt das offizielle Siegel.
    Ein Wächter deutete auf Grinsi. »Kra’k?«
    »Meine Eskorte«, sagte Mumm. »Im Abschnitt ›Zusätzliche Mit-
    arbeiter‹ auf Seite zwei steht ein entsprechender Hinweis.«
    »Wir müssen durchschuchen die Kutsche«, sagte der Wächter.
    »Nein«, erwiderte Mumm. »Wir genießen diplomatische Immuni-
    tät. Erklär’s ihnen, Grinsi.«
    Die beiden Wächter hörten aufmerksam zu, als Grinsi auf Zwer-
    gisch zu ihnen sprach. Der andere Zwerg – in seinem Gesicht deu-
    tete etwas darauf hin, dass hinter seiner Stirn eine mentale Klingel schrillte – zog am Arm seines Kollegen und nahm ihn beiseite.
    Zwei Stimmen flüsterten. Mumm konnte zunächst nur ein Wort
    verstehen: Es lautete »Wilinus«. Kurze Zeit später hörte er ›hr’grag‹, das zwergische Wort für »dreißig«.
    »Lieber Himmel«, brummte er. »Und ein Hund?«
    »Gut geraten, Herr«, sagte Grinsi.
    Das Dokument wurde hastig zurückgegeben. Mumm las die
    Körpersprache, obwohl die jetzt noch kleiner geschrieben war als
    sonst: Hier gab es ein brenzliges Problem; sol te es jemand lösen,
    der sich nicht so leicht die Finger verbrennen konnte.
    Einer von ihnen zog einen Klingelzug, und schließlich glitt die
    Tür beiseite. Dahinter kam ein kleiner Raum zum Vorschein.
    »Wir müssen eintreten, Herr«, sagte Grinsi.
    »Aber da drin ist keine andere Tür!«
    »Damit ist alles in Ordnung, Herr.«
    Mumm betrat den Raum. Die Zwerge schlossen die Tür wieder,
    daraufhin waren sie al ein. Das wenige Licht stammte von einer
    einzelnen Kerze.
    »Eine Art Wartezimmer?«, vermutete Mumm.
    Irgendwo in der Ferne machte es Klonk. Der Boden erzitterte kurz, und dann spürte Mumm auf unangenehme Weise Bewegung.
    »Der Raum bewegt sich?«, brachte er hervor.
    »Ja, Herr. Wahrscheinlich gleitet er Dutzende von Metern in die
    Tiefe. Ich glaube, das wird al es von Gegengewichten erledigt.«
    Stumm standen sie da, während die Wände um sie herum
    knirschten und ächzten. Dann rasselte es, und nach einem kurzen
    Gefühl der Schwere kam der Raum zur Ruhe.
    »Wohin wir auch unterwegs sind: Haltet die Augen offen«, sagte
    Mumm. »Irgendetwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu, das
    spüre ich ganz deutlich.«
    Die Tür öffnete sich wieder. Mumms Blick offenbarte sich ein
    unterirdischer Nachthimmel. Sterne leuchteten um ihn herum und
    auch weiter unten…
    »Ich glaube, wir sind zu weit in die Tiefe vorgestoßen«, sagte er.
    Dann verarbeitete sein Gehirn die von den Augen übermittelten
    Informationen. Das bewegliche Zimmer hatte sie zur einen Seite
    einer riesigen Höhle gebracht. Er sah den Schein zahlloser Kerzen,
    die auf dem Boden der Kaverne einen Lichterteppich bildeten und
    auch in zahlreichen Galerien brannten. Als Mumm eine Vorstel-
    lung von den Ausmaßen gewonnen hatte, wurde ihm klar, dass
    sich viele der Kerzen bewegten.
    Die Luft war erfül t von dem Geräusch tausender Stimmen, die
    gleich mehrere Echos warfen. Manchmal war ein einzelner Ruf
    oder ein Lachen erkennbar, doch abgesehen davon fühlte sich
    Mumm wie in einem endlosen akustischen Meer, das ans Ufer
    seiner Trommelfelle brandete.
    »Ich dachte immer, dein Volk lebt in kleinen Höhlen«, sagte er.
    »Und ich dachte, Menschen wohnen in kleinen Dörfern, Herr«, erwiderte Grinsi. Sie

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