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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nahm eine Kerze aus dem großen Gestell
    neben der Tür und zündete sie an. »Und dann sah ich Ankh-
    Morpork.«
    Die Bewegungen der Lichter ergaben ein erkennbares Muster.
    Eine große Anzahl von ihnen strebte einer unsichtbaren Wand
    entgegen, wo sich in der Dunkelheit die Konturen einer Tunnel-
    öffnung abzeichneten. Davor bildeten Lichter eine Reihe.
    Mumm stellte sich Leute vor, die etwas erreichen wol ten, das ei-
    ne Reihe anderer Leute… bewachte.
    »Die Zwerge dort unten sind nicht sehr glücklich«, sagte Mumm.
    »Sie scheinen eine aufgebrachte Menge zu bilden. Das sieht man
    daran, wie sie sich bewegen.«
    »Kommandeur Mumm?«
    Er drehte sich um und bemerkte mehrere Zwerge in der Düster-
    nis. Jeder von ihnen hatte eine Kerze an seinem Helm befestigt,
    und vor ihnen stand ein weiterer Zwerg.
    Mumm hatte solche Zwerge in Ankh-Morpork gesehen, aber
    immer nur kurz – sie schienen ständig bestrebt zu sein, sich im
    Dunkeln zu verbergen. Dies war ein Tiefenzwerg.
    Sein Mantel bestand aus sich schuppenartig überlappenden Le-
    derteilen. Den Kopf zierte nicht der kleine runde Eisenhelm, von
    dem Mumm immer geglaubt hatte, dass Zwerge mit ihm zur Welt
    kamen, sondern ein spitz zulaufender Helm, der ebenfal s mit Le-
    derklappen ausgestattet war. Die ganz vorn war nach oben gewölbt
    und festgebunden, damit der Zwerg die Welt sehen konnte, zu-
    mindest den unterirdischen Teil von ihr. Sein Erscheinungsbild
    entsprach dem eines wandelnden Kegels.
    »Äh, ja, das bin ich«, sagte Mumm.
    »Willkommen in Schmalzberg, Euer Exzel enz. Ich bin des Kö-
    nigs Jar’ahk’haga, was in deiner Sprache so viel bedeutet wie…«
    Mumms Lippen hatten sich schnel bewegt, als er zu übersetzen
    versuchte.
    »Ideenschmecker?«, fragte er.
    »Ha! So könnte man es auch ausdrücken, ja. Ich heiße Dee.
    Wenn du mir bitte folgen würdest… Es dauert nicht lange.«
    Die Gestalten schritten fort. Ein Zwerg gab Mumm mit einem
    sanften Stoß zu verstehen, dass er ihnen folgen sol te.
    Die Geräusche von tief unten wurden lauter. Jemand schrie et-
    was.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte Mumm und schloss zu dem
    schnel gehenden Dee auf.
    »Wir haben keine Probleme.«
    Ah, er hat bereits gelogen, dachte Mumm. Wir sind diplomatisch.
    Er folgte Dee durch mehrere Höhlen beziehungsweise Tunnel –
    der Unterschied ließ sich kaum feststellen, denn in der Dunkelheit
    konnte sich Mumm nur auf sein Gefühl verlassen. Gelegentlich
    kamen sie am beleuchteten Eingang einer weiteren Höhle oder
    eines weiteren Tunnels vorbei, wo immer Wächter mit Kerzen auf
    den Helmen standen.
    Mumms gut funktionierendes Polizistenradar piepte unaufhör-
    lich. Irgendetwas ging hier vor. Er spürte die Anspannung, nahm
    den Geruch stiller Panik wahr – wie Qualm hing er in der Luft. Ab
    und zu eilten andere Zwerge vorbei, geistesabwesend und mit ir-
    gendeiner Aufgabe betraut. Ja, etwas bahnte sich an. Die Leute
    wussten nicht, was sie als Nächstes tun sollten, und deshalb ver-
    suchten sie, al es gleichzeitig zu erledigen. Und mitten in diesem
    Durcheinander mussten Personen, die große Verantwortung tru-
    gen, ihre Arbeit unterbrechen, weil ihnen irgendein Idiot aus einer
    fernen Stadt Papiere überreichen wol te.
    Schließlich öffnete sich eine Tür in der Dunkelheit. Sie führte in
    eine ungefähr rechteckige Höhle mit Bücherregalen an den Wän-
    den und überfül ten Schreibtischen. Es sah ganz nach einem Büro
    aus.
    »Nimm Platz, Kommandeur.«
    Ein Streichholz flammte auf. Eine Kerze wurde angezündet und
    verlor sich fast in der Dunkelheit.
    »Wir möchten, dass unsere Gäste das Gefühl haben, willkommen
    zu sein«, sagte Dee und nahm hinter einem Schreibtisch Platz. Er
    legte den spitz zulaufenden Lederhut beiseite und setzte zu
    Mumms Verblüffung eine Brille aus dickem Rauchglas auf.
    »Du hast Papiere?«, fragte er. Mumm reichte sie ihm.
    Der Zwerg las eine Zeit lang. »Hier steht ›Euer Gnaden‹«, sagte
    er.
    »Ja, das bin ich.«
    »Und es wird auch ein ›Sir‹ erwähnt.«
    »Das bin ich ebenfalls.«
    »Und eine ›Exzel enz‹.«
    »Wieder ich.« Mumm kniff die Augen zusammen. »Ich bin auch
    einmal Tafelwart gewesen.«
    Hinter der Tür am Ende des Raums erklangen zornige Stimmen.
    »Was ist die Aufgabe eines Tafelwarts?«, fragte Dee und hob da-
    bei die Stimme.
    »Was? Äh, ich habe die Tafel nach dem Unterricht abgewischt.«
    Der Zwerg nickte. Die Stimmen wurden lauter und noch zorni-
    ger. Zwergisch war eine gute Sprache, wenn

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