Der Fünfte Elefant
Drähten umgab, so brannte sie blau im Grubengas,
ohne dass es zu einer Explosion kam. Es war eine enorm wichtige
Entdeckung für die Zwerge, und wie so häufig bei wichtigen Ent-
deckungen führte sie fast sofort zum Krieg.
»Seitdem gibt es zwei Arten von Zwergen«, sagte Grinsi kum-
mervoll. »Die Kupferkopfler benutzen die Laternen mit dem
Drahtgeflecht. Die Schmalzbergler hingegen halten an der alten
Tradition fest. Natürlich sind wir alle Zwerge «, betonte Grinsi, »aber die Beziehungen sind recht… gespannt.«
»Kann ich mir denken.«
»Al e Zwerge erkennen die Notwendigkeit eines Niederen Kö-
nigs, aber…«
»Aber nicht al e sehen ein, warum Klopfmänner weiterhin so
großen Einfluss haben sol ten?«
»Es ist sehr traurig«, sagte Grinsi. »Habe ich erzählt, dass mein
Bruder Schnarchi aufbrach, um ein Klopfmann zu werden?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Er kam durch eine Explosion ums Leben, irgendwo unter Bo-
rograwien. Aber er fand großen Gefal en an seinem Beruf.« Nach
einigen Sekunden fügte Grinsi gewissenhaft hinzu: »Bis zu der
Explosion. Ich glaube, die gefiel ihm nicht sehr.«
Die Kutsche rol te jetzt auf der einen Seite der Stadt an einem
Berghang empor. Mumm blickte auf den kleinen runden Helm
neben ihm hinab. Manchmal glaubte man, bestimmte Leute gut zu
kennen – und erlebte dann eine Überraschung.
Die Räder klapperten über eine hölzerne Zugbrücke.
Dieses Schloss schien von einem kleinen Trupp nicht besonders
tüchtiger Soldaten erobert werden zu können. Befestigungen hatte
sein Erbauer nicht für nötig gehalten. Stattdessen war er von Mär-
chen und verzierten Kuchen beeinflusst worden. Das Schloss
schien in erster Linie dazu bestimmt zu sein, angeschaut zu wer-
den. Für Verteidigungszwecke war es wahrscheinlich besser, sich
eine Decke über den Kopf zu ziehen.
Die Kutsche hielt auf dem Hof, und Mumm bemerkte erstaunt
eine vertraute Gestalt, die ihnen entgegenschlurfte.
»Igor?«
»Ja, Herr?«
»Bei den Göttern, was machst du denn hier?«
»Äh, ich öffne diefe Tür, Herr«, antwortete Igor.
»Aber warum bist du nicht…«
Mumm unterbrach sich, als er begriff: Es war jemand anders. Bei
diesem Igor hatten beide Augen die gleiche Farbe, und einige Narben waren an anderen Stel en.
»Entschuldige«, brummte er. »Ich habe dich für Igor gehalten.«
»Oh, du meinft meinen Kufin Igor«, sagte Igor. »Er arbeitet unten in der Botschaft. Wie geht ef ihm?«
»Oh, es scheint alles in Ordnung mit ihm zu sein«, erwiderte
Mumm. »Äh, mehr oder weniger. Ja.«
»Hat er dir gefagt, wie ef Igor geht?«, fragte Igor und humpelte
so schnell, dass Mumm fast laufen musste, um mit ihm Schritt zu
halten. »Wir haben schon lange nichtf mehr von ihm gehört, nicht
einmal Igor, der ihm fehr nahe fteht.«
»Wie bitte? Heißen in deiner Familie alle Igor?«
»O ja, Herr. Fo vermeiden wir Verwirrung.«
»Tatsächlich?«
»Ja, Herr. In Überwald käme ef niemandem in den Finn, einen
anderen Diener alf einen Igor einfuftel en. Da find wir, Herr. Die
Herrin erwartet dich.«
Sie hatten ein Tor durchschritten, und Igor öffnete eine Tür mit
mehr Ziernägeln, als es respektvoll sein konnte. Dahinter erstreck-
te sich ein Flur.
»Möchtest du wirklich mitkommen?«, wandte sich Mumm an
Grinsi. »Immerhin treten wir gleich einem Vampir gegenüber.«
»Vampire machen mir keine Sorgen, Herr.«
»Leider kann ich das von mir nicht behaupten«, sagte Mumm. Er
musterte den schweigenden Tantony, der ziemlich nervös wirkte.
»Teil unserem Freund hier mit, dass er nicht gebraucht wird und
in der Kutsche auf uns warten sol , der Glückspilz«, sagte er. »Die
letzten Worte brauchst du nicht zu übersetzen.«
Igor öffnete eine weitere Tür, und Tantony lief fast hinaus. »Feine Gnaden und Feine Ekfellenf…«
»Ah, Sir Samuel«, sagte Lady Margolotta. »Komm herein. Ich
weiß, dass es dir nicht gefäl t, Euer Gnaden genannt zu werden. Ist
ziemlich lästig, nicht wahr? Aber mit solchen Dingen muss man
sich leider abfinden.«
Mit so etwas hatte Mumm nicht gerechnet. Vampire sol ten ei-
gentlich keine Perlenketten und rosarote Pullover tragen. In
Mumms entsprechenden Vorstel ungen fehlten auch praktische
flache Schuhe und ein Wohnzimmer, in dem al e dafür in Frage
kommenden Möbelteile mit Chintz bezogen waren.
Lady Margolotta sah wie eine Mutter aus, deren Sohn oder Toch-
ter eine ebenso gute wie teure Erziehung genossen hatte und ein
Pony
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