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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dann können wir es wenigstens warm haben.«

    Die Sonne stand einen Finger breit über dem Rand, als Mumms
    Kutsche vom Nachrichtenturm fortrol te. Igor trieb die Pferde an.
    Mumm blickte aus dem Fenster, sah nur etwa einen Meter entfernt
    den Straßenrand und in einer Tiefe von fast hundert Metern den
    Fluss.
    »Warum so schnell?«, rief er.
    »Wir müffen bei Fonnenuntergang zu Haufe fein!«, erwiderte I-
    gor. »Fo verlangt ef die Tradition !«
    Die große rote Sonne glitt durch ein Wolkengitter.
    »Ach, lass ihn, Schatz, wenn es dem armen Kerl Freude bereitet«,
    sagte Lady Sybil und schloss das Fenster. »Und nun, Sam… Was
    ist im Turm geschehen?«
    »Ich möchte dich nicht beunruhigen, Sybil.«
    »Mit diesem Hinweis hast du gerade noch mehr Sorge in mir ge-
    weckt, und deshalb solltest du mir alles sagen.«
    Mumm gab nach und schilderte ihr, was er wusste. Viel war es
    nicht.
    »Jemand hat die Nachrichtenübermittler getötet?«
    »Es lässt sich nicht ausschließen.«
    »Die gleichen Leute, die uns in der Schlucht angegriffen haben?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Dies ist nicht gerade ein Urlaub, Sam.«
    »Mich nervt vor al em, dass ich nichts unternehmen kann«, sagte Mumm. »In Ankh-Morpork könnte ich Spuren nachgehen, bestimmte Leute befragen. Dort hätte ich eine Art Karte. Doch
    hier… Ich habe das Gefühl, dass jeder etwas vor mir verbirgt. Der
    neue König hält mich für einen Narren, und die Werwölfe behan-
    deln mich wie etwas, das die Katze hereingetragen hat. Die einzige
    Person, die sich mir gegenüber einigermaßen korrekt verhalten hat,
    war ein Vampir!«
    »Keine Katze«, meinte Sybil.
    »Wie bitte?«, fragte Mumm verwirrt.
    »Werwölfe hassen Katzen«, sagte Sybil. »Daran erinnere ich mich
    ganz deutlich. Nein, sie sind keine Katzenliebhaber.«
    »Ha. Dafür mögen sie Hunde umso lieber. Außerdem verab-
    scheuen sie Worte wie Bad oder Veterinär. Wenn ich dem Baron einen Stock zugeworfen hätte, wäre er vermutlich aufgesprungen,
    um danach zu schnappen…«
    »Ich glaube, ich sollte dir von den Teppichen erzählen«, sagte
    Sybil, als die Kutsche um eine Ecke schwankte.
    »Was, ist er nicht stubenrein?«
    »Ich meine die Teppiche in der Botschaft. Du weißt doch, dass
    ich Maß nehmen wol te. Nun, im ersten Stock stimmt mit den
    Maßen was nicht…«
    »Ich möchte nicht ungeduldig erscheinen, Schatz, aber hältst du
    dies für den geeigneten Zeitpunkt, um über Teppiche zu spre-
    chen?«
    »Sam?«
    »Ja, Schatz?«
    »Hör auf, wie ein Ehemann zu denken. Und fang an, wie ein…
    Polizist zuzuhören.«

    Mumm betrat die Botschaft und rief Detritus und Grinsi zu sich.
    »Ihr zwei begleitet uns heute Abend zum Bal «, sagte er. »Da geht’s
    piekfein zu. Hast du etwas anzuziehen, Feldwebel, abgesehen von
    deiner Uniform?«
    »Nein, Herr.«
    »Na schön. Wende dich an Igor. Kann bestens mit einer Nadel
    umgehen, der Bursche. Was ist mit dir, Grinsi?«
    »Ich, äh, habe ein Kleid«, sagte Grinsi und blickte schüchtern zu
    Boden.
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr.«
    »Oh. Nun. Gut. Außerdem seid ihr beide ab sofort offizielle Mit-
    arbeiter der Botschaft. Grinsi, du bist… du bist Militärattaché.«
    »Oh«, sagte Detritus enttäuscht.
    »Und du bist ab sofort Kulturattaché, Detritus.«
    Die Miene des Trol s erhel te sich beträchtlich. »Das du nicht
    bedauern wirst, Herr!«
    »Da bin ich sicher«, sagte Mumm. »Bitte komm jetzt mit mir.«
    »Es geht um eine kulturelle Angelegenheit, Herr?«
    »Im weitesten Sinne. Vielleicht.«
    Mumm führte den Troll und Sybil die Treppe hinauf und ins Bü-
    ro, wo er vor einer Wand stehen blieb.
    »Diese?«, fragte er.
    »Ja«, bestätigte seine Frau. »Man bemerkt nichts, solange man die
    Räume nicht ausmisst. Hier ist die Wand außergewöhnlich dick…«
    Mumm tastete über die Vertäfelung und suchte nach einer Stelle,
    die »Klick« machte. Schließlich trat er zurück.
    »Gib mir deine Armbrust, Feldwebel.«
    »Hier du sie hast, Herr.«
    Mumm taumelte unter dem Gewicht, schaffte es jedoch, auf die
    Wand zu zielen.
    »Hältst du das für klug, Sam?«, fragte Sybil.
    Mumm trat noch etwas weiter zurück, um besser anlegen zu
    können, und eine Diele bewegte sich unter seinem Absatz. Vor
    ihm schwang eine Holztafel aus der Wand.
    »Du sie erschreckt hast, Herr«, sagte Detritus loyal.
    Mumm gab ihm die Armbrust vorsichtig zurück und versuchte
    den Eindruck zu erwecken, als wäre das al es geplant gewesen.
    Er hatte einen Geheimgang erwartet, doch

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