Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
auf einmal gewesen.
    Â»Fangen wir mit Mittwoch an«, sagte ich.
    Am Mittwoch öffnete das Bella Napoli erst abends, erfuhr ich. Tagsüber war Dobrev in Mannheim gewesen, um sich irgendetwas zum Anziehen zu kaufen, was er aber nicht gefunden hatte, und später im Technikmuseum in Speyer.
    Â»Echt cool da! Dieses russische Space-Shuttle zum Beispiel wollt ich immer schon mal sehen. Hammergeil, das Teil.«
    Gemeinsam erstellten wir ein nahezu lückenloses Bewegungsprofil. Welche Straßen war er wann gefahren? Wo hatte der Cayenne wie lange unbeaufsichtigt geparkt? Aber je länger wir diskutierten und rekonstruierten, desto mehr kam ich zur Überzeugung, dass das Ganze sinnlos war. Es gab Tausende von Gelegenheiten, wo und wann der Täter die Bombe unter dem Tank des Wagens angebracht haben konnte.
    Am Freitag, also gestern, hatte Dobrev nicht wie üblich seinen Onkel morgens zum Restaurant gefahren, sondern war in Mannheim gewesen, in der Nähe des Rhein-Neckar-Stadions. Schon die zögernde Art, wie er damit herausrückte, ließ mich vermuten, dass hier etwas zu holen war.
    Â»Wozu?«, fragte ich streng. »Was wollten Sie da?«
    Â»So halt«, erwiderte er lahm. »Zum Spaß.«
    Â»Verkaufen Sie mich nicht für dumm, Herr Dobrev!«
    Â»Ich … Es …« Er knackte mit seinen Fingern und schwieg.
    Ich bohrte nach, quälte ihn ein wenig, aber es führte zu nichts. So dumm Slavko Dobrev war, so verstockt konnte er sein. Er war Chauffeur und Helfer seines reichen Onkels und hatte ansonsten von kaum etwas eine Ahnung.
    Â»Wir denken darüber nach, ob der Mordanschlag mit der Gastfreundschaft Ihres Onkels für hübsche junge Damen zu tun hat. Hat es in der Vergangenheit Ärger mit der Konkurrenz gegeben? Drohungen?«
    Mein Gegenüber schwieg mit gesenktem Blick und kaute auf der Unterlippe. Ich beugte mich vor und fuhr eindringlich fort: »Wer immer das getan hat, Herr Dobrev, wird es wieder versuchen. Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, dann kann ich den oder die Täter vielleicht aus dem Verkehr ziehen, bevor etwas passiert. Wenn nicht, dann sind Sie demnächst tot.«
    Dobrev schwieg und kaute. Ich gab auf. Es war schließlich sein Leben, das auf dem Spiel stand.
    Â»Ich hoffe«, sagte ich, als ich ihn ohne Händedruck verabschiedete, »Sie sind noch am Leben, wenn wir uns wiedersehen.«

    Ich brachte Slavko Dobrev vor die Tür und bat Schivkov herein, der offenbar die ganze Zeit aufrecht auf seinem Stuhl sitzend ausgeharrt hatte. Dobrev schien nicht auf seinen Onkel warten zu wollen, sondern machte sich eilig davon.
    Anton Schivkov hatte, ohne dass ich ihn darum gebeten hätte, seinen bulgarischen Pass mitgebracht, seine Freizügigkeitsbescheinigung und sogar die Meldebescheinigung des Heidelberger Einwohnermeldeamts und die Konzession für sein Lokal. Er drängte mir die Dokumente geradezu auf, als läge ihm nichts mehr am Herzen, als die Legalität seiner Anwesenheit und Tätigkeit zu beweisen. Vermutlich war man vor den Behörden seiner Heimat ein Niemand ohne gültige Papiere. Um ihn zufriedenzustellen, sah ich mir die Dokumente an und reichte sie ihm zurück.
    Das Gespräch gestaltete sich schwierig. Fragen zu seiner Herkunft beantwortete er mit nervtötender Zuvorkommenheit. Als wir allerdings zur Herkunft seines Geldes kamen, ließen seine Sprachkenntnisse dramatisch nach. Familie hatte er keine mehr.
    Â»Frau tot«, murmelte er mit einer Handbewegung, die alles und nichts bedeuten konnte. »Ich viel, viel allein.«
    Für eine Sekunde wirkte er sehr verloren. Aber es war nur ein winziger Moment der Stille, dann straffte er sich und strahlte mich wieder an, als würde er nichts im Leben lieber tun, als die Fragen deutscher Polizisten zu beantworten.
    Â»Sind Sie deshalb nach Deutschland gekommen? Weil Sie in Bulgarien niemanden mehr haben?«
    Â»Deutschland gekommen, ja.« Er nickte eifrig. »Deutschland gut. Menschen gut. Polizei gut.«
    Ich stützte meine Unterarme auf den Schreibtisch und faltete die Hände. »Herr Schivkov, mal ehrlich, wie wird man in Bulgarien Millionär?«
    Â»Millo …?«
    Ich atmete tief ein und formulierte meine Frage um: »Wie kommt man in Ihrer Heimat zu so viel Geld, dass man sich in Deutschland ein Haus kaufen kann?«
    Â»Deutschland gut Land. Viel Frieden. Viel gut Menschen. Viel gut Polizei.«
    Es war

Weitere Kostenlose Bücher