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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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etwas zu berichten: »Der Fahrer eines Lieferwagens, der um zehn nach acht die Sinsheimer Straße hochgefahren ist, will auf dem Parkplatz einen Mann gesehen haben. Er soll aus dem Wald gekommen sein und etwas Längliches in der Hand gehalten haben. Angeblich hat er Gummistiefel getragen.«
    Â»Ist dieser Mann in ein Auto gestiegen?«
    Â»Kann er nicht sagen. Klein sei er gewesen und stämmig und eventuell grauhaarig.«
    Â»Schivkov?« Ich beugte mich vor.
    Â»War auch mein erster Gedanke.« Mit leisem Knall klappte Vangelis ihr Notizbüchlein zu. »Aber ich kann es noch nicht glauben. Wenn man eine Bank ausgeraubt hat, dann sucht man doch so schnell wie möglich das Weite und fängt nicht an, Leute umzulegen.«
    Ich sah Balke an. »Was wissen wir über diesen Piotr Voronin?«
    Â»Dass er schweinereich gewesen ist. Und sich so gut wie ausschließlich unter Landsleuten bewegt hat. Derzeit wird seine Villa in Baden-Baden auf den Kopf gestellt. Er hat eine ziemlich zänkische Witwe, habe ich gehört. Sie macht den Kollegen mächtig Feuer unterm Hintern und droht ständig damit, sie wegen irgendwas zu verklagen.«
    Â»Mit dieser streitbaren Dame sollten wir vielleicht mal ein paar Worte wechseln«, sagte ich langsam.

    Jennifer Voronin musste vor Jahren eine attraktive Frau gewesen sein. Nicht allzu groß, hielt sie sich – selbst zu Hause auf hohen Schuhen – sehr gerade. Ihr Körper war mit teurem Schmuck behängt wie ein Tannenbaum, das Gesicht weiß vor Wut.
    Â»Sind Sie jetzt endlich der Boss?«, kreischte sie mich an, noch bevor ich den Mund aufbekam. »Kommen Sie rein, und schaffen Sie mir diese … diese Bande aus dem Haus!«
    Auf dem kiesbedeckten Vorplatz der schlichten Gründerzeitvilla standen neben diversen Einsatzfahrzeugen ein knallroter Mercedes SLK und ein schwarzer Porsche 911 mit mächtiger Heckflosse. Das Grundstück schien nicht groß zu sein. An den Gardinen der Nachbarhäuser, vor denen ebenfalls Wagen der Hunderttausend-Euro-Klasse parkten, war Bewegung.
    Â»Es tut mir leid, Frau Voronin, aber diese Leute tun nur ihre Pflicht. Und sie haben übrigens ein Recht darauf, hier zu sein. Immerhin ist Ihr Mann ermordet worden.«
    Widerwillig knurrend und vermutlich nur wegen der neugierigen Nachbarn trat sie einen Schritt zur Seite, um uns in ihr Heim am Hang über der Baden-Badener Altstadt zu lassen. »Stimmt, Piotr ist tot!«, stieß sie mit bebender Unterlippe hervor. »Aber Sie stellen mein Haus auf den Kopf, als wäre er der Mörder und nicht das Opfer.«
    Â»Dafür gibt es leider Gründe. Und deswegen hat ein Richter ein Dokument unterschrieben, das uns den Zutritt zu Ihrem Anwesen erlaubt.«
    Â»Ich scheiß auf Ihre blöden Dokumente! Mein Anwalt wird Ihnen den Marsch blasen, verlassen Sie sich drauf!«
    Voronins Witwe stammte offenbar nicht aus den besten Kreisen und war eindeutig badischer Abstammung.
    Â»Können wir uns vielleicht irgendwo setzen?«
    Erst zögernd, dann plötzlich eilig führte sie Klara Vangelis und mich in einen der hinteren Räume, ein Arbeitszimmer, wie es schien. Der Blick durch die hohen Sprossenfenster stellte klar, dass das Grundstück keineswegs so klein war, wie ich zunächst vermutet hatte. Am Ende einer weitläufigen Rasenfläche entdeckte ich das geschwungene Dach eines chinesisch anmutenden Pavillons.
    Die Hausherrin deutete widerwillig auf eine Sitzgruppe an einem runden Tischchen, in dessen Mitte ein großer, halbvoller Kristallaschenbecher thronte. Piotr Voronin hatte zu Lebzeiten offenbar leidenschaftlich Zigarillos geraucht. Es stank nach kaltem Rauch.
    Â»Womit hat Ihr Mann sein Geld verdient?«, lautete meine erste Frage.
    Die immer noch zornbebende Witwe steckte sich ein Zigarillo an. Vielleicht befanden wir uns nicht im Arbeitszimmer ihres toten Mannes, sondern in ihrem eigenen. Der kleine antiquarische Schreibtisch schien jedoch eher ein Schmuckstück zu sein als ein Arbeitsmöbel. In dunklen Regalen an den Wänden standen Bücher, die aussahen, als wären sie nach Metern und Farbe und nicht wegen des Inhalts oder der Verfasser zusammengekauft worden.
    Â»Sein Geld …«, erwiderte Jennifer Voronin zögernd. »Piotr ist … war Unternehmer. Er hat alles Mögliche gemacht. Ich weiß wenig darüber. Sie müssen mit Stanislav reden. Seinem Prokuristen. Der sollte sowieso in

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