Der fünfte Mörder
Schrottkarren aus dem Westen mehr haben. Die fahren da unten jetzt auch lieber neue Mercedes und BMW .«
Sie verstummte.
»Und dann ist also sein Onkel hier aufgetaucht â¦Â«
»Wenn der mal tatsächlich sein Onkel ist.« Rosalind Dobrev pustete in ihre Tasse. »Hab nie so ganz verstanden, um wie viele Ecken die zwei verwandt sind. Der Alte hat ihn ganz schön rangenommen, und das war gut so. Prima, hab ich anfangs gedacht, kommt er endlich zu ânem vernünftigen Job und auf andere Gedanken. Nicht mehr diese ewigen Spinnereien. Auf einmal hat er auch richtiges Geld verdient. Nicht bloà alle Jubeljahre mal, sondern jeden Monat.«
»Und hat er Ihnen was davon abgegeben?«
Dieses Mal fiel ihr Nicken lebhaft aus. »Knauserig ist Slavko nicht. Er hat immer für die Kinder gesorgt. Aber irgendwie ist er anders gewesen, auf einmal. Hat ihm schon gutgetan, morgens aufstehen, ânen Plan haben für den Tag, wen, der ihm sagt, woâs langgeht. Aber auf einmal hat er kaum noch mit mir geredet. Immer in Action, immer unterwegs.«
»Wenn er sich verstecken müsste, wo würde er hingehen?«
Sie zuckte die Achseln und nahm einen zweiten Schluck.
»Slavko kennt die Gegend um Heidelberg wie kaum ein Einheimischer. Mit dem Auto rumgurken oder mit dem Motorrad, das hat er am liebsten gemacht. Anfangs hat er mir abends immer lang und breit erzählt, wo er wieder überall gewesen ist. Später nicht mehr. Hat mich auch nicht groà interessiert, ehrlich gesagt. Ja, das hat ihm immer am meisten Spaà gemacht â Benzin verfahren und Löcher in die Luft gucken.«
»Er hat ein Motorrad?«
»Eine Kawa â¦Â«
»Kawasaki?«
Sie nickte. »Weià nicht, ob er die noch hat. Oder schon wieder ein neues. Ein noch tolleres. Für Slavko konntenâs ja nie genug PS sein. Irgendwann bricht er sich den Hals mit diesen Dingern, ich habâs ihm tausendmal gesagt.«
»Gibt es hier vielleicht noch Sachen von ihm?«
»Moment.« Sie erhob sich, verlieà die Küche und kam Sekunden später zurück mit einem von Kinderhand bunt bemalten Schuhkarton.
»Das hier hab ich beim Aufräumen gefunden. Ist nicht viel, aber vielleicht ⦠Nehmen Sieâs. Ich brauchâs nicht.«
Mit einer ratlosen Geste hielt sie mir die kleine Schachtel entgegen. Neben einer fast leeren Tube Hautcreme, der Visitenkarte eines Yamaha-Händlers, einem rostigen kleinen Schraubenzieher und einigen dünnen schwarzen Kabeln, die vermutlich zu einem Computer gehörten, enthielt der Karton eine kleine, aber vermutlich teure Digitalkamera.
»Die ist hin«, sagte Rosalind Dobrev. »Keine acht Wochen hat sie funktioniert, dann ist sie dauernd von allein ausgegangen. Slavko hat rumgemault, ist aber natürlich zu faul gewesen, sie umzutauschen. Jetzt ist wahrscheinlich die Garantie abgelaufen.«
Ganz unten im Karton entdeckte ich noch ein blaues Kunststoffkärtchen mit goldenen Kontaktflächen. Vermutlich die Speicherkarte zur defekten Kamera.
»Nehmen Sie ruhig alles mit«, sagte Rosalind Dobrev müde und rieb sich mit der flachen Hand die Stirn.
»Hat Slavko einen Computer?«
»Ein Laptop hat eine Weile hier rumgestanden, ja. Wo der hingekommen ist, weià ich nicht. Nehme an, er hat ihn irgendwann mitgenommen.«
Ich erhob mich.
»Und was wird jetzt aus Ihnen?«, fragte ich, als ich ihr zum Abschied die Hand reichte. »Werden Sie sich eine Arbeit suchen?«
»Eine Arbeit?« Sie lachte hilflos. »Na, Sie sind lustig.«
»Irgendwas müssen Sie doch machen.«
»Ich hab die Wohnung aufgeräumt, ich hab endlich mal geputzt und â¦Â«
»Das meine ich nicht. Sie brauchen eine Perspektive.«
»Schon klar. Eine Perspektive. Klar.«
»Wenn ich irgendwie helfen kann.« Ich gab ihr zum zweiten Mal eine Visitenkarte, da ich wenig Hoffnung hatte, dass sie die erste noch finden würde. »Egal wie, melden Sie sich. Bitte.«
»Mach ich. Ja.«
Achtlos legte sie die Karte auf den Küchentisch neben ihre Tasse.
»Jetzt muss ich erst mal schlafen. War ein bisschen viel in letzter Zeit.«
24
»Erstens«, begann Balke aufgekratzt, als er mir später in meinem Büro gegenübersaÃ, »in Voronins Handy sind drei Nummern mit dem Kürzel âºElâ¹.«
»Elisaveta?«
Er nickte eifrig. »Eine davon ist ihre offizielle Büronummer. Die
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