Der fünfte Mörder
Mann nicht betrogen habe? Ist es das?«
»Vielleicht, weil du mich genau das die ganze Zeit hast glauben lassen.«
»Du fühlst dich also hintergangen?«
»Irgendwie. Vielleicht. Ein bisschen, ja. Obwohl du mich nie belogen hast. Aber du warst auch nicht wirklich ehrlich zu mir. Du hättest wenigstens mal eine Andeutung machen können, was mit eurer Ehe los ist.«
»Ich hatte Egonchen versprochen, genau das auf keinen Fall zu tun.«
»Du hast mir nicht vertraut«, versetzte ich nach kurzem, ratlosem Schweigen.
»Doch, das habe ich. Aber Egon hat auch mir vertraut. Und ich habe Andeutungen gemacht. Im Februar in Karlsruhe. Du erinnerst dich vielleicht noch an den Abend?«
»Natürlich. Und es gibt keinen Grund für deinen pampigen Ton.«
Nichts ist so, wie du denkst, hatte sie damals gesagt.
Theresa machte keine Anstalten, mich zu berühren, und das war vermutlich gut so. Vielleicht aber auch nicht. Nie hatte ich mich zugleich so sehr im Recht und so idiotisch gefühlt.
»Und erinnerst du dich auch daran, was ich noch gesagt habe, an diesem Abend im Februar?« Sie warf den Kopf zurück und fuhr sich mit beiden Händen durch die honigblonde Lockenpracht.
In die Arme hatte ich sie nehmen wollen, küssen, streicheln, lieben. Stattdessen saÃen wir uns an diesem dämlichen Tisch gegenüber, im Energiesparlicht der hässlichen Lampe, die der Vormieter zurückgelassen hatte, und gifteten uns an. Vor uns standen zwei billige Gläser, gefüllt mit lauwarmem Leitungswasser.
»Selbstverständlich erinnere ich mich. Aber ich will es jetzt nicht aussprechen.«
Ich liebe dich, hatte sie gesagt. Zum ersten Mal.
Sie beugte sich vor, fixierte mich mit groÃen graugrünen Augen.
»Kann es sein, dass hier jemand bockig ist?«
»Ja«, gab ich zu. »Das könnte möglicherweise sein, ja.«
»Dieser Jemand hat aber nicht vor, das heute noch zu ändern?«
»Ich fühle mich auf den Arm genommen, Herrgott. Verkauft. Ich war die ganze Zeit der Trottel in eurem seltsamen Spiel. Ich war die ganze Zeit der Idiot, der keine Ahnung hatte. Er hat es gewusst, von Anfang an, und ich habe mich tausendmal vor ihm zum Affen gemacht!«
»Ich habe von Egon nie gehört, du hättest dich lächerlich gemacht. Im Gegenteil, er hat immer mit groÃem Respekt von dir gesprochen.«
»Ihr habt über mich gesprochen?«
»Was denkst du denn?«, seufzte Theresa und schloss die Augen. »Wir sprechen über alles Mögliche, weiÃt du? Sogar über die Kinder seiner Sekretärin. Ãber deine Töchter übrigens auch.«
Einige Zeit schwiegen wir. Das Schweigen war aus Stacheldraht und voller unausgesprochener, vielleicht noch nicht einmal gedachter Vorwürfe.
Auf der StraÃe unten bellte ein groÃer Hund.
»Und nun?« Theresa schien allmählich die Geduld zu verlieren. »Was wird nun mit uns?«
»Ich weià es nicht.« Um ihrem Blick nicht zu begegnen, sah ich zur Decke. »Ich brauche Zeit. Vielleicht ist das alles. Vielleicht brauchen wir einfach Zeit.«
Ihre Stimme klang brüchig, als sie die Frage aller Fragen stellte: »Liebst du mich denn nicht mehr?«
»Sonst würde ich ja wohl nicht hier sitzen, Herrgott, und mich schon wieder zum Affen machen!«
Zum Abschied legte sie kurz ihre warme Rechte auf meine. Bevor ich sie festhalten konnte, zog sie sie zurück und sprang auf.
»Du meldest dich, wenn du genug Zeit gehabt hast?«
Ich blieb noch eine Weile sitzen. Als ich unten die Haustür ins Schloss fallen hörte und auf dem Gehweg das wütende Tackern von Theresas Absätzen, nahm ich das immer noch volle Wasserglas und warf es an die Wand. Es zerbrach nicht, aber ich hatte wieder einmal zu wischen.
AnschlieÃend fühlte ich mich ein klein wenig besser.
Machatscheck hatte nicht übertrieben. Die Installation der notwendigen Software auf meinem betagten PC verlief problemlos. Meine Töchter liehen mir groÃmütig ein sogenanntes Headset sowie eine tennisballgroÃe steingraue Kugel mit Klemmfuà und einer kleinen Linse, die sie Webcam nannten. Und dann konnte ich per Internet telefonieren. Wir probierten es aus, und tatsächlich erschienen nach wenigen Sekunden die fröhlich grinsenden Gesichter meiner Mädchen auf meinem alten Röhrenmonitor, und wir konnten uns ganz passabel unterhalten.
»Und es kostet tatsächlich
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