Der Fürst der Dunkelheit
dazu, Big Jim, und hat sein Bier nach ihnen geworfen. Sie sind verschwunden, bevor die Polizei auftauchte.”
“Verschwunden?” Deanna war bestürzt.
“Du wirst doch wohl nicht jetzt schon so sehr an diesem Typ hängen”, sagte Heidi. “Und ihr solltet beide etwas daraus lernen – lasst euch nicht mit fremden Männern ein.”
Beide starrten sie an.
Sie ließ ein Seufzen hören. “Gehen wir zurück zu unserem Cottage. Für heute Nacht ist die Stimmung sowieso ruiniert. Wirklich, ’ne tolle Party veranstalten wir da.”
Lauren erblickte den Kellner und signalisierte ihm, dass sie zahlen wollten.
Er brachte die Rechnung, sie zahlten schnell mit Bargeld, standen auf und gingen zur Tür. Lauren war überzeugt, dass der Polizist ihren Abgang mitbekam, obwohl er mit dem Rücken zu ihnen saß.
“Tja, das war deprimierend”, sagte Heidi nach ein paar Minuten, während sie durch die Nacht gingen.
Deanna legte ihr einen Arm um die Schultern. “Tut mir so leid, Heidi.”
“Nein,
mir
tut es leid. Ich kapiere es bloß nicht. Haben die beiden sich überhaupt gekannt?”, fragte sie.
“Glaube ich nicht”, sagte Lauren.
“Aber wieso …?”
“Wer soll das wissen?”, unterbrach sie Lauren.
Sie gingen schneller und bogen von der Bourbon Street ab.
Irgendwie war Lauren sicher, dass sie verfolgt wurden. Sie drehte sich um. Kein Mensch war zu sehen, aber das spielte keine Rolle. Sie wusste, was sie wusste. Zwar hatte sie diesmal nicht dieses beängstigende Gefühl von in der Dunkelheit lauernden Schatten, aber sie wusste, dass dieser Polizist, dem die Nacht vertraut war, ihnen folgen würde.
“Lasst uns doch morgen eine Flusskreuzfahrt machen”, schlug Deanna vor.
“Gute Idee”, stimmte Heidi zu. “Und vorher würde ich gern noch in den Zoo gehen. Den finde ich wirklich toll.”
“Super Idee”, sagte Lauren und drehte sich erneut um. Sie konnte ihn nicht sehen, aber sie war sich sicher, dass er im Schatten eines der Gebäude stand.
Ohne weitere Vorkommnisse erreichten sie den Innenhof ihrer Pension. Das Tor quietschte, als Lauren öffnete. Sie gingen um den Pool herum. Das freundliche lesbische Pärchen aus Cottage drei saß an einem der Tische, trank aus Pappbechern und blickte hinauf in die Sterne. Die beiden Frauen, Janice und Helen, waren groß und blond, sie arbeiteten als Models für eine Bekleidungskette.
“Schöne Nacht, nicht?”, rief Janice.
“Es ist so hübsch hier, einfach nur den Magnolienduft einzuatmen und den Nachthimmel zu beobachten”, bekräftigte Helen. “Finden Sie nicht auch?” Sie schien sehr erpicht darauf zu sein, dass sie ihrer Meinung waren.
“Wunderschön”, stimmte Lauren zu.
“Janice findet es allerdings auch irgendwie unheimlich”, fügte Helen hinzu.
“Die Schatten in der Dunkelheit.” Janice musste selbst lachen. “Ich habe zu viel Fantasie. Helen macht der grauenvollste Horrorfilm nichts aus, aber ich kann mir so was nur zu Hause ansehen, wo ich aus dem Zimmer gehen kann, wenn ich es nicht mehr aushalte.”
“Also, ich gehe schon mal rein. Ich bin erledigt”, sagte Deanna. Alle wünschten ihr eine gute Nacht, und sie verschwand im Cottage.
“Ich werde auch gleich gehen”, sagte Heidi.
“Ich schätze, wir gehen ebenfalls rein”, sagte Janice. “Obwohl, wir haben noch Champagner, wenn Sie welchen möchten.”
“Wie wär’s mit morgen Abend?”, schlug Lauren vor.
“Prima”, sagte Janice. “Treffen wir uns hier draußen? Nachts finde ich es hier wirklich toll. Bloß manchmal …”
“Manchmal was?”, fragte Lauren.
Janice hob die Schultern und sah Helen entschuldigend an. “Manchmal habe ich plötzlich das Gefühl, wir würden beobachtet.”
Sind wir denn alle verrückt, fragte sich Lauren, oder ist dieses Unbehagen etwas Natürliches? Es stimmte schon, die Cottages waren ziemlich abgelegen, aber das Haupthaus blickte auf sie herab. Und die Mauer, die das Bed & Breakfast von dem alten viktorianischen Nachbargebäude trennte, wo im Erdgeschoss T-Shirts, Kaffee und Voodoo-Tränke verkauft und die oberen Stockwerke als Apartments vermietet wurden, war hoch und solide gebaut und wäre für einen Eindringling nur schwer zu überwinden.
“Deanna glaubt auch manchmal, sie würde beobachtet”, sagte Lauren.
“Das ist aber ein Schock”, lachte Helen. “Sie ist ja auch hinreißend. Man stelle sich vor: Irgendein Spanner beobachtet eine hinreißende Frau.”
“Aber wir schließen besser alle unsere Türen ab, nicht?”, sagte
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