Der Fürst der Dunkelheit
Wert darauf, die Tür zu verriegeln, einen Stuhl herüberzuziehen und ihn unter die Klinke zu klemmen.
Heidi und Deanna sahen ihr zu.
“Na, sieht das so gut aus?” Lauren legte entschlossen Fröhlichkeit in ihre Stimme.
“Für mich schon”, sagte Heidi.
“Danke schön”, meinte Deanna.
Dann drehten die beiden sich um und verschwanden im Schlafzimmer.
Lauren machte es sich auf der Ausziehcouch bequem, fand die Fernbedienung, schaltete den Fernseher ein und zappte durch die Kanäle, bis sie eine Wiederholung von
Herzbube mit zwei Damen
fand.
Sie zog die Knie an die Brust und legte ihre Arme darum, während sie auf den Bildschirm starrte.
Wir müssen hier weg.
Das war es. Sie mussten so schnell wie möglich wieder nach Hause.
Heidi würde es gar nicht passen, dieses Wochenende ihres Junggesellinnenabschieds zu verkürzen, aber Lauren würde ihr das schon irgendwie beibringen. Es wäre ja auch irrsinnig, an einem Ort zu bleiben, wo der Nachbar überzeugt war, ein Vampirjäger zu sein, Deanna ständig schlafwandelte und sie selbst glaubte, sie hätte gesehen, wie die Dunkelheit zum Leben erwachte.
Und wo eine im Fluss treibende Leiche ohne Kopf entdeckt worden war.
Lauren blieb noch mindestens eine Stunde wach, starrte auf den Bildschirm und versuchte sich auf den Film zu konzentrieren, aber sie nahm überhaupt nichts wahr.
Sie konnte ihren Verstand nicht abschalten.
Sie musste dauernd daran denken, wie Mark auf diesen Schatten losgestürmt war und ihm irgendeine Flüssigkeit entgegengeschleudert hatte.
Und in der Gasse hinter der Bar hatte Big Jim sein Bier auf die beiden Kämpfenden geschüttet.
Vampire. Mark hatte darauf bestanden, dass es Vampire waren.
Also wirklich!
Mark Davidson war verrückt. Süß, aber verrückt.
Sie fragte sich, ob so etwas ansteckend sein könnte, denn sogar Janice war davon überzeugt gewesen, dass sie beobachtet würden.
Sosehr sie es versuchte, sie konnte einfach keinen Sinn in alldem erkennen.
Irgendwann schlief sie schließlich ein. Und sie erwachte erst wieder, als zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden ein markerschütternder Schrei die Stille zerriss.
“Zweiter Tag – zweite Leiche”.
Sean stöhnte innerlich auf, als er die Schlagzeile las. Er wusste, dass das der heutige Aufmacher sein würde, und er hatte Angst, es könnte eine Panik in der Stadt auslösen.
Bobby betrat das Büro. “Geht es Ihnen gut, Lieutenant?”
“Aber sicher. Ich bin kerngesund.”
Bobby schwieg eine Minute. “Wir haben jeden Polizisten entlang des Mississippis alarmiert.”
Sean sah ihn an. “Klar. Als ob das diesen Kerl aufhalten könnte.”
Bobby wurde rot. “Na ja, was sollen wir denn sonst tun? Soll ich diesen Typen auftreiben, von dem die Frau letzte Nacht gesprochen hat? Mark Davidson?”
Sean lehnte sich zurück. “Wir müssen ihn finden. Aber ich will nicht, dass er festgenommen und aufs Revier gebracht wird. Ich werde mich selbst um ihn kümmern, okay? Wenn ich Hilfe brauche, sage ich Bescheid.”
“Jawohl, Sir.” Zögernd wandte sich Bobby der Tür zu und wendete sich noch einmal halb um. “Ich habe die Männer gewarnt, aber ich weiß nicht, ob das etwas nutzen wird.”
“Gut.” Sean erhob sich. “Ich werde mich mal auf den Straßen umhören. Ich möchte, dass Sie die Krankenhäuser anrufen. Sie wissen, wonach wir suchen. Sorgen Sie auch dafür, dass sich jemand die Vermisstenmeldungen vornimmt. Und ich will über jeden Bericht informiert werden, in dem es um Leute geht, die sich irgendwie komisch benehmen.”
Bobby starrte ihn an.
“Was ist?”, fragte Sean scharf.
Bobby zuckte die Achseln. “Na ja, wir sind in New Orleans. Hier sind die Leute stolz darauf, sich komisch zu benehmen.”
“Bobby, überprüfen Sie die Berichte.”
“Ich kriege sie nicht wach!”, keuchte Heidi und starrte Lauren mit vor Entsetzen geweiteten Augen über Deannas hingestreckten Körper an. “Sieh sie dir bloß an! Sie ist nicht nur blass, sie ist
grau
. Sie muss wirklich krank sein, Lauren. Und sie macht die Augen nicht auf.”
Lauren lief sofort zum Telefon und wählte den Notruf. Dann setzte sie sich neben Deanna und suchte nach dem Puls.
Nichts an den Handgelenken!
Dann aber, an ihrem Hals, endlich …
“Sie lebt noch”, atmete sie erleichtert aus.
Im selben Augenblick hörte sie auch schon die Sirene.
Die nächsten paar Minuten verschwammen vor ihren Augen, Sanitäter stürzten herein, und sie und Heidi versuchten, alle ihre Fragen zu beantworten.
Weitere Kostenlose Bücher