Der Fürst der Dunkelheit
Platz nahm. Sie schüttelte den Kopf. “Du solltest nicht hier sein.”
“Es ist mein Zuhause”, sagte er.
“Zwischen Gut und Böse gibt es eine sehr deutliche Grenze”, sagte sie und drehte sich zu dem gut aussehenden jungen Mann um, der neben ihr kniete. “Du könntest ins Kreuzfeuer geraten.”
“Es kommen sehr schlechte Zeiten auf uns zu”, sagte er.
Susan senkte wieder den Kopf. “Ja, ich weiß.”
“Ich muss hier sein.”
“Dann werde ich für dich beten”, sagte Susan.
“Du musst mir helfen.”
“Und wie soll ich das tun?”
“Du kannst Dinge sehen.”
Susan sah ihn wieder an. “Es ist nicht so, als ob in meinem Kopf ein Film ablaufen würde. Ich sehe, was vor mir auftaucht. Wenn ich die Wahl hätte, wenn ich bestimmen könnte zu sehen, wie das Böse bei jeder Gelegenheit bekämpft wird, dann würde es das Böse gar nicht geben. Aber du, du solltest woandershin gehen.”
“Das kann ich nicht.”
“Viele hier vertrauen dir nicht.”
“Ich habe vor, mich selbst zu beweisen.”
Sie starrte ihn an. “Du weißt nicht, mit wem du dich da einlässt – du kennst die andere Seite nicht.”
“Dann muss ich alles darüber lernen”, sagte er grimmig.
Sie beobachtete genau, wie er die Kirche wieder verließ. Nachdem er einige Minuten fort war, erhob sie sich ebenfalls und ging zu dem Becken mit Weihwasser. Sie befeuchtete ihre Finger damit, zog das Zeichen des Kreuzes nicht nur auf ihrer Stirn, sondern auch auf ihrer Brust über dem Herzen, auf ihren Armen und auf mehreren Stellen um ihren Hals herum.
Zu spät bemerkte sie, dass hinten in der Kirche ein junger Priester stand, der sie perplex und schweigend anstarrte.
“Guten Abend, Pater”, sagte sie.
Er nickte ihr zu.
Sie lächelte, als sie die Kirche verließ.
Sie ging wieder zu ihrem Tisch, legte die Fingerspitzen auf die Karten und schloss die Augen. Noch immer konnte sie über dem Gelächter, dem Knirschen der Kutschenräder und dem Klappern der Hufe das Schlagen der Flügel hören.
Sollte sie lieber ihren Frieden bewahren? Oder versuchen, mit dieser jungen Frau in Kontakt zu kommen? Es gab so vieles, was sie nicht wusste.
“Ich würde mir gern die Zukunft weissagen lassen”, sagte jemand.
Sie sah auf.
Und ihr Blut erstarrte vor Kälte.
Er war es.
Heidi schien verärgert darüber zu sein, dass Lauren und Mark gemeinsam das Krankenhaus betraten.
Lauren war beunruhigt, weil ihre Freundin den Verlobungsring nicht mehr trug. Aber da Mark dabei war, wollte sie darüber nicht mit Heidi streiten. Sie konnte sich nicht vorstellen, was über sie gekommen sein mochte, dass sie ihre Liebe zu Barry plötzlich vergessen hatte. Die beiden waren schon seit dem College ein Paar. Seit zwei Jahren lebten sie auch zusammen. Sie wollten dasselbe von der Zukunft, zwei Kinder, einen norwegischen Hirtenhund, eine Katze, Wanderurlaube in den Redwood-Wäldern.
“Ich komme hier ganz gut allein zurecht, weißt du”, sagte Heidi.
Mark, der gar nicht auf sie achtete, war an Deannas Bett getreten. Er berührte ihre Braue, wirkte erleichtert, griff in eine Tasche und holte eine weitere Kette hervor, an der ein Kreuz hing.
“Was machen Sie da?”, fragte Heidi scharf.
“Nur ein kurzes Gebet”, erwiderte Mark, streifte die Kette vorsichtig um Deannas Hals, fummelte ein bisschen an dem winzigen Verschluss herum, bis er ihn zubekam.
Deanna bewegte sich unruhig in ihrem tiefen Schlaf, lag dann wieder still.
“Sie will das aber nicht!”, schnappte Heidi.
“Ist schon in Ordnung, Heidi”, sagte Lauren zu ihr. “Ich … ich hab das für sie gekauft”, log sie.
“Also, das war wirklich dämlich”, sagte Heidi erzürnt.
“Es kann jedenfalls nicht schaden.” Lauren war verstört, dass Heidi sich so seltsam benahm.
“Du solltest ihr dieses Ding wieder abnehmen.”
“Aber wieso denn, um alles in der Welt?”, wollte Lauren empört wissen.
Darauf hatte Heidi zunächst keine Antwort. “Ich glaube, ihre Mutter ist zur Hälfte Jüdin”, sagte sie schließlich.
“Dann besorgen wir ihr auch noch einen Davidstern”, sagte Mark.
Heidi öffnete verwirrt den Mund, schloss ihn aber wieder, weil ihr offenbar nichts einfiel, was sie sagen konnte.
“Ich glaube, du solltest mal eine Weile aus diesem Zimmer rauskommen”, sagte Lauren fest.
“Aber ich … ich werde hier gebraucht.”
“Lauren ist doch jetzt da”, sagte Mark.
“Stimmt. Ich bleibe hier, und ihr zwei könnt euch ein nettes Abendessen im French Quarter
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