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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Finger meine Schultern, meine Arme, meine Brust streichelten und eine Spur aus feuriger Glut hinterließen.
    »Dafür danke ich Gott!«, flüsterte ich und küsste sie fordernd auf die geöffneten Lippen. Ihr Kuss schmeckte nach Sinnlichkeit, nach Leidenschaft. Und er versprach Sinnhaftigkeit. Und Leiden.
    Ungeduldig nestelte sie am Verschluss meiner Hose. Lachend führte ich ihre Hand, als sie am Stoff zu zerren begann.
    Sie drängte sich an mich, verschränkte ihre Beine hinter meinem Rücken und zog mich ungestüm zu sich heran. Ich glitt in sie hinein.
    Felice della Rovere nahm mit einer Selbstverständlichkeit Besitz von meinem Körper, die mich in Ekstase versetzte. Meine Gedanken und meinen Verstand schenkte ich ihr aus freiem Willen.
    Sie hatte die Augen geschlossen und öffnete mir ihre Seele.
    Wir stiegen hinab in das himmlische Gefühl des Einsseins, des Verschmelzens mit dem anderen.
    »Ich liebe dich!«, hauchte ich in ihr Ohr.
    Ihr Lächeln im Mondschein verriet mir, dass sie dasselbe empfand.
    Ich begann mich auf ihr zu bewegen, als sei sie so zerbrechlich wie Glas aus Murano. Ich brannte lichterloh, als sie meine Schenkel umfasste und den Rhythmus beschleunigte. Keuchend bewegten wir uns aufeinander, wanden uns im Gras. Sie nahm mein Gesicht in beide Hände und tauchte ihren Blick in meinen.
    Ich weiß nicht, was mich mehr erregte: die Reibung unserer schweißnassen Körper oder das Verschmelzen unserer Seelen. Die Wogen unserer Lust trugen uns immer höher, rissen uns hinauf in die himmlischen Sphären.
    O Gott! Wie sehr ich Felice liebte!
    Gemeinsam erreichten wir den Himmel, und für einen Augenblick schien die Zeit stehen zu bleiben. Und mit ihr die Erde, der Mond und der Rest des Universums. Es gab nur noch uns beide.
    Dann lagen wir eng ineinander verschlungen im Gras und hielten uns aneinander fest. Mein Kopf ruhte an ihrer Schulter, meinen Arm hatte ich um ihre Hüfte geschlungen. Sie atmete ruhig, so ruhig, dass ich dachte, sie würde schlafen.
    So, genau so wollte ich sie malen!
    Ich erhob mich und zog mich an. Dabei ließ ich sie nicht aus den Augen. Doch dann fiel mir ein, dass meine Farben, Pinsel und das Skizzenpapier noch in den Satteltaschen des Esels steckten, den ich zurücklassen musste.
    Felice war das, was ich gesucht hatte! In Urbino, in Perugia, in Siena. Bei Clarissa und Violetta und Alessandra. Nicht nur ein faszinierendes Gesicht, das ich malen konnte, nicht nur ein begehrenswerter Körper, an dem ich meine Lust befriedigen konnte, sondern eine Frau, in deren Armen ich von meiner Ruhelosigkeit erlöst werden konnte.
    Ich griff in die feste Innentasche meiner Jacke, die ich mir bei einem Schneider in Perugia hatte einnähen lassen, um Rötel und zerbrechliche Kohlestifte bei mir tragen zu können, wohin ich auch ging. Maestro Perugino hatte sich darüber lustig gemacht, dass ich ohne Silberstift nicht einmal ins Bett ging. Das Lachen wäre ihm im Hals stecken geblieben, wenn er geahnt hätte, dass ich nicht nur mit Kohlestift und Rötel, sondern auch mit seiner Tochter Violetta zwischen die Laken gekrochen war. Ich fand den Kohlestift, mit dem ich vor Stunden das Val d’Arno skizziert hatte. Papier – wo sollte ich Papier herbekommen? Die Zeichnung hatte ich in der Packtasche des Esels verstaut: sie war verloren.
    Aus der anderen Tasche zog ich das zerknitterte Empfehlungsschreiben der Herzogin von Urbino an den Bannerträger von Florenz. Auf der Rückseite des Briefes begann ich Felice zu skizzieren. Ihre geschlossenen Augen, ihre kecke Nase, die sinnlichen Lippen. Das Gesicht eines Engels. Ihre stolze, selbstbewusste Haltung. Die leichte Bewegung ihrer Schultern, ihrer Brüste, ihres flachen Bauches, wenn sie im Schlaf atmete.
    Den rostig roten Farbton des Rötels verwischte ich mit dem Finger zu weichen Schattierungen, die auf dem getönten Pergament sehr plastisch wirkten. Die Umrisse ihres Körpers schienen aus der Tiefe aufzusteigen und Gestalt anzunehmen.
    In diesem Augenblick erwachte sie. Sie sah mich auf dem Stein sitzen und sie zeichnen und richtete sich auf.
    »Bleib wie du bist!«, befahl ich, während ich ihr Gesicht schattierte.
    »Ich hatte nicht vor, mich zu ändern«, versprach sie mir.
    »Ich meinte: Beweg dich nicht.«
    »Vorhin wolltest du, dass ich mich bewege!«, antwortete sie frech.
    Mit dem Silberstift bannte ich das Mondlicht auf ihr Haar.
    »Erzähl mir von dir!«, verlangte sie, als sie sich im Gras räkelte.
    »Da gibt es nicht viel zu

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