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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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zwei Stößen. »Verlass mich nie wieder!«
    Von unten drangen Stimmen zu uns herauf. Angelo Doni und Giovanni de’ Medici hatten den Saal verlassen, um sich zu erleichtern. In der Loggetta stand ein Pissoir aus Porzellan.
    Eleonora schlang ihre Arme um meinen Nacken, und ich umfasste ihr Hinterteil, um sie hochzuheben, ohne mich aus ihr zurückzuziehen. Sie küsste mich, als ich mich aufrichtete und die zwei Stufen hochstieg. Ungeduldig trug ich sie bis zur nächstgelegenen Tür, die sie leise öffnete, um sie hinter mir mit einem gezielten Fußtritt zu schließen. Ich ließ mich mit ihr auf das Bett fallen und setzte ungeduldig das fort, was ich auf der Treppe begonnen hatte.
    Sie hatte die Augen geschlossen und genoss selig lächelnd meine Lippen auf ihrem Mund, meine Hände auf ihrer Haut und meine fordernden Stöße.
    Wie zwei Verhungernde kosteten wir den anderen, genossen ihn, naschten von seinen Früchten, schmeckten ihn, rochen ihn. Ihre Brüste schmeckten nach Haselnuss. Meine Zunge glitt über die aufgerichteten Knospen, meine Lippen umfingen die herrlichen Früchte.
    Sie stöhnte wollüstig, zog die Knie an und schlang ihre schlanken Beine hinter meinen Rücken, um mich tiefer in sich aufzunehmen. Dann umfasste sie meine Schenkel und zog mich noch näher an sich heran. Mein Gesicht lag in ihren Haaren neben dem ihren. Ihre Zunge spielte an meinem Ohr und trieb mich in den Wahnsinn. Aber was mich noch mehr erregte, was mich in Ekstase versetzte, waren die Worte, die sie mir zuflüsterte: »Ich liebe dich, Raffaello! Ich liebe dich!«
    Wir brannten lichterloh wie vor wenigen Stunden die Colombina und versanken in einem Feuerwerk der Lust.
    Später lagen wir halb nackt und eng umschlungen zwischen den zerwühlten Laken des Bettes. Kurz vor der Morgendämmerung weckte sie mich und ließ mich erneut ihre verführerischen Paradiesäpfel kosten. Und ich zeigte ihr, zu welchen lustvollen Verlockungen meine Schlange fähig war.
    Wir waren dem Himmel so nah!

Kapitel 6
Exodus
    E s war Mittag, als ich in den Palazzo Taddei zurückkehrte. Taddeo und Baccio schliefen noch. Sie waren der Dienerschaft zufolge erst kurz vor Sonnenaufgang von einer ausgelassenen Feier mit Musik und Tanz in Niccolò Machiavellis Haus zurückgekehrt. Ich begab mich in meine Werkstatt und ließ mir die Mittagsmahlzeit vor der Staffelei servieren. Während ich nachdenklich im Essen herumstocherte, betrachtete ich die Madonna, die ich für Taddeo malte. Nach der Madonna del Belvedere und der Madonna del Cardellino war es das vierte Gemälde, das Felices Gesichtszüge trug.
    Warum konnte ich sie nicht einfach vergessen – wie ich alle anderen, die ich vor ihr liebte, auch vergessen hatte! Violetta … Fioretta … Clarissa. Seit ich wusste, dass sie Orsini ein Kind schenken würde, machte ich mir keine Hoffnungen mehr, sie je wieder in meine Arme zu schließen. Nicht nach dieser leidenschaftlichen Nacht mit Eleonora im Bett des Kardinals de’ Medici! Und doch … irgendetwas verband uns für immer.
    In der Osterwoche sandte ich das fertige Madonnenbild mit einer Reisegruppe venezianischer Kaufleute und Bankherren über Siena nach Rom. Der Filialleiter der Banca Taddei in Rom, der mit den Venezianern reisen wollte, versprach mir, das Bild der Contessa Orsini persönlich auszuhändigen. Zusammen mit einer kostbaren Ausgabe der Confessiones des Aurelius Augustinus, die Taddeo mir aus seiner umfangreichen Bibliothek überlassen hatte.
    Auch ich schrieb in meinen Bekenntnissen von der unsterblichen Liebe, vom inneren Ringen, von der Freiheit. Und von der Notwendigkeit einer Entscheidung. Ich gebrauchte Felice gegenüber dieselben zerschlissenen Worte, die Augustinus in seinen Briefen an seine Geliebte Monica benutzt hatte. Verletzte, verletzende Worte waren es, die ich mit dem Silberstift aus der Flut der Bekenntnisse des Heiligen heraushob.
    Noch am selben Tag übermalte ich die nackte Madonna Felice. Ich kleidete sie in eine Seidenrobe in der Farbe des ersten Frühlingsgrüns: der Farbe des neuen Lebens. So sah sie jetzt wohl aus – mit dem Vollmondbauch einer Schwangeren –, und so malte ich sie! Ihr verführerisches Lächeln verschwand unter einer Farbschicht, genauso wie die bezaubernden Lachfältchen in ihren Augenwinkeln. Ich verwandelte meine geliebte Contessina in eine unnahbare Contessa. In eine Ikone.

    Taddeo war so fassungslos wie der Pharao, als Moses ihm mitteilte, er würde Ägypten verlassen. Auch ich wollte einem neuen Gott

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