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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Michelangelo, Giuliano da Sangallo und Andrea Sansovino Florenz verlassen hatten und Taddeo für einige Wochen geschäftlich nach Urbino und Rom gereist war, trafen sich Sandro Botticelli, Niccolò Machiavelli, Pietro Perugino und ich nur noch selten in Baccios Werkstatt. Hin und wieder nahmen der Maler Francesco Granacci, ein Freund und Mitschüler Michelangelos aus Domenico Ghirlandaios Werkstatt, und Bastiano da Sangallo an unseren Treffen teil.

    Gian Francesco Penni besuchte mich eines Abends, während ich noch bei Kerzenschein an einem kleinen Madonnenbild für Giovanni de’ Medici arbeitete. Giovanni, der sich seit Wochen in geheimer Mission in Florenz aufhielt, wollte in den nächsten Tagen nach Rom abreisen und die bei mir bestellte Madonna mitnehmen. Er hatte sich sehr darüber gefreut, dass ich das Jesuskind mit seinen Gesichtszügen malte. Ich hatte sein Porträt als Kind aus einem Fresko von Domenico Ghirlandaio in Santa Trinità kopiert, als Giovanni und ich incognito am Pfingstgottesdienst teilnahmen.
    Ich ignorierte Gian Francesco, der unter der hochgeklappten Tenda der Werkstatt stehen geblieben war, und malte die Hand des Jesuskindes.
    »Am Anfang war das Chaos, und der Geist des Künstlers schwebte über allem«, zitierte er zur Begrüßung die Genesis. Wie immer falsch, weil er die lateinische Sprache nicht beherrschte. Gian Francesco war siebzehn Jahre alt und Färberlehrling. Er wohnte bei seinem Meister im Haus gegenüber und kam oft abends zu mir herüber, um mir beim Malen zuzusehen.
    Als ich nicht antwortete, bahnte er sich seinen Weg zwischen den über den Boden verteilten Entwürfen für eine Trinità hindurch zu einem Stuhl, auf dem vor wenigen Stunden Leonardo gesessen und musiziert hatte. Er legte Leonardos Laute auf den Boden und setzte sich. »Du arbeitest noch so spät?« Das war keine Frage!
    »Habe viel zu tun …«, murmelte ich.
    »Zu viel, wie mir scheint«, sagte Gian Francesco ernst. »Du arbeitest wie ein Besessener.«
    Er hatte Recht. Während der letzten Wochen hatte ich Tag und Nacht gearbeitet. An der Madonna für Giovanni de’ Medici. An einer Heiligen Familie mit Lamm für Domenico Canigiani. An den Federskizzen für den Tondo einer Madonna mit Johannes und Jesus. An den Entwurfskartons für ein Fresko der Trinità, das die Mönche von San Severo in Perugia bei mir für den Herbst in Auftrag gegeben hatten. Piero Soderini hatte angefragt, ob ich nicht eine Madonna für seinen Bruder, Kardinal Francesco Soderini, malen könnte. Außerdem half ich Leonardo in seinem Kampf gegen die verlaufenden Farben der Schlacht von Anghiari. Eleonora hatte an diesem Morgen wütend ein Gipsmodell zerschlagen, weil ich zu einem Empfang bei Piero Soderini und seiner Gemahlin zu spät erschienen war – ich hatte es vergessen. Giovanni hatte mir ins Gewissen geredet, Soderini nicht zu verärgern … und Eleonora schon gar nicht!
    »Selbst Gott gönnte sich einen Ruhetag, als er sein Werk vollendet hatte«, begann Gian Francesco. »Heute ist Sonntag! Du warst heute Morgen nicht in der Messe in Santa Maria Novella.«
    »Ich hatte keine Zeit«, murmelte ich mit einem Fächerpinsel zwischen den Zähnen, während ich die Lippen der Madonna mit einem feinen Pinselstrich nachzog. Meist arbeitete ich mit zwei oder drei Pinseln gleichzeitig.
    »Und heute Mittag warst du nicht in der Trattoria dell’ Inferno, obwohl es Agnellotti gab! Hast du heute überhaupt schon etwas gegessen?«
    »Ich muss dieses Bild fertig malen!«, fauchte ich ungeduldig.
    »Du bist wie Maestro Michelangelo – alles machst du allein! Und dabei vergisst du, zur Kirche zu gehen, zu essen und zu schlafen. Und vielleicht sogar dein Abendgebet. Du hättest mehr Zeit, wenn du einen Lehrling einstelltest, der dir hilft. Du bist ein Maestro!«, erklärte er mir in einem Tonfall, als würde er annehmen, dass ich das vor lauter Arbeit vergessen hatte. »Wieso gehst du selbst zum Apotheker in die Via dei Speziali, um deine Farben zu holen?«
    Ich nahm den Pinsel aus dem Mund und wandte mich zu ihm um. »Wer sollte das wohl sonst tun?«, fragte ich nach.
    »Ich könnte das erledigen. Mit Farben kenne ich mich aus. Ich bin schließlich Färberlehrling und stehe kurz vor der Meisterprüfung. Ich weiß, wie man Leinwände spannt. Ich könnte auch deine Bottega aufräumen. Und mittags für dich kochen. Und wenn du willst, werde ich dein Modell sein …«
    Ich zögerte, dachte an meine Zeit als Lehrling bei meinem Vater. Und bei Timoteo

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