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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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d’Este von Ferrara? Oder ein Bündnis gegen Herzog Guido von Urbino, der als Bannerträger der Kirche seine Hände nach Norden ausstreckte – nach Ferrara und Mantua?
    Trotz oder vielleicht gerade wegen der Gefahr der Entdeckung war es ein ausgelassener Abend. Kardinal de’ Medici hielt Hof wie zuvor sein Vater Lorenzo, sein Großvater Piero und sein Urgroßvater Cosimo, die als ungekrönte Herrscher Florenz regiert hatten.
    Wir tanzten eine langsame spanische Pavane, einen schnelleren italienischen Passamezzo und wirbelten schließlich ausgelassen über die kostbaren orientalischen Teppiche des Salone. Vergnügt hielt sich Angelo Donis schöne und liebeshungrige Gemahlin Maddalena während der Tarantella an mir fest. Angelo schien es nichts auszumachen, weil Maddalenas strahlende Augen nicht in der Bilanz seines Unternehmens verbucht werden konnten, aber Eleonora biss sich auf die Lippen und flirtete umso hemmungsloser mit dem Kardinal.
    Als ich mit Maddalena im Arm an ihr und Giovanni de’ Medici vorbeiwirbelte, lächelte ich sie an. Eleonora wich meinem Blick aus. Der Kardinal, der trotz seiner Körperfülle sehr gut tanzte, bemerkte die Spannungen zwischen uns.
    Die Tarantella steigerte sich zu einem Crescendo. Erhitzte Körper wirbelten durch den Saal, rempelten sich gegenseitig an, atemloses Gelächter drang durch die Musik der Violas und Lauten.
    Kardinal de’ Medici blieb mitten im Tanz schwer atmend stehen. »Das ist zu viel für mich«, keuchte er und reichte mir Eleonoras Hand. »Amüsiert euch ohne mich!«
    Eleonora und ich standen voreinander wie zwei Marmorstatuen, unfähig uns zu bewegen, unfähig die Verbindung unserer Hände zu trennen. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Maddalena mich fassungslos anstarrte. Und dass der Kardinal amüsiert über seinen genialen Einfall, Eleonora und mich zusammenzubringen, zu seinem Sessel zurückkehrte, um uns zu beobachten.
    Die Tarantella ging zu Ende. Die ersten Töne einer langsamen Passeggiata erklangen, und Eleonora und ich standen immer noch mitten im Saal und starrten uns an. Angelo war seiner Gemahlin Maddalena zu Hilfe gekommen, hatte ihre Hand ergriffen und führte sie im Tanzschritt durch den Saal.
    Plötzlich ließ Eleonora meine Hand los, wandte sich um und rannte mit dem verräterischen Funkeln von Tränen in den Augen aus dem Saal. Ich folgte ihr langsamer, um ihr Zeit zu geben, ihre Gefühle zu ordnen.
    Giovanni de’ Medici trat mir in den Weg. Er hielt mich am Arm fest, als ich an ihm vorbeigehen wollte: »Was ist zwischen euch?«
    »Ich habe nicht vor, jetzt zu beichten, Euer Eminenz.« Ich schüttelte seine Hand ab und wollte an ihm vorbeigehen.
    »Ich hatte auch nicht vor, dir jetzt zuzuhören, Raffaello«, konterte der Kardinal. »Es reicht, wenn du morgen Früh beichtest. Die Sünden, die du begangen hast. Und die du heute Nacht begehen wirst. Tu mir und dir selbst einen Gefallen: Mach sie glücklich!«
    Ich ließ ihn stehen und verließ den Saal.
    Die Loggetta war in tiefe Dunkelheit gehüllt. Das Feuerwerk auf der Piazza del Duomo hatte längst aufgehört, der Mond war lange nach Mitternacht untergegangen. Ohne Kerze tastete ich mich Schritt für Schritt vor. Von der Treppe zum zweiten Stockwerk erklang leises Schluchzen. Langsam stieg ich die Stufen hinauf.
    »Eleonora! Warum weinst du?«, fragte ich sanft.
    »Ich hasse dich!«, fauchte sie mit tränenerstickter Stimme. Sie hockte auf der obersten Stufe der Treppe und lehnte das Gesicht gegen das kühle Marmorgeländer.
    Drei Stufen stieg ich zu ihr hinauf und setzte mich neben sie auf die Treppe. Sanft küsste ich ihr die Tränen vom Gesicht.
    »Ich hasse dich«, schluchzte sie, als ich ihre Augen, ihre Nase, ihre Lippen küsste. »Ich hasse dich so sehr, Raffaello!«
    Sie legte ihre Arme um meinen Nacken und ließ sich auf den Marmorfußboden zurückgleiten. Ich beugte mich über sie, um ihre Schultern zu küssen. Sie schlang ihre Beine um meinen Körper und zog mich an sich. Mit zitternden Fingern öffnete ich die Schleifen ihres Kleides, während meine Küsse ihr den Atem nahmen. Ihre Hand nestelte ungeduldig an den Verschlüssen meiner Hose. Ich schob ihren Rock hoch, kniete mich auf die zweite Stufe und zog sie ungeduldig zu mir heran. Sie lachte leise über meine Unbeherrschtheit und öffnete sich wie eine vom Morgentau benetzte Blüte, um mich in sich aufzunehmen. Ich glitt in sie hinein und begann mich auf ihr zu bewegen.
    »Ich liebe dich«, flüsterte ich zwischen

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