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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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der Schlacht am Himmel wenden. Die Kugelblitze schossen ihre Energiesalven mitten in die Pollen- und Sporenwolken, um möglichst viel von dem Zeug zu verbrennen, bevor es unten ankam. Der Gleiter war auf diese Entfernung nicht mehr zu erkennen.
    »Björn!«, hörte er Tabea schreien. »Da!« Zögerlich drehte er sich wieder um, weiter mit der rechten Hand im Rucksack herumtastend. Da, die letzte Sonne am Horizont. Da, das Karawanenterminal, schwarz und still. In seinem Rücken die Blitze des lautlosen Kampfs, wie Wetterleuchten. Und im Westen eine Staubwolke, die direkt auf das Terminal zusteuerte. Tabea war schon wieder auf der Straße, sie fuhr so schnell, wie sie nur konnte. »Tabea!«, brüllte er und setzte sich ohne Atemfilter wieder den Rucksack auf. Sein Rollerbike lag am Boden. Er musste es aufheben. Alles ging so langsam.
    Die Staubwolke, dachte sie hysterisch, die Wolke! Sie fand den Fahrtwind zu schwach, ihr Rollerbike zu langsam, obwohl sie mit Höchstgeschwindigkeit dahinsauste. Dann fiel ihr auf einmal wieder ein, dass sie nicht allein unterwegs war. Sie bremste scharf, fiel fast hin. Sie musste wissen, ob Björn ihr hinterherkam. Und tatsächlich: Im Blitzlichtgewitter vor dem dunklen Himmel entdeckt sie seine Gestalt, seine Jacke wehte im Wind, er folgte ihr. Sofort nahm sie die Fahrt wieder auf, etwas langsamer als zuvor. Als er sie kurz vor dem Terminal einholte, schon im Schatten des riesigen Klotzes, der nur von einem schmalen Kranz Straßenlaternen umsäumt war, hatte sie ihr Rollerbike schon zusammengefaltet, und auch er beeilte sich, sein Gefährt zu verstauen. Bebend vor Aufregung wollte sie sofort auf das Terminal zuspringen, aber er hielt sie zurück. »Warte!«, warnte er. »Vielleicht sind noch mehr Soldaten da.«
    »Aber die Karawane ist gleich hier! Das ist unsere Chance!«
    »Ich weiß.«
    Er hielt wieder sein Messer in der Hand, mit weit ausgefahrener Klinge, und sie dachte: Was willst du damit? Sie zog ihn hinter sich her, ließ sich nur schwer abschütteln, merkte kaum, wie grob er seinen Arm von ihr wegriss, denn alles war Aufregung, alles war Chance. Sie liefen die Treppen hinauf, in der seltsamen Stille machten ihre Füße pling-pling-pling auf dem rostigen Stahl und seine pling-plong. Niemand auf der Treppe, niemand im zentralen Dock.
    »Vielleicht haben sich alle versteckt, wegen der Pollen«, sagte er und drückte ihr den Atemfilter in die Hand. Als er seinen angezogen hatte, sah er wie ein richtiger Zombie aus, fand sie. Sie standen auf einem langen Streifen von weiß gestrichenem Stahl, dem Bahnsteig der Gleitbahn ähnlich, und vier Meter unter ihnen war der Boden des Karawanendocks. Die ganze Struktur bebte von der näher kommenden Karawane, es rumpelte wie von einem Gewitter. Dann fuhren sie herum, ein Schlag, ein Knarren und Ächzen, ein rumpelndes Rollen: die Tore des Docks öffneten sich für die herannahende Karawane. Und mit einem Mal war sie da. Zusammen mit dem Staub, dem Lärm, den mehrere zehntausend Tonnen Ladung und rollendes Gerät machen, wenn sie über Land bewegt werden. Wie eine Lawine presste sich die Masse in das schwankende, vibrierende Dock hinein. Tabea dachte, starr vor Entsetzen: Sie bremst nicht scharf genug. Sie wird nur gewogen, das geht im Vorbeifahren. Das schaffen wir nie.
    »Lauf.«, schrie Björn, und sie lief um ihr Leben. Im Tempo eines Sprinters fuhr die Karawane durch das Dock hindurch, und wer mitwollte, musste aufspringen. Tabeas Herz hämmerte, der Rucksack auf ihrem Rücken schien tonnenschwer, aber sie biss die Zähne zusammen. Dann bekam sie eine Reling an der Karawane zu fassen und sprang mitten hinein in den Staubsturm, ihr Knie knallte schmerzhaft auf, aber sie ließ nicht los; ihre Beine hatten sich so verfangen, dass sie wenigstens nicht wieder abgeschüttelt wurde, und indem sie alles vergaß, die Gefahr, Björn, ja sich selbst, indem sie sich nur auf das Hindernis konzentrierte, auf diese beschissene Reling, die gleichzeitig ihre einziger Halt war, schaffte sie es. Fiel auf einen schmalen Laufsteg. Keuchte mit geschlossenen Augen. Merkte, wie die Karawane aus dem Dock wieder herausglitt und schneller wurde. Der Lärm konnte jetzt nicht mehr von den Wänden des Docks reflektiert werden, aber die noch immer steigende Geschwindigkeit der Karawane machte das mehr als wett. Tabea setzte sich auf und fühlte ihr Herz, das sich gerade hatte beruhigen wollen, wieder loshämmern. Fahrtwind. Staub. Hereinbrechende Nacht. Links neben

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