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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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würde über sie hinwegdonnern. Warum hatte sie auch geschlafen! Björn, hätte sie gedacht, wenn der Schmerz es erlaubt hätte.
    Aber sie wurde nicht über die Reling geworfen. Der Fremde mit den vier Händen trug sie ins Innere des Containers, an dessen Außenhaut gelehnt sie geschlafen hatte. Sie hörte ein metallisches Kratzgeräusch, dann wurde sie herumgezerrt und gestaucht, dann war sie drinnen. Ein Geruch nach altem Stroh, den kannte sie von einem Besuch mit der Schulklasse auf einem Bauernhof. Man legte sie hart ab. Obwohl es hier drinnen viel leiser war und auch ein wenig wärmer, konnte sie zuerst nur Gesprächsfetzen verstehen. »… noch eine, hab ich doch gesagt…«
    »… nur ein kleines Hühnchen, kein Problem…«
    »… vielleicht mal durchnehmen die Kleine, kommt doch wie gerufen…«
    »… habt ihr sie überhaupt schon gefilzt…«
    Da war plötzlich Bewegung um sie, man hörte das Scharren von Füßen, Flüche, unterdrückte Schreie. »Aufhören!«, schrie jemand. »Sofort aufhören!« Und dann eine Stimme, die sie ins Mark traf: »Niemand rührt das Kind an. Ich habe euren Boss. Er macht jetzt Licht. Wer kämpfen will, riskiert das Leben seines Anführers und sein eigenes.«
    Ein grünliches, fahles Licht ging an. Sie sah nur die schäbige Decke des Containers. Der Schmerz war immer noch groß. Sie konnte sich immer noch nicht bewegen, wollte »Björn!« rufen, aber stattdessen kam nur etwas heraus, das wie »Bö!« klang. »… aber du hast doch gesagt, das ist nur ein Zombie…«
    »… ist er doch auch, Scheiße noch mal!«
    »Schnauze!«, rief eine schneidende Stimme. »Ihr seid jetzt alle still und tut, was er sagt.«
    »Gut«, sagte Björn. »Niemand rührt das Kind an.« Tabea begriff erst jetzt, dass sie gemeint war. »Tabea, kannst du mich hören?«
    »Ja!« Das ging wieder.
    »Sie haben dich mit einem Elektroschocker bearbeitet. Du wirst dich bald besser fühlen. Setzt sie hin.« Nichts geschah.
    »Na, macht schon!«, befahl die schneidende Stimme. Tabea wurde aufgerichtet und an die Wand gelehnt, wie ein Sack mit Armen und Beinen. Langsam kehrte das Gefühl in ihren Körper zurück. Es waren sechs, und sie trugen alle Masken. Hinter einem von ihnen kniete Björn. Er hielt ihm etwas an die Kehle.
    »Wer seid ihr?«, fragte sie, es klang noch etwas undeutlich. »Still, Tabea. Warte«, sagte Björn. »Also. Ich habe Geld. Es ist in Afrika. Ich habe es dort deponiert, als ich Soldat der EuroForce war. Ihr könnt es haben. Aber wenn ihr uns umbringt, findet ihr dieses Geld nie. Tabea weiß nicht, wo es ist, und ich bin ein Zombie, der gegen Folter unempfindlich ist. Keiner von euch rührt Tabea an. Und jetzt nehmt eure Masken ab. Wir wollen wissen, wie ihr ausseht.«
    Tabea fiel etwas auf: Björn sprach schneller als sonst. Vielleicht nicht so schnell wie ein normaler Mensch, aber doch schneller als ein Zombie. War das überhaupt Björn? »Los«, sagte der Typ, hinter dem er kniete. »Masken runter.« Einer nach dem anderen nahm die Maske herunter. Tabea schaute sich um. Das Licht war ja nicht sehr hell, aber es war doch deutlich zu erkennen, dass keiner der Männer älter als achtzehn oder neunzehn war. Aber ihre Gesichter, das konnte sie auch in der schummrigen Beleuchtung erkennen, waren hart und böse.
    »Du hast uns immer eingebläut, wir sollen gegenüber Fremden die Masken aufbehalten«, sagte einer von ihnen. Dabei hielt er den Kopf gesenkt.
    Der, dem Björn immer noch das Messer an die Kehle hielt, antwortete: »Aber Tommi. Tabea und… und wie heißt du noch mal?«
    »Björn.«
    »Genau, Björn. Tabea und Björn hier, das sind doch keine Fremden. Das sind unsere Freunde. Riders wie wir.« Er sah Tabea jetzt genau in die Augen, und obwohl sich Tabea immer noch vor ihm und seinen Freunden fürchtete, obwohl da eine Grausamkeit in seinen Augen war, die sie abstieß, senkte sie ihren Blick nicht. »Ich bin übrigens Danielle«, sagte er. »Hallo.« Er winkte statt ihr die Hand zu geben, schließlich wollte er sich Björns Messerspitze nicht selbst in die Kehle drücken, indem er sich nach vorn beugte. Sein Lächeln war gar nicht so übel, fand sie, und sie winkte ironisch zurück.
    »Okay«, sagte Björn, »gut«. Er nahm sein Messer weg und steckte es ein.
    Sie aßen mit den Freeriders, in einer Atmosphäre der gedämpften Wut und des Misstrauens, die sich erst veränderte, als die Riders betrunken waren und anfingen zu singen. Aber da zogen sich Björn und Tabea in ihr eigenes

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