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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Notfall genutzt werden, um bei voller Fahrt der Karawane »auszusteigen«: Die Kapseln funktionierten ähnlich wie ein Flugzeug-Schleudersitz, nur wurde man eben nicht nach oben, sondern zur Seite katapultiert. Von diesen Dingern fehlten zehn, also genau so viele, wie von einer größeren BF-Patrouille zum Abgang benötigt wurden. Für Danielle und die anderen stand fest: Die BFler waren nach der Durchsuchung mit den Rettungskapseln ausgestiegen, um nicht bis nach Tunesien mitfahren zu müssen.
    Und jetzt saß Björn also auf dem Kesselwagen und genoss die Aussicht. Tabea war bei ihm. Zuerst hatte sie sich geweigert, aber auf seine nachdrückliche und sanfte Art hatte er sie dazu gebracht mitzukommen. Der Himmel war sternenklar, die Milchstraße ein helles Band. Ein phantastisch voller und großer Mond ging über ihnen auf und verwandelte das Meer in Quecksilber. Die riesige Brücke, die Sizilien und Tunesien verband, zog sich als dunkle Linie hin im silbernen Meer, und der Schwung, den sie da, weit hinten, auf Tunesien zu machte, war so elegant, dass er Björn ins Herz schnitt. Der Fahrtwind war ja zu stark, aber wenn er mit Tabea hätte sprechen können, hätte er gesagt: »Siehst du, das ist Freiheit!« Sein Kontakt zum Heiligen Netz funktionierte schon nicht mehr, seit sie in Italien gewesen waren. Ob das darauf beruhte, dass er einfach nicht mehr in Reichweite war, oder darauf, dass der Elektroschock seine Hardware so glücklich beschädigt hatte, war ihm egal. Er sah Tabea an. Die Haare flatterten ihr nur so ums Gesicht.
    »Nein, können wir nicht«, sagte Danielle. »Und ich erklär dir auch, warum. Die Rettungskapseln sind verwanzt. Sie fangen schon an zu senden, wenn sie rausgeschleudert werden. Das macht Sinn, sie sind ja Rettungsboote für den Notfall, nicht? Es kommt vor, dass so eine Kapsel innerhalb von fünf Minuten von einem EuroForce-Copter geborgen worden wird. Die Bergung dieser Kapseln hat eine hohe Priorität, um die Servicetechniker zu beruhigen und alle anderen, die eventuell mal schnell aussteigen müssen. Und jetzt stell dir vor, du versuchst dich aus so einem Ding zu befreien, während schon ein Copter über dir kreist. Oder du hast es geschafft, bist draußen, und willst weglaufen, aber du weißt leider nicht, wohin. Die schnappen dich sofort. Keine Chance.«
    »Aber in der Karawanserei wimmelt es wahrscheinlich von EF-Soldaten. Wie sollen wir da rauskommen?« Björn hielt an seinem Plan fest. Mit den restlichen Rettungskapseln von der Karawane zu fliehen, bevor sie an ihrem Bestimmungsort ankam, schien ihm unendlich viel attraktiver, als bis zur Karawanserei mitzufahren und dort nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen. Er machte sich nicht gern freiwillig zum Gefangenen. »Die Karawanserei ist eine kleine Stadt und eine Stadt bietet immer Unterschlupf. Ich gebe zu, es ist nicht einfach, aus dem Karawanenterminal rauszukommen. Ich weiß das, weil ich es schon oft nur ganz knapp geschafft habe. Der größte Vorteil ist der: Wenn du draußen bist, kann es wenigstens von da aus weitergehen. Mit der Rettungskapsel befindest du dich im Nichts. Oder direkt unter den wachsamen Augen einer EF-Coptercrew.«
    Björn ließ das auf sich wirken. Er wollte nicht so einfach aufgeben. Danielle sprach mit ihm wie mit einem ahnungslosen Kind und das reizte ihn zum Widerspruch. Aber er musste aufpassen, sachlich bleiben.
    »Kann man die Sendeeinheiten von diesen Rettungskapseln blockieren, bevor man sie benutzt?« Danielle seufzte. »Frag Nick. Wenn man an diesen Kapseln herummacht, fangen sie sofort an zu senden. Nick hat’s versucht und ist erst nach einem Jahr wieder aus dem Erziehungsheim zurückgekommen. Stimmt’s, Nickie?«
    Nick, der übernächtigt und bleich war und mit seiner Seemannsmütze jetzt viel älter aussah, sagte: »Stimmt genau, Dani.«
    »Du sollst mich nicht Dani nennen, weißt du doch.« Er wandte sich wieder Björn zu. »Vergiss die Rettungskapseln. Bringt nichts.«
    Danielle stand auf, anscheinend hielt er das Gespräch für beendet. Er sah auf die Uhr und verließ dann grußlos den Container.
    Tabea hatte zu dem Gespräch nichts beigetragen und hatte die ganze Zeit beinahe regungslos neben ihm gesessen; aber Björn schien es so, als wolle sie ihm etwas sagen, ihm die Hand auf die Schulter legen, ihn um Geduld bitten. Leise setzte sich Nick neben ihn.
    »Weißt du, das stimmt mit dem Erziehungsheim. Und Danielles jüngerer Bruder Claude hat mal in Panik versucht, mit einer

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