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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Tabea neben ihm stand, immer noch verärgert wegen Nasrids Verhalten und Björns Begeisterung für die Technik der Widerständler. Einer der Wachsoldaten legte seine Hand auf die Tür, wenige Sekunden später öffnete sie sich von selbst.
    »Sie nicht«, entschied der zweite Wachsoldat und hinderte Tabea daran, ihm durch die Tür zu folgen. »Bis später«, sagte Björn hastig zu Tabea, und betrat einen gut ausgeleuchteten, in den rötlichen Stein gehauenen Gang. Der zweite Wachsoldat lief ihm voraus. Sie kamen an mehreren Türen vorbei, jede einzelne mit Zeichen markiert, die Björn nicht lesen konnte. An einer von ihnen blieb der Soldat stehen und legte wieder die Hand darauf. Die Tür öffnete sich, dahinter lag ein heller Raum.
    »Ich bleibe draußen«, sagte der Wachsoldat lächelnd. Mitten in dem Zimmer stand eine Liege, die an den Behandlungsstuhl eines Zahnarztes erinnerte. Zwei Männer saßen auf gewöhnlichen Bürodrehstühlen an ihren Arbeitstischen, sie standen auf, um ihn zu begrüßen. Sie waren einander ähnlich wie Brüder, trugen das gleiche Drillichzeug, hatten die gleichen dunklen Augen, schwarzen Haare und Oberlippenbärte. »Ich bin Seif«, sagte der größere von ihnen, »das ist Abdul.«
    »Was geschieht hier mit mir?«, fragte Björn. »Wir werden prüfen, ob du lügst«, sagte Abdul. »Dazu lesen wir deine Neuroports aus und analysieren deine Käferschnittstelle. Vor allem wollen wir herausfinden, ob du tatsächlich ein Wiedererweckter bist, genauer gesagt: ein ehemaliger Wiedererweckter.«
    »Ich lüge nicht«, sagte Björn. »Leg dich bitte hin«, entgegnete Seif.
    Björn streckte sich auf der Liege aus. Die Unterlage passte sich sofort seiner Körperform an, nach kurzer Zeit hatte er das Gefühl, in einem Bett zu liegen, das nur für ihn gemacht war. Die Decke des Zimmers war hellgrau. »Liegst du gut?«, fragte Abdul. Björn nickte.
    »Weißt du, was das ist?« Abdul beugte sich über ihn und drehte einen seltsamen Gegenstand vor Björns Kopf hin und her. Er hatte die Form eines Haarreifs, glänzte silbrig, war auf einer Seite glatt und auf der anderen vielfach gemustert und geriffelt.
    Björn hatte etwas Ähnliches bei medizinischen Untersuchungen in der Armee schon einmal gesehen. »Es ist eine Art Scanner«, erklärte Abdul. Er sprach wie ein routinierter Arzt. »Damit können wir gut sehen, was in den natürlichen wie auch in den künstlichen Teilen deines Gehirns vor sich geht. Hebst du bitte deinen Kopf leicht an?« Björn gehorchte. Dabei sah er Seif am Fußende der Liege stehen, scheinbar unbeteiligt, lächelnd. Abdul schob Björn den silbrigen Haarreif unter, sodass Björns Hinterkopf darauf zu liegen kam, als er sich wieder auf die Liege zurücksinken ließ. »Schließ die Augen«, bat Abdul. Björn hörte Seif einen Schritt machen, dann ein leichtes Zischen, er spürte einen leisen, prickelnden Schmerz in seiner rechten Armbeuge. »Damit wir dich besser untersuchen können, müssen wir dich betäuben«, sagte Abdul.
    Björn wollte nach ihm greifen, sich an ihm festhalten, aber er sank unaufhaltsam in ein großes schwarzes Loch.
     
     
    Tabea war genervt. Sie wartete ein paar Minuten mit dem Wachsoldaten vor der Tür, dann dachte sie sich: Leckt mich doch alle, und ging einfach. Der Soldat kümmerte sich gar nicht um sie, besser hätte er seine Verachtung nicht zeigen können. Tabea lief die Treppen hinunter, Etage für Etage. Sie begegnete einer Gruppe von Kämpfern, die ebenfalls keine Notiz von ihr nahmen. Unten in der Garage, wo die Wüstenbuggys standen, wurde immer noch gearbeitet. Einer der Mechaniker trug eine Schutzbrille und schnitt Bleche zu. Als sie vorbeikam, schaute er sie an und rief dann etwas auf Arabisch, was sie nicht verstand.
    »Was?«, fragte sie auf Euro. »Hau ab«, sagte er. »Ich arbeite hier mit dem Laser, wenn du hineinschaust, wirst du blind.« Dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Tabea hatte insgeheim gehofft, Etienne hier zu treffen, aber er schien nicht da zu sein. Sie ging an dem sandgefüllten Becken vorbei, das in den Steinboden eingelassen war. Noch während sie das Becken betrachtete – es erinnerte an einen einfachen Sandkasten – kam das Dach eines Wüstenbuggys zum Vorschein, hob sich aus dem Sand, der rechts und links herunterrieselte, die sechs Räder des Gefährts wühlten sich frei, und das Fahrzeug rumpelte auf den steinernen Boden der Garage. Tabea wartete nicht, bis die Insassen ausstiegen. Am Ende der Garage kitzelte ein

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