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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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überhaupt Sand lag, jetzt schien jedes Sandkorn so groß wie ein Kieselstein zu sein, das Geknirsche konnte sicher Tote aufwecken.
    Ich schaff das nicht, ich schaff das nicht, ich schaff das nicht, dachte sie, während sie einen Fuß vor den anderen setzte. Sie lugte um die Ecke zum nächsten Quergang: Nichts. Sie schlich an drei, vier Schlafhöhlen vorbei, immer die Angst im Nacken, einer der Kämpfer könnte aufwachen und sie erwischen. Bis zum Treppenabsatz stand Tabea Todesängste aus. Eine Etage, zwei Etagen. Dann, sie war schon im Erdgeschoss, hörte sie es: ein regelmäßiges Pochen und Klopfen, wie von Hammerschlägen. In der Werkstatt wurde gearbeitet! Sie lugte zur Tür hinein, und sah, dass eine Werkbank besetzt war: Maud bearbeitete ein Blech mit dem Ballhammer. Tabea war verzweifelt. Wie kam dieser Idiot nur darauf, ausgerechnet heute eine Nachtschicht einzulegen!
    Der einzige Weg zum Kamelstall führte durch die Werkstatt. Ein Rückzug war genauso gefährlich wie der Weg nach vorn. Wenn man sie in diesem Aufzug außerhalb ihrer Schlafhöhle erwischte, würde sie sich nicht herausreden können. Und selbst wenn sie bei ihrem Rückzug unbeobachtet blieb, hatte sie damit nichts gewonnen als eine Verlängerung ihres Aufenthalts bei den Fenneks. Es gab kein Zurück, sie musste irgendwie an dem Nachtarbeiter vorbeikommen. Jetzt nahm er wieder seinen Laser zur Hand. Er stand gebückt über dem Tisch, mit höchster Konzentration schnitt er schmale Blechstücke ab, die mit feinem Klirren zu Boden fielen. Tabea erkannte ihre Chance. Wenn der Kerl so vertieft in seine Arbeit war, konnte sie sich vielleicht an ihm vorbeischleichen. Sie schlüpfte in die Werkstatt und kroch an der Wand entlang, hinter den Wüstenbuggys durch. Dabei versuchte sie, im Schatten zu bleiben. Als sie genau im Rücken des Mechanikers stand und glaubte, das Schlimmste überstanden zu haben, hielt der Mann inne, legte seinen Laser weg und machte eine Pause. Er stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab und senkte seinen Kopf. Sie konnte ihn pusten hören: Offenbar musste sein Werkstück abkühlen, bevor die Arbeit weitergehen konnte. Er untersuchte es im Licht seiner Arbeitslampe. Dann griff er wieder nach seinem Hammer. Tabea war vielleicht sieben oder acht Meter von ihm entfernt. Schweiß rann ihr den Rücken herunter. Schon wollte sie weiterschleichen, da tauchte zu ihrem Entsetzen auch noch Abdellatif auf, heftig herumfuchtelnd.
    Sofort zog sie sich in den Schatten eines Wüstenbuggys zurück und beobachtete, wie die beiden Männer miteinander stritten. Sie sprachen zwar arabisch, aber es war nicht schwer zu erraten, worum es ging: Abdellatif wollte schlafen und der Laserspezialist wollte arbeiten. Der Streit wurde heftig, die beiden beschimpften sich. Tabea schob sich Schritt für Schritt auf den Kamelstall zu. Glücklicherweise waren die Streithähne abgelenkt. Im Stall war es viel kälter als in der Werkstatt. Tabea war froh, dass die Kamele sich an ihren Geruch bereits gewöhnt hatten, so gab es nur hier und da ein Schnauben, als sie an ihnen vorbeiging. Tastend suchte sie nach dem Öffnungsmechanismus der Tür. Er musste doch da unten irgendwo sein, verflixt! Oder hatte sie sich geirrt? Schließlich hatte sie nie gesehen, wie Abdellatif die Tür geöffnet und wieder geschlossen hatte, sie hatte aus seinem Verhalten und dem Tabakgeruch nur ihre Schlussfolgerungen gezogen. Die Stimmen in der Werkstatt wurden leiser. Hektisch tastete Tabea die Wand ab, mit einem Auge bereits nach einem Versteck Ausschau haltend, für den Fall, dass Abdellatif kam, bevor sie die Tür geöffnet hatte. Als sie durch Zufall den Schalter berührte, fiel sie fast durch den Spalt, der sich unvermittelt in der Wand vor ihr auftat, nach draußen. Nach einer Schrecksekunde rappelte sie sich hoch und rannte los, während sich hinter ihr die Öffnung im Fels wieder schloss.
     
     
    Er ging den Plan noch einmal durch. Sie waren mit zwei Wüstenbuggys unterwegs, mehrere Hundert Skorpione im Gepäck. Ihre Aufgabe war, einen Teilabschnitt der Getreideplantage zu verminen, als Pioniere sollten sie den Kristallisationskern eines Minenfeldes anlegen, das später von automatischen Transporten vervollständigt werden würde. Sie waren die Testpiloten für den neuen Minentyp; wenn ihr Einsatz reibungslos verlief, konnten robotische Wüstenbuggys zusammen mit den intelligenten Minen dafür sorgen, dass über Dutzende von Kilometern eine unsichtbare, lernfähige

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