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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Björn angezogen zu werden, wie ein Aasfresser, der Witterung aufgenommen hat. Zwei Fühler am Zentralkörper zuckten hektisch hin und her. »Sicher«, sage Björn. »Einer von ihnen hat mich getötet.«
    »Aber nicht so einer wie die hier«, sagte Nasrid. »Hassan hat sich Mühe gegeben. Dieser Skorpion ist viel intelligenter und viel tödlicher als die alten Modelle. Ein einziger von ihnen reicht für die größten Nashornkäfer der EF. Er kann nicht nur explodieren, sondern auch stechen. Hassan nennt die Enzyme in seiner Giftdrüse Nanosmarts. Sie ziehen die Bausteine und die Energie zu ihrer Vervielfältigung aus dem Angriffsobjekt selbst. Man könnte auch sagen, die Skorpione infizieren es und vernichten es dann von innen. Wir nehmen an, dass sie einen Käfer in einer Stunde in seine Bestandteile auflösen können, die Besatzung inbegriffen. Das geht aber nicht nur mit Käfern, sondern mit allem, was lebt.«
    Der Skorpion war jetzt ganz nah an Björn dran. Zwei seiner Beine standen auf Björns rechtem Schuh. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Aber er beherrschte sich. Das ist ein Test, dachte er, und ich werde ihn bestehen. Endlich klatschte Nasrid noch einmal in die Hände. Der Skorpion verharrte für eine Sekunde regungslos, dann machte er kehrt und rannte mit einer Geschwindigkeit, die seine metallischen Beinchen nur so flirren ließ, zu Nasrid zurück. Dort setzte er sich, klappte die Beine ein, faltete sie eng zusammen und verwandelte sich so in eine scheinbar massive Metallscheibe. Man hätte sie für ein Werkstück halten können, das bei der Stahlbearbeitung übrig geblieben war. Nasrid hob die Scheibe auf, drehte und wendete sie in seiner Hand, sodass sich das Licht der Öllampen in ihr spiegelte, und warf sie dann Björn zu, der sie ohne Zögern auffing.
    »Die Käfertechnologie ist am Ende«, sagte er. »Den Skorpionen gehört die Zukunft. Wie gefällt dir das, Kanonier? Und es kommt noch besser. Die Dinger können jetzt miteinander kommunizieren. Nicht über Funk oder mit Licht oder anderen Sachen – da würde sie die EF sofort orten –, sondern über chemische Botenstoffe, die sie aus kleinen Drüsen ausscheiden, sogenannte Pheromone. Stoffe, von denen die Käfer einfach nichts wissen. Und obwohl sie so aussehen, sind die Skorpione nicht aus Metall, sondern aus einer Art Keramik. Sie strahlen kaum Wärme ab. Sie sind unsichtbar und beweglich, jagen in Gruppen und die Gruppe wird umso intelligenter, je größer sie ist. Wie gefällt dir das?«
    »Wofür benutzen wir sie?«, fragte Björn, während er die verblüffend leichte Scheibe in seiner Hand wog. »Wir erteilen der EF eine Lehre«, erwiderte Nasrid. Seine Augen funkelten.

FLUCHT UND KAMPF
     
     
     
    Sie war nicht ganz bei sich vor Angst. Zum Glück hatte sich wenigstens Björn den ganzen Abend nicht blicken lassen, sodass sie bei ihren Vorbereitungen ungestört geblieben war. Wie sollte sie die Vorräte am besten verteilen? Wie viel davon konnte noch in ihren Rucksack, wenn das zusammengefaltete Rollerbike darin steckte? Wie hängte sie sich am besten die Wasserschläuche um den Hals? Die waren doch wohl hoffentlich dicht? Es musste alles leise vor sich gehen, die Wände der Höhle kamen ihr plötzlich unwahrscheinlich dünn vor, und es dauerte ewig, den Kram einigermaßen zu sortieren und zu verstauen. Als sie fertig gepackt hatte, kamen ihr solche Zweifel, dass sie sich nur noch auf ihr Feldbett setzen und die Augen schließen konnte.
    Ich werde sterben, sagte sie sich. Was ist das überhaupt für ein bescheuerter Plan? Aber hier bleiben ging nicht. Björn war mit Haut und Haar Guerillero geworden, wahrscheinlich saß er in diesem Moment mit seinen neuen Freunden zusammen und schmiedete Pläne. Früher oder später würde die Basis von der EF überrollt werden, bis dahin konnte sie dem vertrottelten Abdellatif noch bei den Kamelen helfen, während der Rest der Rebellen sie übersah oder wie Abfall behandelte, weil sie kein Mann war. Sie hatte gar keine andere Wahl. Irgendwie musste sie nach Europa zurück. Das Aufstehen war mühsam, mit all dem Gepäck kam sie sich unförmig und schwer vor. Als sie den hängenden Teppich zurückschlug, ging kein Alarm los. Nur aus der Nachbarhöhle hörte sie Geschnarche. Der Gang vor ihr war leer und unbewacht. Hier herrschte dasselbe grünliche Licht wie tagsüber. Sie setzte sich in Bewegung, unter ihren Sohlen knirschte der Sand auf dem Steinboden. Bisher war ihr noch nie aufgefallen, dass da

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