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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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hinters Licht. Ich weiß genau, worauf Ihr aus seid.“
    Er fiel einen Schritt zurück. „Miss Hunter, das ist ein Irrtum. Ich …“
    In der Tat, es war ein Irrtum. Und zwar der seine. Ihre Angst war eine lächerliche Anwandlung gewesen, denn er hatte nicht die geringste Ahnung, was sich hinter ihrer Maskerade verbarg. Sie war zur Täuschung geboren, und es hatte funktioniert. Jede Lamia hätte sie um diesen Moment beneidet. Sie stand Auge in Auge mit dem berüchtigten Oberhaupt der Garou und hielt einen Silberdolch bereit. Endlich schlug ihr Jagdfieber an. Sie legte eine Hand auf seinen Brustkorb über das gleichmäßig schlagende Herz.
    „Zerstört diesen perfekten Augenblick nicht durch Worte“, wisperte sie und schob sich nah an ihn heran.

    Obwohl Juvenal in den vergangenen fünf Jahrzehnten ohne perfekte Augenblicke hatte auskommen müssen, war er ziemlich sicher, dass sie nicht in einem unbehaglich feuchten Garten stattfanden. Wenn er diesen Augenblick mit einem in Verbindungbrachte, dann mit einer verpassten Chance, einem Vampir den Garaus zu machen. Endlich hatte er Branwyn aufgestöbert, sich mit ihm in einem Saal aufgehalten und konnte nicht zuschlagen, weil er ein Menschenkind vor den scharfen Fängen des Blutsaugers bewahren musste. Ausnahmslos galt seine oberste Priorität dem Schutz der Menschen. Einzig diese Pflicht und der Kampf gegen das alte Volk rechtfertigten die Existenz der Werwölfe sowie der Bestien in ihnen. Es war vollkommen unerheblich, ob es sich dabei um eine exaltierte Frauensperson handelte, die ihm beinahe auf den Füßen stand und über perfekte Momente faselte.
    Ein wenig ratlos blickte er in das zu ihm erhobene Gesicht. Branwyn hatte sich einen delikaten Leckerbissen ausgesucht. Trotz ihrer Überspanntheit und des penetranten Fliederwässerchens, das dem Angriff eines Stinktiers ähnelte, war Miss Hunter eine Schönheit. Ihr aufgestecktes Haar schimmerte wie das nächtliche Meer bei Mondschein. Ihr Antlitz wirkte atemberaubend, beherrscht von lebhaften, tiefbraunen Mandelaugen. Mit ihrer dunklen Haut bot sie ein Blickfang unter den anderen Gästen und hatte Branwyns Interesse auf sich gelenkt. Dem Gedränge im Saal verdankten sie es, dass sie dem Vampir entwischt waren. Allerdings war ungewiss, wo der Fangzahn sich derzeit herumdrückte. Er konnte ebenso gut nach einer neuen Blutquelle Ausschau halten wie sich auf die Suche nach dieser exotischen Schönheit gemacht haben. Juvenal hatte kurz darüber nachgedacht, ob dieses Mädchen mit seiner Honighaut ein guter Köder wäre, um Branwyn in eine Falle zu locken. Bevor er sich schlüssig werden konnte, hatte sie in seinem Rücken gestanden.
    „Don Juvenal, ich bin zu jeder Dummheit bereit“, gurrte sie.
    Das konnte er sich gut vorstellen. Frauen mit diesem Aussehen neigten zu Dummheiten. Er nahm Haltung an und musterte sie von oben herab.
    „Von Dummheiten rate ich mit allem Nachdruck ab, Miss Hunter.“
    Sie kicherte. Selten wagte jemand ein Lachen, wenn er seine Autorität ins Spiel brachte. Wahrscheinlich war sie betrunken. Anders konnte er sich nicht erklären, weshalb sie die Lippen zu einer Knospe formte, sich auf die Zehenspitzen hob und ihren Schwanenhals reckte. Für den Bruchteil eines Herzschlags nahm ihr Gesicht ihn gefangen. Die schmalen Augenbrauen beschrieben akzentuierte Bögen über ihren Augen. Sie besaß eine kleine Nase und wollte er von ihrem Kinn auf ihren Charakter schließen, steckte in ihr ein starker Wille – der sich zu seinem Leidwesen derzeit darauf richtete, ihm einen Kuss aufzudrängen.
    „Miss Hunter“, sagte er streng. „Euer Betragen ist absolut unstatthaft. Es liegt mir fern, Euch in Verruf zu bringen.“
    Ihre Unterlippe kräuselte sich. „Aber das habt Ihr bereits durch Eure Entführung getan. Ich weiß, dass Ihr mich küssen wollt. Alle wollen es.“
    Unter anderen Umständen hätte er es womöglich gewollt, denn wie ein Vampir konnte auch er sich dem Liebreiz einer Frau nur schwer entziehen. Allerdings war Branwyn noch immer in der Nähe. Zuvorderst musste er dieses vorwitzige Mädchen in Sicherheit bringen.
    „Ich bringe Euch nach Hause, Miss Hunter.“
    „Zuerst einen Kuss!“
    Ohne Scheu legte sie die Hand in seinen Nacken. Heilige Hundescheiße, ein Mindestmaß an Zurückhaltung sollte eine Dame doch aufbringen. Um sie auf Abstand zu halten, legte er die Hände auf ihre Taille. Und stellte fest, dass sie kein Korsett trug. An was für ein Früchtchen war er da

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