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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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ihr zurückschnellte. Dreifach verdammt! Er wusste alles!
    „Oh Gott, er kommt auf uns zu!“, quietschte eine aufgeregte Stimme.
    Bewegung kam in die Mauerblümchen, als sie ihre Röcke richteten und sich in Positur setzten. Berenike musste an sich anhalten, um nicht aufzuspringen und die Flucht zu ergreifen. Juvenal kam auf sie zu, glaubte am Ende, in ihr die Mörderin seines Sohnes gefunden zu haben. Alles war ihm zuzutrauen, sogar ein Angriff vor Zeugen. In ihrer Nähe wurde ein Riechfläschchen geschwenkt. Der scharfe Biss von Ammoniak bremste ihre sich überschlagenden Gedanken. Langsam senkte sie den Fächer. Sie würde ruhig bleiben. Unter all den Sterblichen war sie sicher.
    „Sein Haar ist schwarz wie die Sünde“, hauchte ein Mauerblümchen.
    „Wie überaus poetisch“, lispelte ein anderes.
    Auf sie steuerte ein Werwolf und Krieger zu, und sie faselten von Poesie. Vermutlich verwechselten sie das Flackern im tiefen Braun seiner Augen mit Romantik, anstatt die Wachsamkeit eines Jägers darin zu erkennen. Die Sterblichen hatten jeden Überlebensinstinkt verloren. Einzig Berenike erahnte seine wahren Absichten. Als er vor ihr stehen blieb, brannte Übelkeit in ihrer Kehle. Anstatt von großen Taten zu träumen, hätte sie gründlicher darüber nachdenken sollen, worauf sie sich einließ. Wie die meisten Erkenntnisse kam auch diese zu spät. Sie sah zu ihm auf und unterdrückte ihr inneres Zittern. Aus sicherer Distanz hatte sie ihn bei Nacht und in der Abenddämmerung bereits gesehen. Das helle Licht des Ballsaales betonte die Kanten seines Kinns, vertiefte die Kerben zwischen Nase und Mundwinkel. An ihm war die kaltblütige Beherrschtheit eines Mannes, der jederzeit Herr der Lage war. Ganz im Gegensatz zu ihr. Zwar spürte sie an ihrem Schenkel die kühle Klinge des Silberdolches, aber es wäre Wahnwitz, sie gegen ihn zu richten.
    „Möchtet Ihr tanzen, Miss?“, fragte er ruhig.
    Seine Stimme besaß ein raues Timbre, das ihre Härchen im Nacken aufrichtete. Das Prickeln unter ihrer Zunge blieb hingegen aus. Es bestand keine unmittelbare Gefahr. Sie stierte auf die Hand, die er ihr zustreckte. Er trug keine Handschuhe. Die Finger waren lang und kräftig, dazu geeignet, sie zu erwürgen. Zur Hölle mit ihrem Mordplan. Keine Sekunde dachte sie daran, seine Hand zu ergreifen. Ein spitzer Ellbogen bohrte sich in ihre Seite.
    „Habt Ihr nicht gehört? Ihr werdet um einen Tanz gebeten“, wisperte ihre Sitznachbarin.
    Dumme Trine. Es war keine Bitte gewesen. „Ich tanze nicht“, sagte sie spröde.
    Er zog die Hand zurück und verneigte sich vor ihrer Sitznachbarin. Kurz blitzten seine Zähne auf. Weiß und ebenmäßig.
    „Mit Verlaub, darf ich mich zu Euch setzen?“
    „Oh, aber … aber ja!“
    Beflissen gab die dumme Trine ihren Stuhl frei und teilte sich die Sitzfläche mit ihrer Nachbarin. Das war nicht zu fassen! Ehe Berenike Einspruch erheben konnte, setzte Juvenal sich neben sie. Wo war Mrs. Lamb? Einmal brauchte sie die alte Dame, und sei es nur als Anstandsdame, war sie verschwunden. Ohne Schützenhilfe musste sie mit der Situation zurande kommen. Sie war eine Lamia. Furchtlos und allem gewappnet. Sie rief sich die Lektionen ihrer Mutter ins Gedächtnis. Juvenal unterbrach die Bemühung, sich stumm Mut zuzusprechen.
    „Wo ist Eure Begleitung, Miss? Eure Eltern? Ich bringe Euch zu Ihnen. Für den Rest des Abends solltet Ihr in ihrer Nähe bleiben.“
    Ah, er gab sich unwissend. Seit wann waren Werwölfe subtil? Ihr Hals schien zu einem rostigen Scharnier geworden, so schwer fiel es ihr, den Kopf zu ihm zu drehen. In seinem scharf geschnittenen Gesicht stand lediglich verhaltene Sorge. Sie konnte dieses Spiel auch spielen.
    „Es wäre wohl übereilt, Euch meinen Eltern vorzustellen“, sagte sie spitz, schlug den Fächer auf und wehte das schwere Fliederparfüm in seine Richtung. Leider konnte ihn diese Maßnahme nicht vertreiben. Er verkniff lediglich die Nasenflügel.
    „Je eher Eure Eltern Euch nach Hause bringen, desto besser ist es.“
    War das eine Drohung? Forsch taxierte sie ihn. Ihr fiel auf, dass die Mauerblümchen eine ausgezeichnete Urteilskraft besaßen.Juvenal de Garou war attraktiv. Sein kurzes Haar war dicht und wirkte weich. Ein tiefschwarzer Wimpernkranz umrahmte seine Augen. Sein Anzug saß tadellos. Unter dem schwarzen Tuch war ein athletischer Körper zu erahnen. Die größte Überraschung war sein Eigenduft. Ein dezenter Hauch von Farn. Herb und exquisit. Vor wenigen

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