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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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sank. Beim Eckzahn der Mechalath! Sie wollte niemals erleben, wie aus diesen harmlos anmutenden Leuten ein reißender Mob wurde. Tief atmete sie durch, schlug ihren Fächer auf und wedelte sich Luft zu. Erst nach einer Weile bemerkte sie die sauertöpfischen Gesichter ihrer Sitznachbarinnen. Sie saß am Ende einer Stuhlreihe, auf der andere junge Damen ebenfalls Zuflucht gesucht hatten. Irgendwie schien an dieser Front das Ballgeschehen abzuprallen. Eine saure Schwingung hing über den gepuderten Perücken. Neid. Die jungen Damen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Gewisperte Bosheiten wehten von Ohr zu Ohr. Unweigerlich schnappte Berenike sie auf. Sie galten anderen jungen Damen, die sich auf der Tanzfläche vergnügten. Offenbar saß außer ihr niemand freiwillig an der Wand. Eher waren die Damen so etwas wie die verschmähten Überreste eines geplünderten Büffets. Das war sonderbar. Sie schnupperte, fand jedoch keinen Hinweis, dass das Blut dieser kleinen Schar schlechter war als das der anderen Sterblichen im Saal. Weshalb sie wohl übergangen wurden? Und weshalb, verdammt, stellte sie sich eigentlich solche Fragen?
    Sie war hier, weil Mrs. Lamb steif und fest behauptet hatte, Juvenal besuche diesen Ball. Dabei schreckte jeder Werwolf garantiert vor diesem Hexenkessel aus Stimmengewirr, Hitze und lauter Musik zurück. Seufzend glättete sie ihren Rock. Sie hatte sich vergeblich mit dem Fliederparfüm ihrer Hausherrin besprüht und ihren Eigenduft übertüncht. Juvenal de Garou würde nicht kommen.
    In zunehmender Langeweile beobachtete sie die Tanzenden. Röcke und Rockschöße wirbelten auf, während sie zu immer neuen Figuren umeinanderwirbelten. Ein Kaleidoskop aus Farben und erhitzten Gesichtern. Lebenshunger entströmte den Tanzenden und verhieß ein Festmahl für jeden, der nach ihrem Blut gierte. Berenike war diese Gier fremd geworden. Ihre Sehnsucht richtete sich auf ein Törtchen oder ein Glas von dem Eierpunsch, den einige der Verschmähten in Händen hielten. Sie blickte an der Stuhlreihe entlang. Das Getuschel hatte zugenommen. Da es keine andere Unterhaltung gab, lauschte sie.
    „Sein hoher Wuchs verrät den Offizier.“
    „Dann müsste er eine Uniform tragen.“
    „Auch ohne Uniform ist er überaus anziehend.“
    „Etwas düster vielleicht.“
    „Geheimnisvoll, aber nie und nimmer düster.“
    Die Reihe war in Wallung geraten. Belustigt wartete Berenike, ob eine sehr bleiche Dame von ihrem Stuhl zu Boden rutschte und vor Aufregung in Ohnmacht fiel.
    „Man muss auch sein schweres Schicksal bedenken.“
    „Ein schweres Schicksal?“
    „Jeder weiß darüber Bescheid. Vergangene Woche verstarb sein Vetter. Lord Garron. Das muss ihn tief getroffen haben.“
    Soeben noch hatte Berenike sich über die Schwäche einer anderen amüsiert, doch nun drohte ihr selbst ein Schwächeanfall. Juvenal de Garou war hier! Natürlich hatte sie ihn aus der Nähe beobachten wollen, da sie jedoch davon ausgegangen war, dass er nicht zugegen war, hatte sie sich entspannt auf einen ereignislosen Abend eingestellt. Ein Schub Panik wollte sie überwältigen. Während die Damen mit ihren Fächern stickige Luft aufwirbelten, war sie wie versteinert. Sie hielt ihren Fächer vor die untere Hälfte des Gesichts und spitzte darüber hinweg. Hitze senkte sich auf sie herab, als sie ihn schräg gegenüber entdeckte. Er musste gerade erst den Saal betreten haben, denn er stand an der Treppe neben einem Grüppchen älterer Herren. Seine aufrechte Haltung und die Strenge seiner Miene verboten jede Annäherung. Bis zu seinen Strümpfen trug er Schwarz. Die Schnallenschuhe mit den hohen Absätzen waren das einzige Zugeständnis an die Gesellschaft und machten ihn zu einem Riesen, der jeden anderen Mann überragte. London musste überaus neugierig auf ihn sein, wenn er ohne Perücke Einlass gefunden hatte. Er sah über die Menge hinweg, als würde er nach jemandem suchen. Kaum merklich wurden seine dunkelbraunen, wachsamen Augen starr. Dann schoss sein Blick zu ihrer Stuhlreihe.
    „Er sieht zu uns“, seufzte eine der Damen.
    Womit er der einzige Gast im Saal war, der den Mauerblümchen Beachtung schenkte. Was hatte das zu bedeuten? Berenike stand kurz davor, den Fächer weiter nach oben zu heben und ihr Gesicht zu verstecken. Ahnte er etwas? War der Fliederduft so schwach, dass er ihren Lamiaduft über die Breite des Saales hinweg wittern konnte? Sein Blick streifte sie lediglich. Schon wollte sie durchatmen, als er zu

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