Der Funke des Chronos
im Gesicht traf. Beide stürzten zu Boden, rangen erbittert um die Pistole … als sich erneut ein Schuss löste.
Der Körper des Fremden erschlaffte.
Tobias löste sich keuchend von dem Toten, ließ die Waffe entgeistert fallen und taumelte zum Kellereingang. Es dauerte eine Weile, bis er in die Wirklichkeit zurückfand. Im Hintergrund schrillte noch immer die Alarmanlage.
Er hatte den Tod eines Menschen auf dem Gewissen. Mein Gott, der Mann war tot – von ihm umgebracht! Warum nur hatte er seine Neugier nicht zügeln können und war hierher gekommen? Warum nur, verdammt?
Ein leises Geräusch ließ ihn herumfahren. Der Uhrmacher stöhnte. Tobias eilte zu ihm und hob den Kopf des alten Mannes sachte an. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch bei Bewusstsein war.
»Halten Sie aus. Ich rufe einen Krankenwagen.«
»Sei … kein Narr«, wisperte der Alte. Jeder seiner Atemzüge wurde von einem schweren Rasseln begleitet. »Du musst … fort von hier. Das Schicksal … lässt sich nicht betrügen.«
»Sie dürfen nicht sterben!« Tobias fingerte fahrig unter der Jacke nach seinem Handy. O nein, er hatte es zu Hause liegengelassen! Er fand nur das Blitzlicht seiner Kamera, die er nach dem Fechtunterricht zur Reparatur gebracht hatte. Verzweifelt ballte er die Fäuste. »Ein Telefon. Sie müssen mir sagen … wo ist Ihr Telefon?«
Trotz seiner Schmerzen verzog der Uhrmacher belustigt die Lippen. »Was … willst du tun, wenn dich die Polizei … zusammen mit zwei Toten entdeckt … Junge?«
Der Alte hustete, und die Blutlache neben seinem Körper wurde größer.
»Es tut mir leid, dass … es so gekommen ist. Gern … hätte ich dir alles erklärt. Du wirst es jetzt … selbst herausfinden müssen. Bring zu Ende … wozu ich … nicht imstande war.«
Der Augen des Uhrmachers schlossen sich vor Erschöpfung, sein Kopf fiel zur Seite. Tobias starrte den Alten fassungslos an. Hastig griff er nach seiner Halsschlagader. Der Puls war kaum noch zu spüren. Wenn der Mann nicht in den nächsten Minuten eine Bluttransfusion erhielt, würde er sterben. Er musste sofort ins Krankenhaus.
Zugleich wusste Tobias, dass die Situation hoffnungslos war. Jetzt würde er nie erfahren, wer dieser Mann war und warum er ihn all die Jahre über beschenkt hatte.
Tobias kamen die Worte des Alten in den Sinn: Wer auch immer ihn hier fand, er hielte ihn für den Täter. Auf der Pistole befanden sich seine Fingerabdrücke. Vielleicht hatte ihn sogar jemand den Uhrladen betreten sehen? Jetzt bekam Tobias erst recht Angst. Er musste den Laden verlassen. Schnell.
Er ließ den alten Mann zu Boden sinken, sprang auf und hetzte über die Kellertreppe zurück in den Verkaufsraum. Von außen drang flackerndes rotes Licht in den Laden, und noch immer gellte der Alarm. Da entdeckte er das unüberwindliche Hindernis: Ein schweres Gitter war vor der Ladentür heruntergefahren und versperrte die Treppe zur Straße. Die Polizei musste jeden Augenblick eintreffen.
Verzweifelt hetzte Tobias in den Gang zurück. Ungestüm riss er die beiden Türen auf, die links und rechts abzweigten: eine Toilette und eine schmale Küche. Er stürmte zum Küchenfenster und hätte schreien mögen. Gusseiserne Streben trennten ihn von einem trostlosen Innenhof. Was jetzt?
In diesem Augenblick verstummte die Alarmanlage. Jemand machte sich am Gitter vor dem Ausgang zu schaffen.
Tobias ließ vom Fenster ab, eilte zurück zum Zwischengang und erblickte vor der Ladentür zwei Uniformierte. Verflucht. Wie lange war es her, dass der Alarm losgegangen war? Also wieder zurück in den Werkraum mit der seltsamen Maschine, dem Toten und dem bewusstlosen Uhrmacher. Gehetzt blickte er sich um. Eine weitere Tür fand sich nicht. Also saß er in der Falle.
Oben im Laden rumpelte es. Jemand zog das Rollgitter hoch. Dann eine gedampfte Stimme: »Achtung! Hier ist die Polizei. Kommen Sie mit erhobenen Händen aus dem Gebäude, oder es werden Zwangsmittel gegen Sie eingesetzt!«
Fieberhaft erwog Tobias die Möglichkeiten, die ihm noch blieben. Noch konnte er sich stellen. Vielleicht glaubten ihm die Beamten die Geschichte ja. Aber warum sollten sie? Alles sprach gegen ihn. Vielleicht … vielleicht war an der Sache mit der Zeitmaschine ja doch was dran? Das Ganze schien ihm zwar völlig verrückt, aber …
Er könnte es drauf ankommen lassen.
Er hatte nichts zu verlieren.
Sofort suchte er den Kellerboden ab und fand den Kristallstab neben der Treppe. Dann setzte er sich auf die
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