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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Recht kommen!« rief der Uhrmacher.
    »Ich … ich habe wirklich keine Ahnung, wovon Sie beide sprechen«, mischte sich Tobias in den Disput ein. Argwöhnisch behielt er die Waffe des Fremden im Auge. Himmel, worauf hatte er sich da eingelassen? »Wenn Sie diesen … Hebel haben wollen, dann bekommen Sie ihn.«
    »Nein, tu das nicht!«
    Tobias beobachtete den Alten nicht. Er machte eine beschwichtigende Geste und knöpfte seine Lederjacke auf. »Ich bin nur hier, weil ich mir einige Antworten erhofft hatte.«
    »Vorsichtig. Ganz vorsichtig!« Der Fremde entsicherte die Waffe und richtete sie auf Tobias’ Kopf. »Glaub ja nicht, ich wüsste nicht, dass ihr beide mich austricksen wollt.«
    Wovon sprach der Kerl? Tobias fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Fahrig griff er nach dem Kristallstab und zog ihn unter der Jacke hervor.
    »Her damit!« Der Unbekannte riss ihm den Hebel aus den Händen und hielt ihn triumphierend in die Höhe. »Das war’s dann wohl. Wir sehen uns zur nächsten Lottozieh …«
    Ein Schatten flog heran. Tobias sah, wie der Uhrmacher nach vorn stürzte und seinen Gehstock nach unten sausen ließ. Doch der Alte war nicht schnell genug. Der Fremde sah die Bewegung, riss die Waffe herum und drückte ab. Ein Schuss peitschte durch den Kellerraum. Als Tobias die Augen wieder öffnete, lag der Uhrmacher am Boden. Eine Blutlache breitete sich um seinen Oberkörper aus.
    »O Gott, Sie … Sie haben ihn umgebracht!«
    »Das … das war seine eigene Schuld!« Der Fremde stand kreidebleich neben dem Sicherungskasten. Auch er schien von den Ereignissen überrumpelt zu sein. Die Pistole zitterte in seiner Hand.
    »Seine eigene Schuld!« wiederholte er und leckte sich nervös über die Lippen. Dann wandte er sich an Tobias.
    »Ich wollte das nicht. Hörst du? Dieser alte Narr. Er hat selbst Schuld.«
    Die letzten Worte schrie er.
    Tobias schluckte und bemerkte, dass er zitterte.
    Mord! Er war soeben Zeuge eines Mords geworden. Und der Kerl vor ihm machte nicht den Eindruck, als ob er die Situation noch im Griff hätte.
    »Bitte. Lassen Sie mich versuchen, dem Mann zu helfen. Ich studiere Medizin. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.«
    Tobias behielt den Fremden im Blick und kniete neben dem Uhrmacher nieder.
    »Ich bin Chemiker, kein Mörder«, lamentierte der Fremde hinter ihm weiter. »Er hat mich provoziert. Ich wollte mir bloß das gleiche Recht herausnehmen wie er. Verdammt, dieser Mistkerl wollte mich betrügen!«
    Ohne viel Hoffnung tastete Tobias nach der Halsschlagader des alten Mannes, als er auf einmal eine Berührung am Knie bemerkte. Die Lider des Uhrmachers flatterten, während er Tobias heimlich seinen Gehstock zuschob. Seine Lippen formten unverständliche Worte.
    »Wir müssen einen Krankenwagen rufen«, stammelte Tobias. »Wenn wir uns beeilen, dann …«
    »Nein, keinen Krankenwagen!« brach es aus dem Fremden heraus. Schweratmend richtete er die Pistole auf Tobias. »Der alte Narr macht es sowieso nicht mehr lange. Und du auch nicht. Ich lasse nicht zu, dass du mich verpfeifst, verstehst du mich? Ich lasse mir von niemandem die Butter vom Brot nehmen. Ich …«
    Tobias flog mit einem lauten Schrei herum und hämmerte den Gehstock gegen den Unterarm des Fremden. Die Pistole flog in hohem Bogen durch die Luft und rutschte unter eine Kufe der seltsamen Maschine. Wütend heulte der Mann auf. Tobias schlug ein zweites Mal zu, doch sein Gegner erwies sich als überraschend flink. Jäh tauchte er unter dem Hieb weg – der Gehstock bohrte sich statt dessen in den Sicherungskasten. Funken sprühten, und rote Lichter leuchteten auf. Irgendwo war das Schrillen einer Alarmanlage zu hören. Tobias hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Da traf ihn die Faust des Fremden, und er krachte gegen eine Werkbank. Einen Moment lang sah er nur Sterne. Sein Gegner stürzte unterdessen zu der seltsamen Apparatur und wollte nach seiner Waffe greifen. Tobias holte aus und warf mit aller Macht den Gehstock nach ihm. Ein hässlicher Laut ertönte, als der Kopf des Fremden zurückgerissen wurde und er zu Boden ging. Ein weiterer Schuss hallte durch den Keller, und nur einen Fingerbreit neben Tobias Kopf splitterte der Putz von der Wand. Fast befürchtete er schon, auf dem rechten Ohr taub zu sein. Sein Gegner erhob sich und tastete benommen nach dem Blut auf seiner Stirn. Wieder zielte er. Tobias warf sich mit einem lautem Schrei nach vorn und drosch zu. Seine Knöchel brannten wie Feuer, als er seinen Gegner

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