Der galaktische Kontakt
warten.«
Der Senator verabschiedete ihn mit einem freundlichen Handschlag. Dann fuhr er mit seiner Mutter und dem Stiefvater nach Hause.
Seine Mutter sprach unterwegs davon, daß sie das alles, was sie mit Adams Vater durchgemacht hatte, nicht noch einmal ertragen könne und daß sie entsetzliche Kopfschmerzen bekommen hätte. Zu Hause erblickte sie im Flurspiegel ihr tränenverschmiertes Gesicht und beeilte sich, zu Bett zu gehen. Joseph Runescribe folgte ihr rasch, um ihr ein Beruhigungsmittel zu geben.
Adam fühlte sich leer und ausgelaugt, teils verärgert und etwas krank. So betrat er sein altes Zimmer. Er blieb in der Tür stehen und blickte auf seine Bücher und Sportdiplome. Dabei dachte er an die zehn Kilogramm Gepäck, die er mit zum Mond nehmen durfte.
Er hörte Joseph kommen, der mit ihm reden wollte. Aber er war zu müde, um sich noch in nutzlose Gespräche mit aussichtslosen Erwartungen zu ergehen. Alle Menschen, die ihm etwas bedeutet hatten, waren zu seinen Gegnern geworden. Der Truthahn des Senators lag wie ein Stein in seinem Magen, und die Warnung des Generals schwirrte verwirrend durch seine Gedanken. Er wollte hinausrennen, sich irgendwo draußen auf einer einsamen Landstraße verbergen, um mit seinen Gedanken wieder ins Reine zu kommen und um in dieser warmen Juninacht Abschied von der Erde zu nehmen und allem, was er kannte und liebte.
Das große Verlangen nach dem Projekt erfaßte ihn wieder. Die Sehnsucht nach den mächtigen Sendern und den hochempfindlichen Empfängern auf der von der Erde abgeschirmten Rückseite des Mondes, nach den Labors und Computern, die im Mond verborgen waren, nach den schweren Aufgaben, die zu bewältigen waren, sogar noch Mißerfolgen und Pannen, bis der Triumph der ersten Kontaktaufnahme folgen würde …
Sie begaben sich in den rückwärtigen Wohnraum, von wo aus sie seine Mutter nicht stören würden.
»Du glaubst, du hast den richtigen Weg vor dir, Adam?« fragte Runescribe. »Du nimmst wirklich an, daß eine Kontaktaufnahme mit einer höherstehenden Lebensform möglich ist? Angenommen, der Fall tritt ein, und angenommen, sie empfangen uns als liebe, junge Verwandte und nicht als Ungeheuer oder Ungeziefer und heißen uns in ihrer galaktischen Kultur willkommen. Werden sie dann frohen Herzens ihre kulturellen Errungenschaften mit uns teilen? Und würde das die menschlichen Lebensverhältnisse verbessern?«
»Lebensverhältnisse!« sagte Adam höhnisch, denn Josephs letzter Satz roch zu sehr nach dem Selbstmitleid seiner Mutter. »Ich glaube, daß sich viele Menschen sehr verzweifelt fühlen. Sie wollen mehr, als ihnen das Leben geben kann. Wir alle wollen glücklich sein und grundanständig und unsterblich. Doch das Leben macht uns traurig, schmutzig und schwach, und am Ende tötet es uns.« Grimmig hob er seine Stimme an. »Ich fühle mich heute auch verzweifelt, auch wenn ich in den Augen der anderen vielleicht glücklich wirke. Ich bin davon überzeugt, daß es zwei Dinge gibt, um die wir einfach nicht herumkommen. Wir können entweder mit Würde alles so hinnehmen, wie es ist. Oder wir können versuchen, etwas zu ändern. Ich bin fest entschlossen, die Dinge zu ändern. Aus diesem Grund habe ich mich für das Projekt Lifeline entschieden, denn ich glaube, daß der Kontakt mit einer galaktischen Zivilisation alles zum Besseren ändern kann.«
»Du liegst einfach falsch, Adam«, antwortete Joseph. »Sei mir nicht böse, aber du bist ein kompletter Narr, wenn du alles wegwirfst, was dich zu einem glücklichen Menschen gemacht hat.«
»Ich möchte der Menschheit helfen«, sagte Adam. »Ist das närrisch?«
»Die Methode ist es«, beharrte Joseph. »Du verwechselst Traum und Wirklichkeit. Diese hypothetischen Wesen aus dem All sind nichts weiter als ein Symbol für die Idee des Fortschritts.«
»Ich glaube an den Fortschritt«, sagte Adam tonlos.
»Das haben viele getan. Sieh dir unsere Geschichte an. Die alten Griechen waren schlauer, denn sie hatten ihr goldenes Zeitalter in der Vergangenheit. Als Aristophanes sein Buch Die Vögel schrieb, schürte er deine Begeisterung über die angeblichen Völker im All. Du bist so leichtgläubig wie Swifts Gulliver.«
Er zeigte auf die abgegriffenen Bücher in den Regalen. »Alles Satiren über den Fortschritt, Swifts fliegende Insel, Wells Insekten auf dem Mond, Huxleys schöne, neue Welt, in der sich der Held selbst aufhängt, ausgefallene Bücher über Supermaschinen, künstliche Menschen und Überwesen
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