Der galaktische Mahlstrom
mehr, der lesen kann!
Alle Bücher sind oben, alles Wissen, wie das Schiff wieder voll betrieben werden kann – in den Händen jener, die zu blind sind, Nutzen daraus zu ziehen, und zu egoistisch, anderen Zugang zu gewähren. Ja, wenn wir die Kernreaktoren wieder in Betrieb setzen könnten, täten wir es. Aber wir können es nicht, weil wir nicht wissen, wie!«
»Aber …«
»Gewiß, wir verstehen etwas von den Anlagen. Wir halten sie seit Generationen instand. Doch was wir wissen, wurde von Generation auf Generation überliefert – würden Sie Ihr Leben einem solchen Wissen anvertrauen?« wandte er sich an Riley. »Ich nicht.«
»Haben Sie Kapitän Frost schon einmal ein Angebot gemacht, mit ihm zu unterhandeln?«
»Seit dreiundsechzig Jahren traten wir an keinen Kapitän mehr heran, denn als wir damals zu unterhandeln versuchten, legte uns der Kapitän der oberen Stockwerke herein. Er stellte uns einen Hinterhalt, dem vier unserer Führer zum Opfer fielen. Seither gehen wir das Risiko nicht mehr ein, einem zu vertrauen. Außerdem haben wir nichts mehr anzubieten, was für eine Verhandlung in Frage käme. Wenn wir denen dort oben die Kontrolle über die Kernreaktoren überließen, würden wir ihnen die Möglichkeit geben, uns in die Enge zu treiben und schließlich zu vernichten. Nein, Kevin Riley, es ist besser so. So überleben wir zumindest ein wenig länger. Solange ich für meine Leute verantwortlich bin, kommt für mich ihr Überleben vor allem anderen. Und wenn wir nicht überleben können, spielt es keine Rolle, ob das Schiff weiterbesteht.«
Er fuhr sich über die Stirn und blickte die beiden an. Riley studierte Gomez’ Augen fasziniert. Die gleiche Härte und Bitterkeit sprach aus ihnen, die er in Kapitän Frosts gelesen hatte, eine sehr alte Wunde, die nie verheilt war.
Katwen brach das Schweigen als erste. »Das – das wußte ich nicht«, stammelte sie. »Darf ich meine Hilfe anbieten? Ich kann lesen, ich kann es anderen beibringen. Ich arbeitete einmal als Lehrerin …«
Gomez blinzelte. »Ja, aber ja – danke!«
»Sir?« sagte Riley. »Ich glaube, wir können uns gegenseitig helfen, Sie und ich – wenn Sie bereit sind, ein Risiko einzugehen. Wenn Sie uns vertrauen …«
»Vertrauen zueinander ist das einzige, was wir hier unten in reichlichem Maße haben, Kevin Riley. Wir überleben, weil wir uns aufeinander verlassen können. Es wäre unmöglich, allein zu überleben. Also vertrauen wir einander. Wir müssen es!«
»Danke«, murmelte Riley. »Vielleicht kann ich Ihnen zu Ihrem Vertrauen etwas geben – Hoffnung! «
»Hoffnung!« Gomez seufzte. »Das Wort haben wir schon lange nicht mehr gehört. Hier war es nur ein leeres Wort. Und doch, ich gebe zu, es ist etwas, an das wir gern glauben möchten. Wenn ich ans Fenster trete, Kevin Riley, sehe ich euer Schiff, und dann erfüllt mich, fast gegen meinen Willen, etwas wie Hoffnung. Wir wollen überlegen, was wir tun können.« Er streckte Riley die Hand entgegen.
12.
Die Dunkelheit in den Korridoren zerrte an ihren Nerven. Schweigend hielten Stokely und Omara Wache. Die zwanzig Mann des Entertrupps standen genauso stumm um den einzigen Eingang herum. Sie trugen Kampfanzüge und Helme als Schutz gegen die Armbrüste der Wilden und die Betäubungspistolen der Bewohner der oberen Stockwerke.
An den Wänden des Hauptkorridors, außerhalb der beiden Räume, in denen das Enterteam sich gesammelt hatte, hatten sie starke Lampen befestigt. Sie hielten die Düsternis der Gänge zurück und schufen ein die Augen blendendes Niemandsland. Hin und wieder waren aus der Finsternis dahinter Geräusche zu hören, und die Trikorder zeigten an, daß Menschen sie verursachten, aber als Scheinwerfer den Schacht hochgerichtet wurden, war nichts zu sehen. Die Spannung, die in der Luft hing, war fast greifbar.
Stokely sagte zu Omara: »Sie beobachten uns, da bin ich mir ganz sicher. Ich komme mir in diesem Licht wie auf dem Präsentierteller vor. Es ist, als wären wir von den Schattengeistern Malavars umzingelt. Man greift nach ihnen, aber es ist nichts da. Ich glaube nicht, daß es uns gelingt, sie zu überrumpeln.«
Omara verzog das Gesicht. »Es ist ein verdammter Job. Warum müssen wir in eine Welt einbrechen, um sie zu retten?«
Stokely zuckte die Schultern. »Befehl ist Befehl. Schließlich treffen ja nicht wir die Entscheidungen.«
»Glaubst du, wir wären sonst hier?«
»Ich weiß jedenfalls, wo ich lieber wäre – he! Was war
Weitere Kostenlose Bücher