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Der galaktische Mahlstrom

Der galaktische Mahlstrom

Titel: Der galaktische Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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die Anstrengung selbst der einfachsten Bewegungen überentwickelt. Es hatten sich nicht viele ältere Leute in der Menge befunden. Der Tod kam hier vermutlich früh. Riley dachte an das vergleichsweise Paradies nur ein paar Stockwerke höher, und spürte, wie Ärger in ihm aufstieg. Wie war es zu einer solchen Teilung gekommen? Wie lebten diese Menschen hier überhaupt? Was hatten sie zu essen?
    Riley dachte an das schwache orange Licht der Korridore. Es mochte eine Art Notbeleuchtungssystem sein, aber er war nicht sicher. Die Platten sahen jedenfalls aus wie die früheren Glühscheiben, die in Ermangelung anderer Energiequellen Umgebungswärme in Licht, wenn auch nur schwaches, umwandelten. Unwillkürlich schauderte er. Vielleicht war es deshalb in diesen Korridoren so kalt – die Glühscheiben nutzten die Körperwärme der Bevölkerung als Energie, aber die Menschen hier wagten auch nicht, sie abzuschalten, denn sonst hätten sie überhaupt keine Beleuchtung.
    Lasker bog ab und führte sie in einen früheren Lagerraum, der jetzt ein Mittelding zwischen Büro und Partisanenhauptquartier war. Riley wunderte sich nicht, daß alles provisorisch wirkte. Zweifellos zogen sie ständig um, denn es wäre zu gefährlich für sie, irgendwo eine ständige Basis zu errichten. Ihre wirkungsvollste Verteidigung war, an keinem Flecken lange zu bleiben.
    Ein stämmiger dunkler Mann blickte ihnen entgegen. Er hatte buschige Augenbrauen und eine finstere Miene. Katwen zuckte zurück und klammerte sich an Rileys Arm. »Ist Satan!« flüsterte sie verstört.
    Der Mann lachte, »ist schon lange her, seit man mich so nannte. Aber ist ja auch schon lange Zeit seit letzter Hinrichtung.« Er griff nach einem Biskuit von undefinierbarer Form, dann streckte er ihnen die fast volle Schale entgegen. »Habt ihr Hunger? Bedient euch. Ist nichts Besonderes, aber das beste, was wir haben.« Er musterte Riley, dann Katwen. »Was war euer Verbrechen?«
    »Haben keines begangen«, versicherte ihm Katwen.
    Der Mann zuckte die Schultern. »Wessen beschuldigte man euch?«
    »Ketzerei.«
    »Ho ho!« lachte er. »Ketzer gefallen mir.«
    »Was werden Sie mit uns machen?«
    »Nichts. Wenn ihr bei uns hier leben wollt, seid ihr willkommen. Und es sieht ganz so aus, als wäre es ratsam für euch, nicht nach oben zurückzukehren. Wenn ihr wirklich Feinde der oberen seid, seid ihr automatisch unsere Verbündeten. Es steht euch natürlich frei, euch irgendwo anders auf den unteren Stockwerken niederzulassen. Es gibt ein paar kleine Siedlungen, aber sie sind noch schlechter dran als wir – und auch nicht sehr gastfreundlich.«
    »Hast du keine Angst, ich könnte zu Kapitän zurückkehren und ihm sagen, wo du bist?« fragte Katwen. »Kapitän hat deinen Tod geschworen, Satan.«
    »Bitte, wie du willst.« Der Mann hob gleichmütig einen Arm. »Ich bin Gomez, der Kapitän meines Volkes, aber ich mag es nicht, Kapitän genannt zu werden. Der Mann oben hat dem Wort einen schlechten Klang verliehen. Und nein, ich habe keine Angst vor dem, was du eurem Kapitän sagen könntest. Wie ihr vielleicht bereits bemerkt habt, führen wir ein Nomadenleben – wir ziehen alle drei Tage um. Ganz abgesehen davon«, er blickte Katwen an. »Abgesehen davon, was glaubst du, was mit dir geschehen würde, wenn du versuchtest, nach oben zurückzukehren? Immerhin hat man dich ja zum Tode verurteilt.«
    Riley räusperte sich. »Sir, ich bin Leutnant Kevin Riley vom Sternenschiff Enterprise .«
    »Ich dachte es mir. Sie sehen nicht wie die üblichen Ketzer aus. Und ich bin Satan, der Teufel oder Dämon der unteren Stockwerke, auch als Luzifer, Baal, Beelzebub bekannt und was immer mich die oben sonst noch nennen. Lebt Kapitän Frost noch? Ja? Er ist Dogmatiker. Sagen Sie, Leutnant Riley, ist sich Ihr Kapitän der Situation hier bewußt?«
    »Ich glaube schon, Sir.«
    »Vor mehr als hundert Jahren entdeckte dieses Schiff einen Planeten, auf dem menschliches Leben möglich war. Allerdings stieß sein Stern alle dreiundzwanzig Jahre harte Strahlung aus. Der damalige Kapitän – Kapitän Shiras – war der Meinung, daß wir keine Wahl hätten, als weiterzufahren und weiterzusuchen. Die Kolonisten wollten sich dagegen auf dem Planeten ansiedeln und auf einer echten Welt leben, statt nur eine weitere Generation zu sein, die zwischen diesen Metallwänden lebt und starb. Sie waren mit der Erklärung des Kapitäns, daß der Planet unbewohnbar sei, nicht einverstanden. Und so kam es zu der

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