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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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aufzunehmen – stufenweise, damit sich die Gesellschaft anpassen kann, ohne daß sie sich dessen überhaupt bewußt wird. Alle Kinder Cartwrights werden diese Mutation erben. Es muß so sein. Eine solche Eigenschaft dominiert. Und sie werden überleben, weil das der größte Überlebensfaktor ist, den es je gegeben hat.«
    »Wo ist er?« fragte Weaver.
    »Es hat keinen Sinn, Weaver«, erwiderte Pearce mit lauter Stimme. »Ich will Ihnen sagen, warum es keinen Sinn hat. Weil Sie ihn töten würden. Sie glauben es nicht. Aber Sie würden ihn so sicher töten, wie Sie ein Angehöriger der menschlichen Rasse sind. Sie würden ihn zu Tode bluten lassen oder ihn umbringen, weil Sie es nicht aushalten könnten, etwas Unsterbliches um sich zu wissen. Sie oder irgendein anderes verkrüppeltes Exemplar Mensch. Sie würden ihn töten, oder er würde beim Aufruhr derjenigen umkommen, denen man das Leben verweigerte. Man würde ihn den Wölfen vorwerfen. Was die Menschen nicht haben können, vernichten sie. Dafür gibt es Beweise genug.«
    »Wo ist er?« wiederholte Weaver.
    »Es gibt noch einen Grund, warum es keinen Sinn hat.« Pearces Stimme klang tiefer, als schwinge eine Spur Mitleid mit. »Aber den werde ich Ihnen nicht sagen. Sie kommen von selbst dahinter.«
    »Wo ist er?« drängte Weaver.
    »Ich weiß es nicht. Sie wollen das natürlich nicht glauben. Aber ich weiß es nicht. Ich wollte es nicht wissen. Ich habe ihm die Wahrheit gesagt. Ich habe ihm Geld gegeben und ihm geraten, die Stadt zu verlassen, seinen Namen zu ändern, sich zu verbergen – alles, nur sich nicht finden zu lassen; fruchtbar zu sein, die Erde zu bevölkern …«
    »Ich glaube Ihnen nicht. Sie haben ihn irgendwo versteckt, für Ihre eigenen Zwecke. Niemand gibt ohne Gegenleistung tausend Dollar.«
    »Sie kennen die Summe?« fragte Pearce.
    Weaver kräuselte die Lippen.
    »Ich weiß genau, welche Beträge in den letzten fünf Jahren auf Ihre Bank eingezahlt wurden und was Sie abgehoben haben. Sie sind klein, Pearce, und Sie sind billig, und ich werde Sie fertigmachen.«
    Pearce lächelte ohne Sorge.
    »Nein, das werden Sie nicht. Sie wagen nicht, Gewalt anzuwenden, weil ich vielleicht wissen könnte, wo sich Cartwright versteckt hat. Dann würden Sie alles verlieren. Und Sie unternehmen auch nichts anderes, weil ich sonst den Artikel freigebe, den ich über Cartwright geschrieben habe – ich schicke Ihnen eine Abschrift –, und dann wäre wirklich der Teufel los. Wenn alle Menschen über Cartwright Bescheid wüßten, hätten Sie keine Chance, die Kontrolle zu behalten, selbst wenn Sie ihn finden könnten.«
    Weaver drehte sich an der Tür um und sagte gelassen: »Wir sehen uns wieder.«
    »Stimmt«, sagte Pearce, und er dachte, ich bin dir keine Hilfe gewesen, weil du niemals glauben wirst, daß ich keine Verbindung zu Cartwright habe.
    Aber du bist nicht der Mensch, den ich bedaure.
    Zwei Tage später kam die Nachricht von Weavers Eheschließung; er war mit einem fünfundzwanzig Jahre alten Mädchen aus dem Country-Club-Bezirk, einer Patricia Warren, durchgegangen. Die Sensation des Weekends – Reichtum und Schönheit, Alter und Jugend.
    Dr. Pearce betrachtete das Bild des Mädchens in der Sonntagszeitung und sagte sich, daß sie wirklich bekommen hatte, was sie wollte. Und Weaver – Pearce kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß für ihn dasselbe galt. Weavers Erbe war bereits gesichert. Sonst hätte Weaver sich und sein Imperium nie den Händen einer Frau anvertraut. Es gab verläßliche Tests schon in diesem Stadium.
    Die vierte Woche seit der Transfusion verging ereignislos, und die fünfte Woche brachte eine Aufforderung Jansens, zu ihm zu kommen. Dr. Pearce ignorierte sie. Der Anfang der sechsten Woche brachte einen verzweifelten Anruf von Dr. Easter. Dr. Pearce weigerte sich, Weaver in seiner Villa zu besuchen.
    Man brachte ihn mit einem Krankenwagen unter Sirenengeheul ins Krankenhaus.
    Dr. Pearce stand neben dem harten Krankenhausbett, prüfte den Puls im knochigen Handgelenk und starrte auf den ausgezehrten Körper hinunter. Er rief in der Matratze keine Vertiefung hervor. Die rauhe ungleichmäßige Atmung klang in der Stille unnatürlich laut. Die einzige Bewegung war das krampfhafte Heben und Senken des Lakens über dem alten Körper.
    Er lebte – gerade noch. Er hatte seine siebzig Jahre hinter sich. Es war nicht nur einfach so, daß er starb – das tun wir alle. Bei ihm stand der Tod unmittelbar bevor.
    Der Puls war kaum zu

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