Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
Vom Netzwerk:
nichts gehört. »Eine zufällige Kombination der Gene – eine winzige Veränderung durch kosmische Strahlung oder vielleicht etwas noch Diffizileres – und Unsterblichkeit entsteht. Immunität gegen den Tod – ein Mittel, das Kreislaufsystem jung und widerstandsfähig zu erhalten, es immer wieder zu erneuern. ›Der Mensch ist so alt wie seine Arterien‹ heißt es. Sorgen Sie für Ihre Arterien, und Sie werden Ihre Zellen unsterblich erhalten.«
    »Sagen Sie es mir! Sagen Sie mir, wo Cartwright ist, bevor all das für immer verloren ist.«
    »Ein Mann, der weiß, daß er eine Million Jahre zu leben hat, wird verdammt vorsichtig sein«, meinte Dr. Pearce.
    »Das ist es ja«, erwiderte Weaver. »Er weiß es nicht. Wenn er es gewußt hätte, wäre er niemals bereit gewesen, sein Blut zu spenden.« In Weavers Gesicht verändert sich etwas. »Oder weiß er es – jetzt?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Haben Sie es ihm nicht gesagt?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Wirklich nicht? Entsinnen Sie sich nicht, am Abend des Neunten zum Abbot Hotel gegangen zu sein, nach Cartwright gefragt und mit ihm gesprochen zu haben? Das sollten Sie eigentlich. Der Empfangschef hat sie nach einem Foto erkannt. Und in derselben Nacht reiste Cartwright ab.«
     
    Dr. Pearce erinnerte sich gut an das Abbot Hotel, an die schmale, dunkle Eingangshalle, verschmutzt, schäbig. Er hatte an Cholera und Pest gedacht, als er sie durchquerte. Er erinnerte sich auch an Cartwright – an dieses wundersame Wesen, heruntergekommen und ganz normal aussehend, das ihm aber zugehört und geglaubt, das Geld genommen hatte und verschwunden war …
    »Das glaube ich nicht«, sagte Dr. Pearce.
    »Ich hätte es sofort wissen müssen«, meinte Weaver wie zu sich selbst. »Sie wußten gleich auf Anhieb seinen Namen, als ich danach fragte.«
    »Unterstellen wir einmal, daß es so war. Selbst wenn ich alles das getan hätte, was Sie behaupten, glauben Sie, daß es für mich leicht war? Für Sie ist er Geld. Was glauben Sie, war er für mich? Das phantastischste Labor auf zwei Beinen! Was hätte ich nicht dafür gegeben, ihn studieren zu dürfen! Herauszufinden, wie sein Körper funktioniert, den Versuch zu wagen, die Substanz synthetisch herzustellen. Sie haben Ihre Antriebe, Weaver, ich die meinen.«
    »Warum tun wir uns nicht zusammen, Pearce?«
    »Wir haben grundverschiedene Meinungen.«
    »Spielen Sie nicht den Heiligen, Pearce. Das Leben ist nicht heilig.«
    »Das Leben ist das, was wir daraus machen«, sagte Pearce leise. »Ich gebe mich nicht zu den Dingen her, die Sie vorhaben.«
    Weaver stand abrupt auf und trat einen Schritt auf Pearce zu.
    »Leute von Ihrer Sorte haben manchmal eine merkwürdige Ethik«, sagte er zischend. »Nicht alle. Ein paar. An dem, was Sie tun, ist nichts Heiliges. Ihr seid nur Techniker – Mechaniker. Ihr macht eure Arbeit, man bezahlt euch dafür. Ich sehe nicht ein, warum ihr eine Religion daraus machen müßt.«
    »Das ist absurd, Weaver. Wenn Sie nicht an das glauben, was Sie tun, sollten Sie die Finger davon lassen. Sie machen eine Religion aus dem Geldverdienen. Das Geld ist Ihnen heilig. Nun, mir ist es das Leben. Damit habe ich zu tun, den ganzen Tag, jeden Tag. Der Tod ist mein alter Feind. Ich werde ihn bis zum Ende bekämpfen.«
    Dr. Pearce stand auf. Er trat zu Weaver, starrte ihm ins Gesicht.
    »Hören Sie mir zu, Weaver. Was Sie vorhaben, ist unmöglich. Was wäre, wenn man uns alle verjüngen könnte? Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, was geschehen würde? Haben Sie sich überlegt, was das für die Zivilisation bedeuten könnte? Nein, man sieht, daß Sie das nicht getan haben. Nun, Ihre ganze Gesellschaft würde über ihren goldenen Säulen zusammenbrechen. Die Zivilisation würde auseinanderfliegen wie ein falsch zentriertes Schwungrad. Unsere Kultur ist auf der Annahme aufgebaut, daß wir zwei Jahrzehnte wachsen und lernen, weitere zwei oder drei Jahrzehnte Reichtum und Nachkommen produzieren, und daß wir im Verlauf eines oder zwei weiterer Jahrzehnte langsam zerfallen, bevor wir sterben.
    Denken Sie doch nach! Sehen Sie sich an, was Forschung und Medizin im vergangenen Jahrhundert geleistet haben. Sie haben der durchschnittlichen Lebenserwartung ein paar Jahre – nur ein paar Jahre – hinzugefügt, und unsere Gesellschaft kann das kaum verkraften. Überlegen Sie sich, was geschehen würde, wenn wir niemals sterben müßten! Es gibt nur eine Möglichkeit, dergleichen in die Menschheit

Weitere Kostenlose Bücher