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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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– dreißig bis vierzig Tage. Um wie Cartwright widerstandsfähig und für immer jung zu bleiben, würde ein Mann jeden Monat eine Transfusion von Cartwrights Blut benötigen. Das könnte für Cartwright das Ende bedeuten. Auf jeden Fall wäre es ungesund für ihn. Und es wäre erforderlich, ihn gefangenzusetzen, um sicher zu sein, daß er immer zur Verfügung stände.
    Vor fünfzig Jahren erfuhr Cartwright durch eine zufällige Transfusion von seiner Unsterblichkeit. Er rannte um sein Leben. Er wechselte seinen Namen. Er verbarg sich. Man nimmt an, daß er der biblischen Ermahnung, fruchtbar zu sein und die Erde zu bevölkern, Folge leistete.
    Das war für ihn Sicherheit: seine Nachkommenschaft so zu verbreiten, daß er nicht vernichtet werden konnte. Das war seine Hoffnung: daß die Menschheit eines Tages unsterblich werden würde.
    Auf keine andere Weise konnte er auch nur hoffen, mehr als ein paar Jahrhunderte zu überleben. Denn er konnte durch einen Unfall oder durch die Gier der Menschen getötet werden. Sollte man ihn finden, so wäre sein Schicksal besiegelt.
    Cartwright ist spurlos verschwunden, obwohl man seinen Weg bis zu einem Zeitpunkt vor etwa zwanzig Jahren verfolgen konnte. Im Zentralbüro des Instituts gibt es eine Karte, auf der die Flucht vor der entsetzlichen Angst der Menschen vor dem Tode nachgezeichnet ist. Beauftragte haben jenen Weg wieder und wieder zurückgelegt, um Kinder zu finden, die Cartwright in die Welt gesetzt haben mochte.
    Wenn man eines davon findet, wird man ihm sein Blut abzapfen, mit Überlegung, aber seine Hauptfunktion wird darin bestehen, weitere Kinder in die Welt zu setzen, damit es endlich einmal Gammaglobulin gibt, um fast fünfzig Männer zu verjüngen.
    Früher einmal waren es hundert. Die reichsten Männer der Welt. Über die Hälfte ist gestorben, und ihr Vermögen fiel – in gegenseitigem Einverständnis – dem Institut zur Weiterführung der Suche anheim.
    Schon üben diese alten Männer einen gewaltigen Einfluß auf die Regierungen der Welt aus. Sie schrecken vor nichts zurück – außer vor dem Tod. Wenn sie Erfolg haben, wird es keine Rolle mehr spielen, ob der Mensch unsterblich wird. Er wird nichts haben, wofür zu leben sich lohnt.‹
     
    Sibert las den Brief durch, machte ein paar Korrekturen und grinste. Er faltete die Blätter einmal längs und zweimal quer zusammen. Auf einen kleinen Umschlag tippte er: »Ich vertraue das Ihnen, Ihrem Gewissen und Ihrer Ehre als Journalisten an. Öffnen Sie den Umschlag dreißig Tage lang nicht. Wenn ich ihn vorher zurückverlange – ich legitimiere mich, indem ich diese Nachricht wiederhole –, erwarte ich, daß Sie ihn mir ungeöffnet zurückgeben. Ich vertraue Ihnen.«
    Er steckte die Blätter in den Umschlag und klebte ihn zu. Auf ein größeres Kuvert tippte er: ›Chefredakteur des Kansas City Star.‹
    Den Beamten durfte man nicht mehr trauen. Es handelte sich nicht nur darum, daß sie zu kaufen waren, sie boten sich feil. Vielleicht waren auch Zeitungen und ihre Reporter zu kaufen. Aber normalerweise machten sie sich nicht auf den Weg, um einen Käufer zu finden.
    Er überprüfte die kleine Pistole, um gewiß zu sein, daß sie durchgeladen und entsichert war. Er steckte sie wieder in die Jackettasche. Vorsichtig öffnete er die Tür, starrte auf den dunklen Korridor hinaus und runzelte die Stirn. Die Birne über dem Treppenhaus war erloschen.
    Er glitt hinaus, den mit Briefmarken beklebten Umschlag in der Hand unter dem Jackett verborgen, um sich nicht durch das Weiß des Papiers zu verraten. An der Treppe zögerte er, dann wandte er sich dem Postschacht zu. Er holte eine Münze aus der Tasche und warf sie in den Schlitz. Ein paar Sekunden lang klirrte sie an der Schachtwandung. Der Schacht war nicht verstopft. Mit einer endgültigen Geste schob Sibert den Brief durch den Schlitz.
    »Versicherung, Eddy?«
    Sibert fuhr herum, die Hand tief in der Jackettasche. Langsam lehnte er sich an die Wand, als ein Schatten aus dem Dunkel an der Treppe auftauchte und auf ihn zukam, sich zu einem mageren Mann mit schmalen Lippen formte.
    »Genau das, Les«, sagte Sibert leichthin. »Was machst du hier oben?«
    »Aber, aber«, protestierte Les. »Wir sind doch keine Kinder. Du weißt, was ich will. Den Jungen, Eddy.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest, Les.«
    »Zier dich nicht, Eddy. Locke schickt mich. Das Spiel ist aus.«
    »Wie hast du mich gefunden?«
    »Ich hatte dich nicht aus den Augen verloren. Ich bin dein

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