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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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Schatten, Eddy. Locke mag alt sein, Eddy, aber er ist nicht dumm. Er ist sogar recht raffiniert. Er kennt alle Tricks. Du hättest dich nicht mit ihm anlegen sollen, Eddy. Jeder hat einen Schatten. Ich wohl auch. Ich weiß nicht einmal, wer er ist. Ich brauchte dir nicht zu folgen, Eddy. Locke hat mir gesagt, daß du heimkommst. Also los, Eddy, den Jungen. Wo ist er?«
    Deshalb hatte Les also die Wohnung im Erdgeschoß, dachte Sibert betroffen. Und deswegen saß er dort Stunden um Stunden im Dunkeln bei offener Tür.
    »Mach dir doch nichts vor, Les. Ich kann es dir nicht sagen, ich weiß zuviel.«
    »Das hat Locke auch gesagt«, erwiderte Les leise. »Der Junge ist im Haus, Eddy, das wissen wir. Vielleicht in diesem Stockwerk. Du kannst ihn nicht aus den Augen lassen. Deswegen bist du ja auch sofort zurückgekommen. Ich möchte es dir leicht machen, mein Junge. Aber wenn du nicht mittust –«
    In seiner Hand tauchte eine kleine Pistole auf. Sibert schoß zweimal hintereinander schnell durch die Tasche. Überraschung verzerrte Les’ knochiges Gesicht; Schmerz zuckte darüber hinweg, als er sich vornüber beugte, mit eingezogenen Schultern, während die Hand mit der Pistole nach unten sank. Mit grotesker Langsamkeit brach er auf dem Boden zusammen.
    Sibert holte die Waffe aus der Tasche, klopfte auf das Durchschußloch, um den Glimmbrand zu löschen, als ein dritter Schuß durch den Korridor dröhnte. Eine Flamme zuckte die Treppe hinunter. Die Kugel warf Sibert gegen den Postschacht. Seine linke Hand preßte sich an die Brust, als er dreimal hintereinander auf die Stelle schoß, wo er das Aufblitzen gesehen hatte.
    In die Stille hinein drang ein Seufzer. Wie ein Sack alter Knochen fiel ein Körper die Treppe herunter. Er kam unten zur Ruhe und lehnte den Kopf müde an die Wand.
    Das runzlige alte Gesicht, von grauem Haar umrahmt, war vom Tod beherrscht. Trotz der Schmerzen lächelte Sibert.
    »Sie führen wirklich ein reizendes Hotel, Mrs. Gentry«, sagte er leise.
    Er begann zu lachen, aber das Gelächter endete in einem Hustenanfall. Rosiger Schaum trat auf seine Lippen.
    Jemand schlug ihm ins Gesicht. Jemand sagte: »Eddy! Eddy!« immer wieder. Sein Kopf schwankte hin und her, als er sich frei zu machen und seine Augen zu öffnen versuchte.
    Hinter ihm war der Postschacht, er lehnte immer noch daran, aber er kam sich körperlos vor, als sei er gar nicht hier. Ich habe für einen Augenblick das Bewußtsein verloren, dachte er fiebrig. Nur noch ein paar Minuten. Es ging gleich wieder.
    »Eddy!« Die Stimme klang hysterisch. »Was ist passiert? Du blutest!«
    »Hallo, Babs«, sagte Sibert schwach. »Komisch –« Er begann zu lachen, aber wieder überfiel ihn der Husten. Als er den Anfall hinter sich hatte, war seine Hand blutbefleckt. Er kam wieder zu sich. »Du – du bist gefährliche Gesellschaft, Babs«, keuchte er. »Los – wir müssen verschwinden!«
    Er packte sie beim Arm und wollte zur Treppe. Sie hielt ihn zurück.
    »Du bist verletzt. Du brauchst einen Arzt. Wir können nicht weg, bis du beim Arzt gewesen bist. Und diese Toten – das eine ist Mrs. Gentry –«
    »Wunderbare Frau, Mrs. Gentry«, sagte Sibert ironisch. »Vor allem als Tote. Sie hat auf mich geschossen. Los, Babs. Wir haben keine Zeit. Sie – sie sind hinter dir her!«
    Sie ließ sich zur Treppe ziehen. Dort knickte er in den Knien ein. Sie nahm seine rechte Hand, zog den Arm über ihre Schultern. Den linken Arm legte sie um seine Hüften. Sie war überraschend stark. Gemeinsam, während er sich mit der linken Hand verzweifelt an das Geländer klammerte, stiegen sie die endlosen Stufen hinunter, im Halbkreis herum, hinunter, bis sie unten ankamen, und er kaum mehr zu stehen vermochte.
    Die breite Eingangshalle im Erdgeschoß war undeutlich, wie eine alte Fotografie. Sibert runzelte die Stirn, versuchte, ein klares Bild zu bekommen, und dachte: so ist es, wenn man alt wird, wenn die Sinne nachlassen, die Muskeln schlaff werden, die lebenden Organe sterben. Und endlich der Tod …
    Jemand sprach auf ihn ein. Barbara, die ihn zum Reden bringen wollte. »Wohin jetzt?« sagte sie immer wieder.
    Er versuchte nachzudenken, aber die Qual war zu groß.
    »Verstecken. Irgendwo. Keinem trauen. Alle – gegen uns.«
    Und dann gab es keine Erinnerung mehr, nur die Ironie, die ihm blieb, die seine Träume über einen jungen Mann färbte, der auszog, das Leben zu suchen, aber statt dessen den schwarzen Begleiter fand.
     
2.
     
    Er erwachte in einer

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