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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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stöhnend zurück. Das zweitemal half ihm Barbara. Sie schob einen Arm unter seinen Körper und stemmte ihn hoch. Er setzte sich auf, und der dunkle Keller begann zu rotieren.
    Etwas später stand er, obwohl er sich nicht zu erinnern vermochte, wie er in die Höhe gekommen war. Seine Beine schienen kilometerweit entfernt zu sein. Er befahl ihnen, sich zu bewegen, aber sie waren eigensinnig. Er mußte jedes Bein sorgfältig hochheben und ebenso vorsichtig niedersetzen. Nur Barbara hielt ihn aufrecht.
    An dem dunklen alten Oktopus, der sich als uralter Kohlenheizofen entpuppte, lehnte der Arzt, das Kinn auf die Brust gestützt.
    »Ist er tot?« fragte Sibert. Seine Stimme klang dünn.
    »Nicht reden. Er ist betäubt, das ist alles. Man wird ihn bald suchen. Er kam eben aus dem Krankenhaus, als ich ihn ansprach. Gesehen hat uns niemand, aber man wird sich Gedanken machen, wenn er nicht zum Dienst zurückkommt. Ich habe dich in Ruhe gelassen, solange es ging, aber jetzt müssen wir weg.«
    Irgendwie gelang es ihnen, die Treppe zu erreichen. Barbara, die ihn immer noch stützte, schluchzte plötzlich.
    »Eddy, Eddy! Was sollen wir nur tun?«
    Sibert flehte stumm um Kraft, reckte seine Schultern und stützte sich kaum mehr auf Barbaras Arm.
    »Los, Babs«, sagte er. »Wir können jetzt nicht aufgeben.«
    »Gut, Eddy.« Ihre Stimme klang stärker und fester. »Sie werden dich töten, nicht wahr, Eddy? Nicht mich?«
    »Ja.« Mühsam stiegen sie die abgetretenen Stufen hinauf. »Mich werden sie umbringen. Dich nicht – wenn sie es irgendwie vermeiden können.«
    Als sie in den Sonnenschein hinaustraten, der die Risse im Beton, die Abfallhaufen in krasser Deutlichkeit hervortreten ließ, spürte er eine Art schwindliger Stärke. Sie brandete heran, ebbte ab, wie ein schwacher Puls.
    Plötzlich befanden sie sich in einer Gasse. Ein eleganter, zwei Jahre alter Cadillac Turbojet 500 stand dort.
    Er lehnte sich an den Wagen, und Barbara schob die Tür auf.
    »Wo hast du ihn her?« fragte er schwach.
    »Ich habe ihn gestohlen.«
    »Das hat keinen Sinn, er ist zu auffällig.«
    »Das glaube ich nicht. Außerdem haben wir keine Zeit mehr. Steig hinten ein und leg dich auf den Boden.«
    Der Wagen war wunderbar kühl an seinem heißen Körper. Er versuchte, sich eine Alternative auszudenken, aber sein Gehirn funktionierte nicht. Er ließ sich von Barbara in den Wagen helfen. Dankbar sank er auf den Boden. Sein Brustkasten fühlte sich klebrig und heiß an; er blutete wieder.
    Auf dem Rücksitz lagen Koffer. Barbara stapelte sie auf, bis er völlig verborgen war.
    Ein winziger Sonnenstrahl wurde hindurchgefiltert. Er starrte ihn gedankenlos an, als der Wagen mit der mächtigen Beschleunigung der Turbine anfuhr. Der Sonnenstrahl begann zu zucken. Sibert schlief ein. Als er erwachte, hatte der Wagen gehalten, und eine rauhe Stimme sagte: »Tut mir leid, Miß, ich habe Befehl, alle Autos anzuhalten, die die Stadt verlassen. Wir suchen einen Verletzten. Er hat jemand bei sich.«
    Sie wußten also weder etwas von Barbara noch von der Schwere seiner Verletzung. Sie waren noch weit im Rückstand.
    Kalte Vernunft machte sich geltend. Optimismus war unsinnig. Man hatte Macht genug, sich der Hilfe der Polizei zu versichern; die Entdeckung konnte jeden Augenblick erfolgen. Und sobald der Arzt wieder bei Bewußtsein war, würde man weit mehr wissen. Es wäre klüger gewesen, ihn zu töten.
    »Dann kann ich Ihnen nicht helfen«, erklärte Barbaras Stimme. »Mit verletzten Männern habe ich nichts zu schaffen. Ich bin da eher für Ihren Typ, Wachtmeister. Stark und tüchtig. Aber«, fügte sie sorglos hinzu, »Sie können nachsehen, wenn Sie wollen.«
    Der Polizist lachte. »Führen Sie mich nicht in Versuchung. Sie verstecken ihn wohl unter Ihrem Rock. Den meisten Platz nimmt ja doch die Turbine ein. Was schafft sie denn so?«
    »Ich habe selbst 320 geschafft«, meinte Barbara gleichmütig. »Die Spitze soll bei 400 liegen.«
    »Was Sie nicht sagen!«
    »Passen Sie auf!« Der Wagen schoß davon wie eine Rakete. Nach wenigen Sekunden begannen die Reifen zu singen. Sibert spürte, wie der Wagen sich emporreckte, als die an den Stabilisatoren vorbeizischende Luft das Fahrzeug anhob. Die Beschleunigung hielt lange über den Zeitpunkt hinaus an, der noch Gefahr bringen konnte.
    ›Sollte es so leicht sein?‹ dachte er.
    Die Beschleunigung ließ nach. Sie rollten mit sirrenden Reifen dahin. Sibert schlief wieder ein.
    Er wurde so abrupt ins Wachsein

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