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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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zurück, näher zu seiner Ambulanz und lauschte dem Rhythmus der Rotoren. Die Nacht war still.
    »Es gibt Schlimmeres«, sagte er.
    »Zum Beispiel?« forderte ihn der Händler heraus und rückte näher. »Ich will Ihnen was sagen: ich verlange zwei fünfzig. Was meinen Sie jetzt – zwei fünfzig, was? Zwei fünfzig und die Spritze?«
    Der Preis fiel schließlich auf zwei Dollar. Inzwischen war der Mann näher gekommen. Zu nahe, dachte Flowers. Er wich zurück. Der Händler packte ihn beim Mantel, um ihn festzuhalten. Der Mantel öffnete sich.
    Flowers verfluchte den Techniker, der die Revers nicht ausreichend magnetisiert hatte. Der Händler taumelte zurück, als er die weiße Jacke sah, und blickte sich verzweifelt nach Hilfe um. Flowers zog die Pistole aus der Tasche.
    »Stehenbleiben«, sagte er.
    Der andere kam sofort zurück. »Hören Sie zu. Wir können doch trotzdem ein Geschäft machen. Ich gebe Ihnen das Penicillin, und Sie vergessen, daß wir uns gesehen haben, was?«
    »Wieviel haben Sie?«
    Der andere machte ein Gesicht, als wolle er lügen, habe aber nicht den Mut dazu.
    »Zehn Millionen. Nehmen Sie es. Nehmen Sie alles.«
    »Hände weg von den Taschen.«
    Zehn Millionen. Hundert Dollar. Ein beachtliches Vermögen für einen Mann dieser Sorte. »Wo haben Sie es her?«
    Der Händler hob die Schultern. »Sie wissen, wie das ist. Jemand hat es mir gegeben, ich weiß nicht, woher es stammt. Vielleicht ist es gestohlen. In der Fabrik abgezweigt.«
    »Bone?«
    Der andere sah ihn überrascht an. Er starrte ängstlich in das Dunkel.
    »Was glauben Sie? Los, geben Sie mir eine Chance. Sie schießen mich doch nicht nieder, oder? Ein Arzt wie Sie?«
    »Doch«, sagte Flowers. »Wem würde das etwas ausmachen?«
    Plötzlich flutete grelles Licht über die beiden Männer. Flowers hörte die Rotoren und blinzelte.
    »Keine Bewegung«, sagte die Stimme. »Sie sind verhaftet.«
    Der Händler tauchte ins Dunkel. Flowers zielte sorgfältig. Die Nadel traf den Händler ins Genick. Er machte noch einen Schritt und brach zusammen.
    Der Polizeisergeant hörte sich Flowers’ Bericht mit unverhohlener Ungeduld an.
    »Sie hätten ihn nicht niederschießen sollen«, sagte er, »was hat er denn getan?«
    »Illegaler Medikamentenhandel«, zählte Flowers auf. »Bestechung, Medikamentenfälschung, wenn Sie die Ampulle untersuchen.«
    Sie lag wie durch ein Wunder unbeschädigt auf dem Gehsteig. Der Sergeant bückte sich widerwillig danach.
    »Das ist kein Beweis«, sagte er mürrisch. »Glauben Sie, wir haben nichts Besseres zu tun, als wegen jeder Kleinigkeit einzugreifen. Ich sollte Sie verhaften.«
    Er warf einen Blick zum Ambulanzwagen und starrte dann die Nadelpistole an.
    »Beweis?« wiederholte Flowers grimmig. »Was wollen Sie? Da ist ein Mann mit zehn Millionen Einheiten Penicillin. Sie haben meine Aussage. Und das hier.« Er drückte auf den Rückspulknopf an seinem Gürtel.
    Die Stimme klang sonor und kultiviert.
    »Kontraindikationen der folgenden Art sind besonders zu beachten –«
    Flowers drückte hastig auf die Taste und ließ ein paar Meter Band ablaufen, bevor er von neuem begann.
    »Penicillin«, sagte die heisere Stimme des Händlers. »Direkt und zu günstigem Preis …«
    Als die Aufnahme abgespielt war, löschte Flowers den Rest von Dr. Currys Vortrag über innere Medizin und fügte seine eigene Erklärung an: ›Ich, Benjamin Flowers, Arzt im siebten Jahr, schwöre hiermit bei Äskulap und Hippokrates, daß …‹
    Die widerwillig abgegebene Bestätigung des Polizisten drückte dem Ganzen den Stempel des Gesetzlichen auf, und Flowers gab dem Wachtmeister die kleine Spule.
    »Das müßte genügen. Hier ist Ihr Gefangener.«
    Der Händler lag auf Händen und Knien und bewegte den Kopf hin und her wie ein schläfriger Elefant. Flowers setzte ihm einen Fuß in den Rücken und stieß ihn um.
    »Ich werde der Sache nachgehen«, sagte er. »Ich verlange, daß der Mann streng bestraft wird. Die Nummer Ihres Dienstabzeichens habe ich mir gemerkt. An Ihrer Stelle würde ich ihn nicht entkommen lassen.«
    »Sie brauchen gar nicht so ekelhaft zu sein«, winselte der Sergeant. »Ich erfülle meine Pflicht. Sie sollten aber einsehen, daß die Leute leben müssen. Das ist eine schwere Zeit. Der Mann versucht wahrscheinlich nur, die Zahlungen für einen medizinischen Kontrakt zu leisten! Sehen Sie’s doch mal von unserer Seite. Wenn wir jeden Händler in der Stadt einsperren würden, müßten wir zehn neue Gefängnisse

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