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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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letzte Eintragung in seinen Papieren vor. »Oui, monsieur?«
    »Man hält mich hier gefangen«, wisperte Devereaux mit würdevoller Eindringlichkeit und sehr viel Autorität. »Man hat mir die Kleider weggenommen. Ich brauche Kleider. Und wenn ich hinunterkomme, möchte ich, daß sich alle, die hier arbeiten, in der Küche versammeln. Ich habe etwas sehr Wichtiges zu sagen. Ich bin Rechtsanwalt, Avocat.«
    Der Mann in der Kochmütze legte den Kopf zur Seite. »Je ne comprends pas, monsieur. Desirez-vous le petit déjeuner?«
    »Was? Nein, ich will Kleider. Sehen Sie? Alles, was ich habe, ist das — das hier.« Sam zog an seiner zerrissenen Unterhose, so daß man sie zwischen den Geländerstangen sehen konnte, dann wies er auf seine Beine. »Ich brauche Hosen, Beinkleider! Sofort. Bitte!«
    Der Gesichtsausdruck des Mannes wechselte von Verblüffung
zu Argwohn. Vielleicht sogar Ekel, in den sich Feindseligkeit mischt. »Vos sous-vêtements sont très jolis«, sagte er, schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Kistenstapel zu.
    »Warten Sie! Warten Sie einen Augenblick!«
    »Der Koch ist Franzose, mein Herr, aber so französisch nun auch wieder nicht.« Die Stimme kam von unten, von dem Balkon direkt unter ihm. Der Sprecher war ein riesenhafter, kahlköpfiger Mann mit breiten Schultern. »Er glaubt, daß Sie ihm ein höchst eigenartiges Angebot machen. Ich kann Ihnen versichern, er ist nicht interessiert.« «
    »Wer zum Teufel sind Sie?« «
    »Mein Name ist unwichtig. Ich verlasse das Chäteau, wenn der neue Herr von Machenfeld eintrifft. Bis dahin ist mir jede Anweisung, die er gegeben hat, strenger Befehl. Und von Ihrer Kleidung ist in meinen Anweisungen keine Rede.« «
    Devereaux empfand den überwältigenden Drang, seine Unterhosen fallen zu lassen und Hawkins’ Tat auf dem Dach der diplomatischen Mission in Peking zu kopieren, hielt sich aber zurück. Der Mann auf dem Balkon unter ihm war hünenhaft. Und verstand offensichtlich keinen Spaß. So beugte er sich nur über das Geländer und flüsterte im Verschwörerton: »Heil Hitler, Sie Arschloch!«
    Der Arm des Mannes schoß nach oben. Seine Hacken klickten zusammen wie der Ladehebel eines Karabiners. »Jawohl! Sieg heil!«
    »O Scheiße!« Sam drehte sich um und kehrte ins Zimmer zurück. In seiner Verzweiflung riß er sich die Unterhosen vom Leib und schleuderte sie von sich. Dann studierte er sie geistesabwesend, wie sie so vor ihm auf dem Boden lag. Vielleicht war das nur ein Zufall, ein Fehler im Gewebe. Er war nicht sicher. Aber plötzlich wirkte sie seltsam.
    Er beugte sich vor und hob das Wäschestück auf.
    Herrgott!
    Das Gummiband war ganz bewußt an drei Stellen durchgeschnitten worden. Es handelte sich um Schnitte — keine
Risse. Da waren keine losen Fäden, kein zerrissenes Tuch. Jemand hatte das verdammte Ding mit einem scharfen Instrument aurgeschlitzt — absichtlich, um ihn auf die denkbar einfachste Methode bewegungsunfähig zu machen.
    »Du lieber Gott! Was soll das ganze Geschrei?« Regina Greenberg gähnte und streckte sich, wobei sie schamhaft die Daunendecke über ihre riesigen Brüste zog.
    »Du Miststück«, sagte Devereaux in stillem Zorn. »Du raffiniertes Miststück!« «
    »Was ist denn, Honey?«
    »Hör mir auf mit Honey, du Südstaatenschwachkopf! Ich kann hier nicht raus!«
    Ginny blinzelte und gähnte noch einmal. Als sie dann sprach, klang ihre Stimme ruhig und kontrolliert. »Weißt du, Mac hat einmal etwas gesagt, das mich in all den Jahren sehr beruhigt hat. Wenn die Geschütze rings um dich ausfallen und alles schrecklich aussieht — und glaub mir, es hat Zeiten gegeben, wo die Welt für mich ziemlich schrecklich ausgesehen hat — da mußt du an die guten Dinge denken, die du getan hast. An das, was du geleistet hast. Du darfst dann nicht über deine Fehler oder über deine Sünden nachgrübeln. Das deprimiert dich nur. Und wenn man deprimiert ist, dann kann man den einen Augenblick nicht nutzen, der sich ja plötzlich ergeben und der einem den Arsch retten könnte. Das Ganze ist eine Frage der geistigen Einstellung. «
    »Was zum Teufel hat denn dieser Bockmist damit zu tun, daß ich keine Kleider habe?«
    »Wahrscheinlich nicht sehr viel. Du hast nur so deprimiert gewirkt. Das ist nicht der richtige Gemütszustand, um vor den Hawk zu treten.« «
    Devereaux setzte schon zu einer zornigen Antwort an. Dann hielt er inne, sah den Ausdruck in Ginnys Augen und holte tief Atem. »Moment mal! >Vor den Hawk zu treten<

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