Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
den Türken zu, während die drei ›Opfer‹ aus den Fenstern heraus und unter dem Wagen hervorkrochen.
»Nicht so straff, ihr Verrückten!« fügte Bleu schroff hinzu. »Denkt an das, was der Kommandant gesagt hat!«
»Mon Dieu!« brüllte Bleu plötzlich, packte Gris an der Schulter und wies auf das Gelände hinter dem aufwallenden Rauch. »Qu’est-ce que c’est ça?«
In der Mitte der Straße, auf halbem Weg zu den Limousinen,
lag Rouge flach auf dem Rücken, einen Arm halb erhoben, das Handgelenk abgebogen, als wäre er mitten in einer Pirouette erstarrt. Die Strumpfmaske konnte den Ausdruck olympischer Abgeklärtheit nicht verdecken, der sich darunter ausgebreitet hatte. In der Verwirrung war er über seine Soutane gestolpert und hatte sich dabei die Nadel selbst in den Leib gerannt.
»Schnell!« schrie Gris. »Das Gegenmittel! Der General denkt an alles!« «
»Das muß er auch«, meinte Bleu.
»Jetzt!« befahl der Hawk, während er Guido Frescobaldi festhielt, der plötzlich die Stimme zum Gesang erhoben hatte.
Mac konnte sehen, wie Orange sich auf der anderen Seite des Feldwegs bekreuzigte, ehe er aus den Büschen heraussprang, auf die päpstliche Limousine zu. Das war eine vergeudete Bewegung, dachte er. Der Papst würde nicht zu fliehen versuchen. Er hatte seinen Adjutanten auf den Sitz gelegt und stieg jetzt mit zornigem Blick aus dem Wagen.
Der Hawk nahm Frescobaldi an der Hand und führte ihn auf die Limousine zu.
»Ich wünsche einen guten Tag, Sir«, sagte der Hawk zum Papst. Das war ein angemessener militärischer Gruß für eine Übergabe.
»Animale!« brüllte der Papst mit einer Stimme wie Donner, der durch die Appischen Wälder und Hügel hallte. »Uccisore! Assassino!«
»Was ist das?«
»Basta!« widerhallte der Donner. Und der Blitz zuckte in Franziskus’ Augen — den Augen eines Riesen im Körper eines Sterblichen. »Ihr könnt mein Leben nehmen! Ihr habt meine geliebten Kinder getötet! Die Kinder Gottes! Ihr erschlagt die innocenti! Schickt mich zu Jesus! Tötet auch mich! Und möge Gott Barmherzigkeit mit euren Seelen haben!«
»Oh, um Himmels willen, seien Sie still! Niemand wird jemanden töten.«
»Ich sehe, was ich sehe! Die Kinder Gottes sind erschlagen! «
»Pferdekacke! Niemand ist verletzt, und niemand wird verletzt werden.«
»Sie sind doch alle morto«, sagte Franziskus, schon etwas weniger überzeugt, und seine Augen huschten verwirrt umher.
»Auch nicht mehr als Sie. Wenn sie tot wären, würden wir sie doch schließlich nicht fesseln, oder? Orange! Herkommen! «
»Si, Generale.« Orange eilte um die Motorhaube der Limousine herum und bekreuzigte sich wiederholt.
»Schaffen Sie diesen farbigen Jungen aus dem Wagen. Das muß ein Hausgast des Papstes sein.«
»Der Mann ist Priester«, erklärte Franziskus. »Mein persönlicher Adjutant!«
»Was Sie nicht sagen! Der muß ja im Chor Klasse sein. Vorsichtig, Orange!« rief MacKenzie, als der Italiener den bewußtlosen dunkelhäutigen Prälaten aus dem Auto zog. »Legen Sie ihn ins Unterholz, und lockern Sie ihm das Gewand. Hier ist es verdammt heiß für Ponchos.«
»Sie meinen«, fragte Giovanni darauf ungläubig, »die leben alle?«
»Sicher leben die«, erwiderte MacKenzie und bedeutete Vert, Frescobaldi für den Austausch vorzubereiten. Das Double des Papstes saß würdevoll da.
»Ich glaube Ihnen nicht! Sie haben sie ermordet!« brüllte Franziskus plötzlich.
»Wollen Sie jetzt ruhig sein!« Der Hawk stellte mit diesen Worten keine Frage. »Hören Sie mir zu! Ich weiß nicht, wie Sie Ihr Kommando führen, aber ich nehme an, daß Sie erkennen, ob ein Soldat lebt oder nicht.«
»Che cosa? ...«
»Captain Gris!« rief MacKenzie dem maskierten Skandinavier zu, der gerade einen Priester neben der ersten Limousine fesselte. »Heben Sie diesen Mann auf, und bringen Sie ihn bitte hierher.«
Gris kam der Aufforderung nach. MacKenzie nahm die rechte Hand des Papstes.
»Legen Sie Ihre Finger hier neben dem Schlüsselbein an seine Kehle. Spüren Sie den Puls?«
Die Augen des Papstes verengten sich, er konzentrierte sich ganz auf seinen Tastsinn. »Das Herz ... Ja, Sie haben die Wahrheit gesprochen. Die anderen? Ist es da genauso? Ihre Herzen schlagen?«
»Ich habe Ihnen mein Wort gegeben«, entgegnete der Hawk streng. »Ich muß Sie tadeln, Sir. Gegnerische Befehlshaber lügen nicht, wenn die Gefangennahme sicher ist. Wir sind keine Tiere, Sir. Aber wir haben nicht viel Zeit.« Der Hawk befahl
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