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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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durch die flackernde Kerzenflamme betont wurden, lächelte der Botschafter, um Nachsicht bittend. »Vielleicht kommen wir Ihnen leicht paranoid vor, aber das ist ganz bestimmt nicht der Fall, das kann ich Ihnen versichern.«
    »O nein, Sir. Hier ist es sehr gemütlich. Und still.« Sam versuchte, das Lächeln des Botschafters zu erwidern. Und erhielt in den nächsten dreißig Minuten seine letzten Instruktionen von seiner Regierung. Es war ein passender Platz, um sie entgegenzunehmen — tief im Untergrund, umgeben von Erde, in der Würmer wohnten, die nie das Licht des Tages erblickten.
     
    Bewaffnet mit seinem Aktenkoffer und nicht einmal einem letzten Rest seines Mutes schritt Devereaux durch die breite Stahltür der Mission nach draußen, um dort von einem chinesischen Offizier begrüßt zu werden, der ihm vom Ende des Weges her zuwinkte. Sam sah jetzt zum erstenmal die Anzeichen der Zerstörung — große Holzsplitter, ein paar Winkeleisen, die über den Rasen verstreut lagen.
    Der Offizier stand außerhalb des Missionsgeländes und grinste ein ausdrucksloses Grinsen. »Mein Name ist Lin Shoo, Major Deveroxx. Ich werde Sie zu Generalleutnant
Hawkins geleiten. Dort steht mein Wagen. Wenn ich Sie bitten dürfte ...«
    Sam kletterte auf den Rücksitz des Militärwagens und lehnte sich nach hinten, den Aktenkoffer auf den Knien. Im Gegensatz zu dem nervösen Amerikaner hatte Lin Shoo keinerlei Hemmungen zu reden. Das Gespräch drehte sich sehr bald um MacKenzie Hawkins.
    »Ein höchst reizbares Individuum, Major Deveroxx«, sagte der Chinese und schüttelte den Kopf. »Er ist von Drachen besessen.«
    »Hat jemand versucht, vernünftig mit ihm zu reden?«
    »Ich selbst. Mit großer, bezaubernder Überzeugungskraft. «
    »Aber nicht mit großem oder bezauberndem Erfolg, nehme ich an.«
    »Was kann ich Ihnen sagen? Er hat mich angegriffen. Das war sehr ungehörig.«
    »Und deshalb wollen Sie einen richtigen Prozeß inszenieren? Der Botschafter sagte, Sie seien in diesem Punkt unnachgiebig. Ein Prozeß oder eine Menge Hazzerei.«
    »Hazzerei?«
    »Das ist ein jüdisches Wort, und es bedeutet Ärger.«
    »Sie sehen aber nicht jüdisch aus ...«
    »Was ist mit diesem Prozeß?« unterbrach ihn Sam. »Konzentriert sich die Anklage auf Körperverletzung?«
    »O nein. Das wäre — philosophisch betrachtet — nicht konsequent. Wir Menschen erwarten, physisch zu leiden. Mühsal und Leid bewirken Kraft.« Lin Shoo lächelte. Devereaux wußte nicht, warum. »Der General wird wegen seiner Verbrechen gegen das Mutterland vor Gericht gestellt werden.«
    »Also eine Erweiterung der ursprünglichen Anklage«, sagte Sam ruhig.
    »Aber viel komplizierter«, erwiderte Lin Shoo, und sein Lächeln verblaßte zu resignierter Enttäuschung. »Willkürliche Zerstörung von nationalen Heiligtümern — nicht unähnlich Ihrem Linkolon-Denkmal. Einmal ist er ja, wie
Sie wissen, entkommen. Er fuhr mit einem gestohlenen Lastwagen gegen die Standbilder auf dem Son-Tai-Platz. Die Anklage lautet jetzt auf Beschädigung ehrwürdiger Kunstwerke. Die Statue, gegen die er prallte, ist nach Entwürfen der Frau des Vorsitzenden aus dem Stein gehauen worden, und dafür gibt es kein Gegenargument hinsichtlich Drogeneinfluß. Zu viele diplomatische Leute haben ihn gesehen. Er hat auf dem Son-Tai-Platz einen Riesenlärm gemacht.«
    »Er wird mildernde Umstände in Anspruch nehmen.« Ein Versuch kann niemals schaden, dachte Devereaux.
    »Ebenso wie bei Körperverletzung gibt es so etwas nicht.«
    »Ich verstehe«, log Sam. Es hatte wenig Sinn, diesen Punkt weiterzuverfolgen. »Was könnte er denn bekommen? «
    »Warum sollte er etwas bekommen? Er soll doch bestraft werden! «
    »Ich meine seine Gefängnisstrafe. Wie lange muß er sitzen?«
    »Etwa viertausendsiebenhundertundfünfzig Jahre.«
    »Was? Ebensogut könnten Sie ihn hinrichten!«
    »Das Leben ist für die Söhne und Töchter des Mutterlandes wertvoll. Jedes Lebewesen ist dazu fähig, seinen Beitrag zu leisten. Selbst ein bösartiger Verbrecher wie Ihr verrückter imperialistischer General. Er könnte noch viele produktive Jahre in der Mongolei verbringen.«
    »Augenblick mal!« Devereaux drehte sich abrupt in seinem Sitz herum und sah Lin Shoo geradewegs in die Augen. Er war nicht sicher, aber er glaubte ein metallisches Klicken auf dem Vordersitz zu hören. Es klang so ähnlich, als würde der Sicherungshebel einer Pistole umgelegt.
    Er beschloß, nicht daran zu denken. Das war besser so. Er

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